Rezension: "SUNDIAL - Das Haus in der Wüste“ von Catriona Ward

Catriona Ward ist für mich persönlich eine kleine Wundertüte im Genre und ein absoluter Mehrwert für die Festa-Must-Read-Reihe. Das habe ich aber nicht immer so empfunden. Kurze Erklärung: Als ich direkt nach deutscher Erstveröffentlichung von „The Last House on Needless Street“ das Ding zum ersten Mal gelesen habe, war ich mehr oder weniger „enttäuscht“. Ich fand den Plot einfach megageil, konnte aber mit den Figuren und der Umsetzung per se wenig anfangen. Das hat sich dann auch in meiner Besprechung widergespiegelt. Kurz: Mir war irgendwie schleierhaft, wie dieser Titel so viele Lorbeeren einstecken, so viele Awards gewinnen konnte. Tja. Habe das Buch dann ein Jahr später nochmal zur Hand genommen und was soll ich sagen: ICH. LIEBE. ES. Mir sind beim ersten Durchlauf derart viele Details abhandengekommen, so viele raffinierte Kniffe entfallen, dass ich die Story - warum auch immer - einfach nicht greifen konnte. (Das passiert mir ganz, ganz selten!)


Wie heißt es so schön: „You never get a second chance to make a first impression“. Leute,…absoluter BULLSHIT!


Bei „LITTLE EVE“ war mir aufgrund der Thematik und der Prämisse im Vorfeld glasklar, dass man hier keine breite Masse (positiv) erreichen wird, dafür ist das gesamte Handlungskonstrukt viel zu speziell. Ich persönlich feiere sowas brutal ab und mag das auch sehr, wenn sich die Geschehnisse abseits der Mainstream-Ware bewegen. Außerdem hat sie hier auch auf ganz hohem Niveau erzählt, starke, authentische Figuren geschickt in die Story mit eingebunden und eben zu 100 % die Atmosphäre-Karte ausgespielt. Kann aber durchaus verstehen, dass es viele LeserInnen da draußen geben wird, die mit Little Eve absolut nichts anfangen können.


So. Nun haben wir den neuen Roman von Catriona Ward am Tablett: „SUNDIAL - Das Haus in der Wüste“. Als ich DEN Plot zum ersten Mal gelesen habe, gab‘s mal zwei Minuten Schnappatmung. Ich find‘ den so gut, so eindringlich, so interessant, dass sich die Wartezeit auf das Releasedatum ewig angefühlt hat. Nachteil: Die Erwartungshaltung stieg in der Zeit beinahe ins Unermessliche. Doch wie fühlte sich „SUNDIAL“ nun an? Ganz ehrlich: Diese spezielle Vorlaufzeit/Eingewöhnungsphase, die ich bei „…Needless Street“ noch hatte, gab es hier praktisch gar nicht. Ab der ersten Seite war ich zu 100 % in der Geschichte drin. Ich konnte mich sofort auf die Gefühlswelt aller Figuren einlassen (obwohl sie mit wenig Sympathie und jeder Menge psychischen Problemen ausgestattet wurden), was lediglich damit zusammenhängt, dass Catriona Ward ihre Charaktere mit dem Maximum an Liebe und Detailtreue formt. Doch das Kernelement ihres Vorhabens meistert sie einfach gut: Und zwar den herausragenden Plot so umzusetzen, dass er sich einerseits nicht wie ein billiger Abklatsch ähnlicher Titel im Genre anfühlt, andererseits sollte schlussendlich auch kein konstruierter Nonsens zu Papier stehen. Ein weiterer positiver Aspekt, der die Geschichte sauber umspielt, ist die atmosphärische Komponente: Hier setzt Ward auf ein relativ minimalistisch veranlagtes Setting ohne Schnickschnack, eine überschaubare Figurenkonstellation und sorgt für eine melancholische/melodramatische Grundstimmung, die dem Text zuträglich ist, ihn aber nicht demoralisiert. Alles gut so weit. Leider gab es dann nach ca. 140 Seiten einen völlig abrupten Cut, der die Gegenwart erstmal beiseite schiebt und die Hauptfigur in deren eigene Kindheit katapultiert. Und das fand ich irgendwie unpassend. Ab diesem Zeitpunkt hat mich die Handlung - emotional - ein klein weinig verloren und auch die beiden Hauptfiguren Rob & Callie sind mir regelrecht abhandenkommen. Auch das ein oder andere Kapitel hätte ich nicht unbedingt gebraucht, da es für die Story rein gar nichts tut und die Handlung oftmals künstlich zäh ausdehnt. Eine Sache, die mir wirklich sauer aufgestoßen hat, ist die Tatsache, dass Catriona Ward sogar einige Versatzstücke aus „…Needless Street“ und „Little Eve“ in „Sundial“ verpackt hat. (Auf Details kann ich - ohne zu spoilern - bedauerlicherweise nicht eingehen) Sie hat diese Elemente auch nicht sonderbar gut versteckt, das muss man schon sagen. Naja. Einer Sache sollte man sich im Vorfeld aber auf jeden Fall klar sein: Einen reißerisch erzählten Pageturner darf man sich von „Sundial“ auf gar keinen Fall erwarten, denn dafür ist er zu strukturiert, zu detailverliebt und verstrickt sich oftmals in Belanglosigkeiten.


Inhaltsangabe:


Rob sorgt sich um ihre Tochter Callie, die winzige Knochen sammelt und mit imaginären Freunden flüstert. Sie erkennt in Callie etwas Dunkles, das sie an ihre Familie erinnert, die sie schon so lange versucht zu vergessen. Dennoch beschließt sie, ihre Tochter nach Sundial zu bringen, zurück in das Haus ihrer Kindheit, tief in der Mojave-Wüste. Dort wird sie eine schreckliche Entscheidung treffen müssen …


Rob hat Angst vor ihrer Tochter. 

Und Callie hat Angst vor ihrer Mutter.


Ein neues fesselndes Gothic-Meisterwerk der internationalen Bestsellerautorin von Das letzte Haus in der Needless Street.


Emma Stonex: »Ein Wüstenstaub-Albtraum mit dem Stachel eines Skorpions. Ich habe es geliebt.«


Stephen King: »Dieses Buch darfst du nicht verpassen. Wirklich erschreckend.«


Ian Rankin: »Gruselig, originell und packend.«

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