Rezension: "Der namenslose Tag" von Friedrich Ani

Eines gleich vorweg: Dieser Krimi ist definitiv eigenartig!

Sprachlich bewegt sich Ani auf sehr fremdartigem Boden, nimmt bewusst Distanz von klassischer Spannung und einem treibenden Lesefluß, setzt aber dafür wirklich gekonnt auf Charakterbildung, ausgeprägte Gefühlslagen; spart nicht an Melancholie, Trauer und Mitleid. Die teilweise depressive Stimmung im Roman, wird aber sehr oft durch saukomische, bayrische Monologe, Dialoge aufgeheitert, dass ich mich ab und zu schämte, weil ich lachen musste, es aber um einen tragischen Selbstmord ging.
Der Grat zwischen Witz und Ernsthaftigkeit liegt so verdammt nah aneinander!

Der Einstieg in die Lektüre war zugegebenermaßen nicht einfach. Hat man aber erstmal die Gewöhnungsphase hinter sich gebracht, lässt man sich in die bevorstehende Geschichte fallen, so bekommt man einen außerhalb des Mainstream, gut konzipierten Roman, der etwas anderen Art.

Merkwürdig, dass ein Krimi so ruhig, gelassen und vor allem stilvoll, ja fast schon poetisch aufgebaut werden kann, Spannung im herkömlichen Sinne ausgrenzt und den Leser trotzdem irgenwie unterhält.

Empfehlen würde ich das Buch all jenen, denen das oben Geschriebene imponiert hat und die mal aus dem Krimieinheitsbrei ausbrechen wollen. Fans der klassischen Spannungsliteratur sind wahrscheinlich mit einem Pageturner besser bedient.

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