FILMKRITIK: „KINDS OF KINDNESS“ (Komödie/Drama - 2024)



Yorgos Lanthimos ist für mich einer der intelligentesten, mutigsten und innovativsten Filmemacher seiner Zeit. Daran besteht gar kein Zweifel. Das sieht nicht nur meine Wenigkeit so, sondern auch viele Kenner/Liebhaber der Filmindustrie, aber auch jede Menge branchenrelevanten Personen, insbesondere die Academy selbst, denn schließlich ist er für viele Auszeichnungen (Emma Stone, Olivia Colman,…) verantwortlich und durfte sich den Oscar 2024, auch schon selber in die Tasche stecken.


Was er nun mit „Kinds of Kindness“ fabriziert hat, ist gleichermaßen grenzgenial, wie höchst anmaßend und vor allem GEFÄHRLICH. Warum? Weil er auf 164 Minuten (Ja Leute, auf 2h 44min), eine dramaturgische Parabel erzählt, seinem Stile angemessen, so ausgedehnt, detailreich und langwierig wie nur möglich, in Form einer klassischen, dreiteiligen „Anthologie“. Richtig! Wir haben hier einen völlig absurden (Fürs Protokoll: absurd, aber nicht sinnfrei.) Mehrteiler vor uns, der sich zwar fein säuberlich und hübsch zu beinahe gleichen Teilen aufgliedert, bei dem allerdings die einzelnen Story-Komponenten nichts miteinander zu tun haben. Und genau hier liegt das eigentliche „Problem“ der Sache. Denn hat man erst einmal in die Handlung einer dieser Geschichten hineingefunden, wird man von Lanthimos gewaltsam und ohne Rücksicht auf Verluste in den nächsten Story-Part katapultiert.

Frei nach der „Friss-und-Stirb-Methode“. Für das generisch-veranlagte Kinopublikum heutzutageeine absolute Vollkatastrophe, die Spannung/Konzentration konstant hochzuhalten, vor allem bei dieser überbordenden Laufzeit.

Jetzt kommen wir zum großen ABER: Mir persönlich hat diese vollkommen groteske Aneinanderreihung von Absurditäten, beziehungsweise diese höchst merkwürdigen Figurenkonstellationen, unheimlich gut gefallen. Auch die einzelnen Handlungsstränge, und waren sie noch so obskur, habe ich mit größter Aufmerksamkeit und Sorgfältigkeit verfolgt. Nicht nur verfolgt, sondern auch geliebt. (Passiert mir bei dieser Art des Storytellings überaus selten.) Gleiches gilt für die schauspielerischen Leistungen. Wie von Willem Dafoe, Emma Stone und Jesse Plemons gewohnt, bekommt man hier abermals Erstklassiges auf die Augen. Einziger „positiver Kritikpunkt“ meinerseits: Der Soundtrack. Denn der hat mich teilweise kaputt gemacht. (Vor allem in Teil 1 & 3: Dieses permanente unheilvolle Gejaule und Klaviergeklimper, …HORROR. - Richtig stark gemacht, aber eine waschechte Mindfuck-Nummer! 🤣)


Kurzum: „Kinds of Kindness“ ist nichts fürs Kino. NEIN! Zu lang, zu kompliziert, zu fabulierend, zu extrovertiert, zu experimentell, zu wenig Tempo, zu unkonventionell, zu wenig Mainstream. Dieser Lanthimos tut's auch im heimischen Saal. Aber fernab dieser Details ist das ein absolut großartiges Stück Filmkunst (wie eine gut abgestimmte Mixtur aus „Dogtooth“ & „The Killing Of A Sacred Deer“), das mir im Endeffekt so viel Freude bereitet hat. Von meiner Seite aus: Alle Daumen nach oben.


Inhaltsangabe:


Eine dreiteilige Fabel über einen Mann, der keine Wahl hat und versucht, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen; über einen Polizisten, der beunruhigt ist, dass seine auf See vermisste Frau zurückgekehrt ist und ein anderer Mensch zu sein scheint; und über eine Frau, die entschlossen ist, einen bestimmten Menschen mit einer besonderen Fähigkeit zu finden, der dazu bestimmt ist, ein hervorragender geistiger Führer zu werden.

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