FILMKRITIK: „THE WHALE“ (Drama - 2022)



Obwohl ich „The Whale“ eigentlich als Gesamtpaket bewerten wollte, muss ich nun einen Schritt zurückgehen und das neue Projekt von Aronofsky („Mother!“, „Black Swan“, „The Wrestler“, …) zweigeteilt betrachten: Da ist einerseits diese unfassbare Leistung von Brendan Fraser, die echt zum Staunen einlädt, beeindruckender nicht sein könnte und jede einzelne Auszeichnung rechtfertigt. Andererseits gibt es da ein künstlich zurechtgebogenes Drama, dass so krampfhaft Drama sein will, dass es schon dramatisch an die dramatische Grenze des Dramaturgischen grenzt. Wie ihr bestimmt wisst, bin ich ein Riesenfan von Aronofskys Arbeiten, aber hier hat er sich gewaltig verzettelt: zu viel Melancholie. Zu viel Depression. Zu viel Düsternis. Zu viel Hoffnungslosigkeit. Zu wenig Stoff. Zu wenig Moral. Zu wenig Durchschlagskraft. Was bei Black Swan beispielsweise noch so großartig funktioniert hat, diese Mental Health Problematik der Figuren in überzeichneter Form nach außen kehren, die Zuschauer an die eigenen Fehlbarkeit heranzuführen und sie im Sumpf des moralischen Geltungsdrangs zu ersäufen, ist hier, so ehrlich muss man leider sein, kläglich gescheitert. Das heißt jedoch nicht, dass mich „The Whale“ nicht großartig unterhalten hätte, das hat er nämlich. Um allerdings im Kopf zu bleiben, kratzt er mir persönlich zu oft an der ethischen Oberflächlichkeit. Um es kurz zu machen: Brendan Fraser definiert sich über „The Whale“ und „The Whale“ definiert sich über Brendan Fraser. That‘s it. Daher gibt’s von mir auch 7 starke Punkte, denn jede Bewertung, die schlechter ausgefallen wäre, würde dieser großartigen Schauspielerleistung nicht gerecht werden, Aronofskys Regie bleibt aber mehr oder weniger „Mittel zum Zweck“.


Inhaltsangabe:


Der Freitod seines Partners hatte bei Charlie zu einer selbstzerstörerischen Fresssucht geführt. Jetzt wiegt der Literaturprofessor 300 Kilo, sein Blutdruck steigt ins Unermessliche – laut seiner Krankenschwester Liz hat er nicht mehr lange zu leben. Dass er vor acht Jahren Frau und Kind wegen dieses Mannes verließ, nagt an ihm. Seine Chance auf Versöhnung sieht Charlie gekommen, als eines Tages seine Tochter Ellie vor der Tür steht. Doch der fettleibige Vater stößt bei dem tief verletzten Teenager nur auf Ablehnung. Wird das Mädchen ihm je vergeben können?

Für die beste Performance seiner Karriere gab es die höchste Auszeichnung der Filmbranche: Oscar-Gewinner Brendan Fraser (DIE MUMIE) frisst, würgt, kämpft, schluchzt und quält sich im 135 Kilo schweren Fatsuit durch den Film, liefert eine nuancierte Darstellung, die jede Facette des menschlichen Daseins abdeckt.

Kultregisseur Darren Aronofsky (BLACK SWAN) beschreibt seinen faszinierenden Film als ,,Übung in Empathie“. Tatsächlich erweist sich das Drama über die Suche nach Liebe und die Kraft der Vergebung als tief berührender und universaler Appell an die Menschlichkeit.

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