FILMKRITIK: „THE VVITCH“ (Horror/Drama - 2015)



Liest man sich zunächst nur die Inhaltsangabe zu Robert Eggers „THE VVITCH“ durch, und weiß man im Vorfeld nicht, mit welchem Regisseur, bzw. mit welcher Art Kunstfilm man es hier zu tun bekommt, dann liegt es eigentlich schon auf der Hand, dass man höchstwahrscheinlich eine bittere Enttäuschung erleben wird, oder - im Worst Case - den Film sofort als „staubtrockenen, langweiligen, schlecht konzipierten Horror-Streifen“ abstempelt.


So sieht es zunächst an der Oberfläche aus. Geht man allerdings ein/zwei Ebenen tiefer, lässt man sich auf diese knapp 92 Minuten Subtilität/Folklore ein, dann wird man dieses kleine Genrewunder definitiv als Meisterstück in Erinnerung behalten.


Ihr merkt es schon: Da gibt es eigentlich keinerlei Meinungen dazwischen. Lediglich diejenigen, die „THE VVITCH“ im vollen Bewusstsein seiner Stärken abfeiern, und jene, die sich da einfach, was komplett anderes erwartet haben und mehr oder weniger enttäuscht wurden. Ich persönlich zähle mich ganz klar zu jener Personengruppe, die den Film (beinahe) vorbehaltlos geil findet. Das hat mehrere Gründe:


1. Das Szenenbild: Einfach unfassbar, was Robert Eggers hier auf die Leinwand bringt. Dieses Zusammenspiel zwischen dem mittelalterlichen Setting, der unverschämt starken Kameraperspektiven/Kamerafahrten und den prägnant-auftretenden Kontrastdarstellungen, sind einfach bombastisch. Ich mag einfach diese teils verwaschenen, grau schattierten Bilder und diese extrem kühle Farbtemperatur. Das hat mich wirklich gecatcht. Und: Er arbeitet so oft mit starken „Close-ups“, um jegliche Emotionen der Charaktere bestmöglich einzufangen. Also: Wer optische Leckerbissen zu schätzen weiß: „THE VVITCH“ ist definitiv so einer.


2. Die Atmosphäre: Das ist mitunter der essentiellste Part des Films, denn schlussendlich lebt die Geschichte von dieser Komponente. Und man merkt, wie sehr Eggers hier ins Detail wollte: Es gibt jede Menge punktgenau gesetzte Slow-Zoom-Fahrten, die bereits genannten Close-up’s, und den ein oder anderen erzählerischen Kniff, der dem atmosphärischen Bild zuträglich war.


Das bringt mich zur nächsten großen Stärke: 3. Die Erzählweise: Hier muss man klar anmerken, dass Pacing & Timing nicht ganz genau auf derselben Wellenlänge unterwegs sind. Das kann oftmals dazu führen, dass einem der Film als ZuschauerIn wahnsinnig anstrengend, langwierig oder gar leblos vorkommt. Warum habe ich dies dennoch als Stärke angeführt? Weil es genau DIESES Alleinstellungsmerkmal dringend gebraucht hat, um ja nicht in der bekanntlich klischeehaften Horror-Schublade zu landen. Kann aber durchaus verstehen, warum man mit diesem strukturlosen Storytelling nichts anfangen kann. Ein letzter Punkt, der mich bei „THE VVITCH“ allerdings etwas gestört hat, war die charakterliche Ausprägung der Figuren: Klar liebe ich Anya Taylor-Joy, klar trägt sie den Film bis zu einem gewissen Punkt, aber die Eindimensionalität lässt sich auch bei ihr nicht ganz unter den Teppich kehren. Und dieses Schablonenhafte zieht sich so ein bisschen durch die gesamte Produktion.

Da gibt’s von meiner Seite auf jeden Fall ein Pünktchen Abzug.


Inhaltsangabe:


Neuengland, 1630. Farmer William findet, gemeinsam mit Frau Katherine und den fünf Kindern, ein neues Zuhause auf einem abgelegenen Stück Land, nahe eines düsteren Waldes.

Bald kommt es zu beunruhigenden Vorfällen: Tiere verhalten sich aggressiv, eines der Kinder verschwindet, während ein anderes von einer dunklen Macht besessen zu sein scheint. Misstrauen und Paranoia wachsen und die älteste Tochter Thomasin wird der Hexerei beschuldigt. Als sich die Lage immer weiter zuspitzt, werden Glaube, Loyalität und Liebe jedes einzelnen Familienmitgliedes auf eine schreckliche Probe gestellt …

Kommentar schreiben

Kommentare: 0