FILMKRITIK: „BEAU IS AFRAID“ (Drama/Horror - 2023)



Gleich vorweg: Ich bin ein absoluter Ari Aster Fanboy und finde seine beiden Film-Produktionen (sämtliche Kurzfilmprojekte mal außen vor gelassen) „Hereditary“ und „Midsommar“ unglaublich genial. Sie stellen für mich persönlich zwei klare Muster-Beispiele dar, wie modernes Horrorkino aussehen muss und sagen dem ganzen Jumpscare-Müll so richtig den Kampf an. Und ich bleibe bei meiner Meinung: Einen richtig schlechten A24-Film konnte ich bis dato nicht ausmachen. Ich weiß, viele von euch da draußen können mit diesem Slow-Cinema-Konzept, mit dieser Art des Storytelling – vor allem im Horrorbereich – überhaupt nichts anfangen, aber die clevere, innovative Komponente, wie Ari Aster seine Erzählungen konzipiert, lässt sich halt einfach nicht ignorieren. Mich nun mit „Beau is Afraid“ objektiv auseinanderzusetzen, ist mir ehrlich gesagt wahnsinnig schwergefallen. Jedoch lässt sich eine Sache schon mal mit klarer Bestimmtheit sagen: Der Film fällt komplett aus dem Raster und hat mit den beiden Vorgängern stilistisch nichts mehr am Hut. Er ist MAXIMAL unangenehm, im besten Sinne schwerfällig und in jeder Faser seines Daseins überfordernd. Auch was das Genre betrifft, geht Beau vollkommen eigene Wege. („Midsommar“ bewegt sich ja auch bewusst schon zwischen den Genrefronten hin und her). Was „Beau is Afraid“ allerdings zu einem wirklich außergewöhnlichen (Seh-)Erlebnis werden lässt, kann ich an drei Punkten festmachen: 1. Joaquin Phoenix, der seine neurotische, Slapstick-artige Rolle so sehr verinnerlicht hat, dass ich mir sicher bin: Dieser Film hätte mit keinem anderen Schauspieler derart gut funktioniert. 2. Dieses ständige Versteckspiel mit der Metaebene, sodass man sich den ganzen Film über die Fragen stellen muss: Was davon darf ich der Hauptfigur nun glauben? Was spielt sich auf der Realitätsebene ab? Welche Einschübe entspringen der Fantasie des Protagonisten? UND: Was von all dem gezeigten Material hat überhaupt einen realen Kern? 3. Die enorm-erweiterten Interpretationsmöglichkeiten: Ari Aster verschachtelt den Ursprung dieses Phobie-Fiaskos von Beau so gekonnt in der Tiefe, dass sich eine gefühlte Unzahl von Deutungsmöglichkeiten erschließen lässt, von denen jede einzelne definitiv ihre Berechtigung hat. (Leider kann ich nicht ins Detail gehen, ohne zu spoilern.) Leute, ihr müsst euch auf jeden Fall im Klaren sein: Das ist pures Art-House-Kino, das sich so weit wie möglich vom Mainstream entfernt. Solltet ihr mit dieser Art von Film bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben, so rate ich euch definitiv von „Beau is Afraid“ ab. Auch eine klare Triggerwarnung dürfte an dieser Stelle durchaus angebracht sein. (Es geht um Angstzustände jedweder Form, die expressionistisch und schonungslos an die Oberfläche geholt wurden.) Für all jene unter euch, die generell Filme lieben, die ein offenes Mindset erfordern und die sich gerne mit der Thematik in chiffrierter Form und Weise auseinandersetzen wollen, für diejenigen ist „Beau is Afraid“ ein vorbehaltloses Pflichtprogramm. Zwei Kritikpunkte habe ich allerdings noch: 1. Bei allem Respekt für die Komplexität & Intensität des Films, aber die Spieldauer von knapp drei Stunden sind meiner Meinung nach vollkommen übertrieben, das hätte man viel kompakter auf zwei Stunden erzählen MÜSSEN, was völlig egal gewesen wäre, da es der Substanz ohnehin nicht geschadet hätte. 2. Ich bin VERDAMMT SAUER, dass Ari Aster oftmals diesen komödiantischen, unendlich lächerlichen Blickwinkel auf Beau befürwortet, den fand ich - ehrlich gesagt - durchweg GRAUSAM. Bin jederzeit bereit MIT dem Protagonisten zu lachen, aber definitiv nicht ÜBER ihn. Schon gar nicht in Anbetracht des psychischen Zustandes. Das kostet „BEAU IS AFRAID“ schlussendlich seine 8 Punkte.


Inhaltsangabe:


Beau geht es nicht gut - seine Paranoia macht ihm das Leben schwer und die Medikamente, die ihm sein Therapeut verschreibt, sind auch keine Lösung. Als Beau aufbricht, um seine Mutter zu besuchen, beginnt eine epische Odyssee, auf der er mit seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konfrontiert wird. Am Ende muss Beau erkennen, dass er seine dunkelsten Abgründe überwinden muss, um seine Träume zu erfüllen…

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