FILMKRITIK: „SALTBURN“ (Thriller/Drama/Komödie - 2023)



Man sagt ja bekanntlich: Das Beste kommt zum Schluss. Und in der Ca(u)sa „Saltburn“, trifft das sogar wortwörtlich zu, denn Emerald Fennell („Promising Young Woman“) liefert mit diesem Glanzstück - spät aber doch -, einen erstklassigen Titel ab, der - ja was ist das eigentlich? - sich irgendwo zwischen Drama, Thriller, Satire, Black-Comedy bewegt, der, hinsichtlich des relativ überschaubaren, nicht allzu ambitionierten Kinojahres, 2023 den verfluchten Arsch rettet und - Trommelwirbel - mein ganz persönliches Filmhighlight 2023 markiert. Müsste ich mir also einen Film herauspicken, der in puncto Storytelling, vom generellen Aufbau der Geschichte, bis hin zur Implementierung der Charaktere, aufgrund seiner behutsamen Erzählweise, in Bezug auf die hochkarätigen Schauspielambitionen, ja, müsste ich einen Film auswählen, der all die soeben genannten Komponenten nahezu perfekt zusammenführt, dann ist ganz eindeutig „Saltburn“. Doch ich kann die Gegenstimmen schon hören: „Aber das ist doch ein Abklatsch! Diese Art der Erzählung gab es schon zuhauf! Die Story ist schlichtweg vorhersehbar!“ Darauf antworte ich: „Vielleicht habt ihr sogar recht, ABER: Mit welcher Leidenschaft hier am Set gearbeitet wurde, ist bemerkenswert. Von Fennells Regiestuhl ausgehend, über das makellose Szenenbild, die Musikdarstellung, über die lächerlich simple Idee, Banalitäten unter dem Deckmantel komplexer Gefühlswelten zu verstecken, bis hin zur absoluten Hingabe eines - wie ich finde, VÖLLIG ZU UNRECHT UNTERSCHÄTZTEN - Barry Keoghan, der nicht nur sein ganzes Herz auf dem Platz lässt, sondern auch in körperlicher Hinsicht ALLES menschenmögliche gibt, damit „Saltburn“ nicht in der Mittelmäßigkeit versinkt! Hinzukommt eine Riege expliziter, höchst provokanter Szenen, die diesen Film irgendwo einzigartig erscheinen lassen, vor allem deshalb, weil Emerald Fennell die Kamera voll draufhalten lässt. (Schon mal Sperma aus ner ablaufenden Bedewanne getrunken? Nein? Barry Keoghan macht's mit Inbrunst!)

Man muss es so deutlich sagen: Mitunter sind es die herausragenden schauspielerischen Leistungen von Keoghan und Pike, die den Film 131 Minuten lang locker & federleicht tragen und deren beider Einsatz mindestens eine Oscar-Nominierung nach sich ziehen müsste. (Die Nominierung zum Globe 2024 gab's zumindest schon mal.)

 

Auch die Regiearbeit von Fennell muss hier deutlich hervorgehoben werden, denn sie schafft es nicht nur - mit einem herausragenden Drehbuch wohlgemerkt -, diese falsche, ekelhaft-prätentiöse, sinnbildliche Kluft zwischen Arm und Reich für einen kurzen Moment zu schließen, sie bringt es auch über die gesamte Distanz zustande, den dadurch vorprogrammierten gesellschaftlichen Konflikt, einerseits gefühlvoll, andererseits so brachial und - auf Bewusstseinsebene betrachtet - gewaltsam wie nur möglich darzustellen, das man auch hier über eine Nominierung nachdenken könnte.

 

Wisst ihr was? Ich mach‘ es kurz: „Saltburn“ ist ein verdammt cleveres Thriller-Highlight im Gewand eines satirischen Dramas, das so viele brillante Bilder liefert, so viele tolle Szenen bereithält und zudem auch noch einen unfassbar tollen Schlussakt beinhaltet, der mich wirklich begeistert hat, sodass es einer Schande gleichkäme, wenn ich ihm weniger als 9 von 10 Punkten geben würde. Da ich allerdings glaube zu wissen, wie die Academy in etwa tickt, wird der Film zwar nicht der allergrößte Oscar-Favorit sein, aber für mich persönlich: Eine kleine Sensation!

 

Kleine Warnung am Rande:

 

Da ich selbst den Tipp bekommen habe, mir absolut nichts über den Inhalt durchzulesen, und mir erst recht nicht den Trailer zu Gemüte zu führen, gebe ich diese Empfehlung gerne an euch weiter.

 

Inhaltsangabe:

 

Der Student Oliver Quick kämpft darum, seinen Platz an der Universität Oxford zu finden, und wird in die Welt des charmanten und aristokratischen Felix Catton hineingezogen, der ihn für einen unvergesslichen Sommer nach Saltburn, dem weitläufigen Anwesen seiner exzentrischen Familie, einlädt.

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