FILMKRITIK: „BABYLON - Rausch der Ekstase“ (Drama - 2022)



Hand aufs Herz: Damien Chazelle ist für mich einer der talentiertesten, wenn nicht sogar DER talentierteste Regisseur/Drehbuchautor seiner Generation. Ohne Zweifel: Seine besondere Gabe, Figuren zum Leben zu erwecken, sowie ein äußerst geschultes Auge für den Entwurf atemberaubender Szenenbilder zu beweisen, ist schlichtweg einmalig. Außerdem gelingt es ihm immer wieder, vor allem in Kombination mit der von Justin Hurwitz komponierten Musik und der erstklassigen Kameraarbeit von Linus Sandgren, einprägsame Storytelling zu entwickeln, das meist per längeren One-Takes derart gekonnt inszeniert wird, dass einem lediglich der Mund offen stehen bleibt. Wie ihr wisst, werde ich „Whiplash“ und „La La Land“ bis an mein Lebensende bedingungslos lieben und halte beide Filme für herausragende Meisterwerke ihrer Gattung. Doch was er in „Babylon - Rausch der Ekstase“ veranstaltet, ist mir einfach zu viel des Guten. Perfektes Bild- und Tonmaterial hin oder her, aber der Film ist in seiner Gesamtkonstruktion unstet, hektisch, übertrieben, überfordernd und nicht zuletzt: laut ohne Ende. Vor allem die ersten 30 Minuten, bis zum Erscheinen des Babylon-Filmtitels, haben mich ernsthaft gekillt. Da ging’s drunter und drüber, Szene für Szene reiht sich in Windeseile aneinander, will sich krampfhaft selbst übertrumpfen, eine einzige Ekstase. Jedoch kann man dem Film eines nicht vorwerfen: Dass er nicht ambitioniert wäre, denn Action, Hektik und Lärm gibt es wahrlich zuhauf. Wisst ihr was?


„Babylon“ wirkt für mich wie eine völlig überzeichnete Persiflage an das glorreiche Hollywood-Dasein der 20er Jahre, mit all der ganzen Wegwerfgesellschaft, der Austauschbarkeit, dem Patriarchat und seinen verheerenden Auswirkungen.


Zwar gibt es interessante Einblicke in das epochale Filmzeitalter, das hier intensiv behandelt wird, aber inhaltlich gibt „Babylon“ nicht wirklich viel her. Vor allem aber möchte ich diesen haltlosen, expressionistischen Tarantino-Once-Upon-A-Time-Übereifer von Chazelle einfach nicht sehen. Nein. Was ich übrigens richtig geil fand, um auch mal das wenig Positive hervorzuheben, ist die Tatsache, wie viel Bohei damals um eine einzelne Produktion gemacht wurde, obwohl sie letztendlich „nur“ als Stummfilm präsentiert wurde. (Tosender Lärm, tobende Regisseure, verzweifelte SchauspielerInnen, Blut, Kollateralschaden, patriarchale Verhältnisse, so weit das Auge reicht, …) Diese ganzen Eskapaden vor und während der Produktionsphase wurden wahnsinnig eindringlich zur Schau gestellt! Auch Margot Robbie beweist einmal mehr eindrucksvoll, wie vielseitig und wandelbar sie innerhalb ihrer Rolle ist. ABER: „Babylon“ hat auf diese Spiellänge nicht die nötige Durchschlagskraft, die er meiner Meinung nach hätte haben sollen. Das Drehbuch ist eindeutig zu überladen, der Film ist gesamtheitlich betrachtet viel zu lang geraten, behandelt einige unnötigen Stellen zu ausführlich, reißt jedoch wichtige Beziehungen zwischen Charaktere nur rudimentär an. Was soll ich sagen? Auch wenn Chazelle für immer einen fixen Platz in meiner persönlichen Ruhmeshalle einnehmen wird, muss ich leider sagen: Mich hat’s nicht wirklich abgeholt!


Inhaltsangabe:


Mit großen Ambitionen im Gepäck reist der mexikanische Immigrant Manny Torres (Diego Calva) in die boomende Filmstätte nach Hollywood während der 1920er-Jahre. Filmstar Jack Conrad (Brad Pitt) gelingt es nicht nur mit Leichtigkeit, die größten Filme seiner Zeit zu stemmen, an seiner Seite wird die Nachwuchsdarstellerin Nellie LaRoy (Margot Robbie) zu einer gefragten Größe.

Als sich die Filmindustrie mit dem Aufkommen des Tonfilms 1927 massiv ändert, stehen jedoch die Karrieren von Stars und Belegschaft auf dem Spiel. Um den Übergang zu erleichtern, wird die Showbiz-Journalistin Elinor St. John (Jean Smart) auf den Plan gerufen, um den großen Stars zu zeigen, wie ihre Karriere fortbestehen kann. Mit der großen Änderung stehen jedoch ebenso die ausufernden Partys und Drogenexzesse auf dem Spiel, die zur damaligen Zeit gang und gäbe sind.


Nach seinem Welterfolg "La La Land" erzählt Damien Chazelle in "Babylon - Rausch der Ekstase" von der Seele Hollywoods und vom Aufstieg und Fall all derjenigen, die sich dem Leben im Scheinwerferlicht verschrieben haben. Es ist die Geschichte von überbordendem Ehrgeiz, ausgelassener Dekadenz und ausschweifender Verderbtheit. Der Ensemble-Cast wird angeführt von Brad Pitt, Margot Robbie und Diego Calva.

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