FILMKRITIK: „THE BANSHEES OF INISHERIN“ (Drama/Komödie - 2022)



Der Beginn dieses selbstironischen, tragikomischen Oscar-Verlierers ist so banal und skurril zugleich, dass einem schon in den ersten dreißig Minuten dämmert, wohin die ganze Reise führen wird. Wer bereits „Brügge sehen…und sterben?“ intus hat, der weiß mit ziemlicher Sicherheit, dass diese höchst kontroverse Schauspieler-Kombi hervorragend funktionieren kann. Stand die fiktive Beziehung der beiden schon vor 15 Jahren schon auf der Kippe, so ist sie aus heutiger Banshees-Sicht zum Scheitern verurteilt. Denn als Colin Farrell völlig entgeistert fragt: „Hab ich dir was getan…?“, bekommt er von seinem langjährigen Freund Brendan Gleeson die niederschmetternde Antwort: „Ich mag dich einfach nicht mehr!“ Auf den Säulen dieses vollkommen - zunächst - harmlosen Zwistes stützt Regisseur Martin McDonagh (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) seine gesamte 114-minütige Erzählung. So sieht es zumindest an der Oberfläche aus.

Gräbt man allerdings etwas tiefer, so wird man schnell zum Kern der Geschichte vordringen, der uns die damals vorherrschenden Bürgerkriegszustände im Land anhand zweier Streithähne symbolisch darlegen soll. Während sich die Hauptinsel im Krieg befindet, wird im örtlichen Pub auf der frei erfundenen Insel „Inisherin“ weiterhin fleißig schwadroniert, musiziert, Bier gesoffen und Freundschaften aufgekündigt. (Zur Verteidigung von Brendan Gleeson: Dass er die Freundschaft beendet hat, kann ich gut verstehen, schließlich ist Farrells Verkörperung eine langweilige Nervensäge, die mir verdammt schnell auf den Sack gegangen ist.) Das mag jetzt auf den ersten Blick vielleicht etwas negativ klingen, hat der Handlung im Nachgang aber richtig guten Zündstoff beschert. Auch dieses raue, atmosphärische Insel-Setting, die stark nachempfundenen irischen Gepflogenheiten, das Drehbuch an sich, sowie das erstklassig drapierte Szenenbild haben der Geschichte wirklich gutgetan.


Vor allem aber lebt dieser Film zu großen Teilen von den schauspielerischen Ambitionen der beiden Hauptakteure, die sich verbal, aber auch körperlich kontrahieren. Das ist zumal ganz schön hinterlistig und dreist, andererseits aber auch richtig lustig, phasenweise dann leider auch richtig langwierig. Welcher Part der hier dominantere sein mag, dass darf euch überlassen bleiben. Fakt ist jedoch, dass mich dieses kleine, fiese Kräftemessen der beiden Kontrahenten (als Sinnbild für Meinungsverschiedenheiten, die zu Kriegshandlungen führen) gut unterhalten hat, auch wenn man oftmals langwierige Passagen überstehen muss und sich eine Kopie von „Brügge sehen…und sterben?“ einfach nicht wegdiskutieren lässt. Kurzum: Unterhaltsam? Durchaus. Vom großen Oscar-prämierten Wurf sind wir allerdings Lichtjahre entfernt!


Inhaltsangabe:


Autor und Regisseur Martin McDonagh (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) präsentiert uns seinen exzentrischen Film mit Colin Farrell und Brendan Gleeson. Obwohl Pádraic (Farrell) und Colm (Gleeson) lebenslange Freunde sind, finden sie sich in einer ausweglosen Lage wieder, als einer von ihnen plötzlich die Freundschaft beendet, was für beide alarmierende Konsequenzen hat.

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