Lasst mich zu Beginn der Review ein paar Worte über Christopher Nolan sagen: Der Großteil von euch wird mir mit Sicherheit zustimmen, wenn ich behaupte, dass Nolan einer der größten, visionären Filmemacher seiner Zeit ist, dass er die Grenzen des Kinos immer wieder neu zu verschieben weiß, dass er stets imstande ist, die Leinwand - in rein optischer Hinsicht - zum Spektakel zu machen, dass er der Charakterentwicklung seiner Protagonisten viel Raum und Zeit gibt und beweist schlussendlich somit, dass er der richtige Mann für die fetten, imposanten Produktionen ist. (Die Box Office Zahlen würden mir in jedem Fall zustimmen.) Letztendlich kann er auf eine sagenhafte Filmografie zurückblicken. Das steht vollkommen außer Frage. ABER: Ich persönlich mag seine filmische Denkweise einfach nicht, die Art, wie er Bild- und Tonmaterial für permanente Effekthascherei missbraucht. Bei ihm wirkt nahezu jeder Titel inhaltlich aufgeblasen, künstlich verlängert und derart krampfhaft erhaben, dass es mir manchmal ganz schön sauer aufstößt. Der einzige Titel, der etwas aus der Reihe tanzt und den ich bis heute bedingungslos liebe, ist „The Prestige“. Alle anderen Filme - vor allem die neueren - haben diesen speziellen Nolan-Look, das immergleiche Storytelling, diesen einen besonderen Super-Hero, diesen schon tausendfach gehörten Score, der sich mittlerweile echt abgenutzt hat. (Bei manchen Produktionen begrüße ich diese Dinge, bei anderen wiederum gehen sie mir gehörig auf den Geist!) Ihr merkt schon, meine Liebe zu Nolan hält sich wahrlich in Grenzen. Genug dazu.
Jetzt kommen wir zu „OPPENHEIMER“, zu Nolans mehrfach prämierten Meisterwerk, zu „einem der besten Filme des Jahrhunderts“. (RICHARD ROEPER, CHICAGO SUN-TIMES) Ernsthaft: Ich habe wirklich überhaupt KEINE AHNUNG, woher diese ganzen positiven Kritiken stammen, beziehungsweise, worauf sie sich explizit beziehen. Wisst ihr was? Für mich war OPPENHEIMER eine mehrstündige Tortur, teilweise auch schon Folter, das mit Abstand pseudointellektuellste Biopic ever, das zudem auch noch gänzlich OHNE Spannungselemente auskommen muss. Ich verstehe das einfach nicht. Warum in Gottes Namen erzählt man die höchst interessante Vita einer so bedeutsamen, geschichtsträchtigen Persönlichkeit derart oberflächlich, eindimensional, fast schon einschläfernd, ohne Tiefgang, ohne Emotionen, ohne Bezug zu den (Neben-)Charakteren, ohne Gefühle, ohne handfeste Dramatik, staubtrocken, rein dokumentarisch, sachlich ohne Ende. Das Drehbuch wurde ja regelrecht mit Dialogen zugeschi**en,... meine Herren. Ich hätte mir niemals gedacht, dass ich diesen Satz - in Bezug auf Nolan - einmal sagen würde, aber: Ein paar krasse Action-Szenen, ein emotionaler Wutausbruch, ein Kampf um Leben und Tod, eine Verfolgungsjagd, ein kaltblütiger Mord, was auch immer, hätten diesem durch und durch langwierigen Konzept echt gutgetan. Sry, aber da gibt es einige Filmbiografien, die in ihrer Gesamtkonzeption wesentlich unterhaltsamer angelegt sind: Ich denke da zum Beispiel an „A Beautiful Mind“, „The Imitation Game“, „Darkest Hour“, oder auch „The Theory of Everything“. Bei all der Kritik gibt es jedoch zwei Dinge, die - für mich - OPPENHEIMER vor der Guillotine retten: 1. Cillian Murphys Performance, denn die ist wirklich großartig. 2. In der letzten Stunde zieht Nolan - in Relation zu den ersten beiden Dritteln - nochmal die Dramaturgie-Schraube an und entschädigt das Publikum ein klein wenig für die Hirn-Strapazen der ersten 120 Minuten. Alles in allem bleibt OPPENHEIMER - trotz heikler Brisanz des Themas -, dennoch ein arg durchwachsenes, nur bedingt sehenswertes/empfehlenswertes „Filmerlebnis“, das so viele inszenatorische Ambitionen liegen lässt und sich in seiner deutlich zu langen Ausführung verliert.
Inhaltsangabe:
Erleben Sie das atemberaubende Meisterwerk, welches das Publikum auf der ganzen Welt fasziniert hat. Geschrieben und inszeniert von Christopher Nolan versetzt uns "Oppenheimer" in die Gedankenwelt des Physikers J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy), dessen bahnbrechende Arbeit beim Manhattan Project die erste Atombombe hervorbrachte.Dieses unvergleichliche Filmerlebnis brilliert mit hochkarätiger Starbesetzung, darunter Emily Blunt, Oscar®-Gewinner Matt Damon , die Oscar®-Nominierten Robert Downey Jr. und Florence Pugh, Josh Hartnett sowie die Oscar®-Gewinner Casey Affleck, Rami Malek und Kenneth Branagh.
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