FILMKRITIK: „WHIPLASH“ (Drama/Musik - 2014)



„WHIPLASH“ badet seit seiner Veröffentlichung in 5-Sterne-Kritiken, suhlt sich in Lobeshymnen, wurde dreimal mit dem Oscar ausgezeichnet und begeistert Presse wie Cineasten gleichermaßen.

 

Wisst ihr was? Er tut das völlig zurecht, denn was Damien Chazelle („La La Land“) hier produziert hat, grenzt fast schon an filmische Genialität und hat mir von Anfang bis zum Ende Gänsehaut beschert. Ich weiß gar nicht, wo ich überhaupt anfangen soll? Vielleicht damit, wie außergewöhnlich er dieses Drama inszeniert hat, mit welcher Intensität er seine Kernbotschaft - vom Leistungsdruck des talentierten Jungspunds - dem Publikum einzuhämmern versucht, wie leidenschaftlich er den Handlungsverlauf mit diesen unglaublichen Sound-Kompositionen von Justin Hurwitz untermalt. (Der Kerl ist einfach nicht von dieser Welt und absolut gerechtfertigt zweifacher Oscar- sowie dreifacher Golden-Globe-Preisträger.) Einerseits begleitet er diese psychologische Kriegsführung auf leichte und charmante, subtile Weise, andererseits verprügelt er die Zuschauer mit der akustischen Brechstange zu Tode, brachial, gewaltsam bis zum Ende. Und dann auch noch dieses furiose Finale, das in seiner Deutung und in seiner musikalischen Ausführung einfach göttlich ist. Doch über den ganzen Ebenen der Symbolik, liegt die ständige, krampfhafte Suche nach Anerkennung, selbst wenn es bedeutet, durch die absolute Hölle gehen zu müssen.

 

Jetzt kommen wir zum Herzstück von „WHIPLASH“: Die unnachahmliche Schauspielerleistung von J. K. Simmons, denn die ist einfach nicht zu überbieten. Es lässt sich eigentlich kaum in Worte fassen, wie mich diese situative Darbietung von Simmons, diese manische Identifikation mit der Figur, diese pure, unverfälschte Leidenschaft, diese „Method Acting“-artige Herangehensweise und dieses gewaltsame Zusammenspiel zwischen Mimik und Akustik von ihm geplättet hat. Der ist so abgrundtief böse, so eiskalt, so unberechenbar, und geht derart explosionsartig auf in diesem beschissenen Perfektion-Mentoren-Ding, dass mir der Schweiß jetzt noch den Rücken runterläuft. Ernsthaft: Das kannst du nicht lernen. Das kannst du nicht kopieren. Das liegt dir einfach im f*ck‘in Blut. Damit bringt er nicht nur Miles Teller (der übrigens auch ganz hervorragend spielt und die bisher BESTE Leistung seiner Karriere abruft. Definitiv!) an seine augenscheinlichen Grenzen, auch das Publikum muss hier ganz schön was einstecken. Hinten raus fehlt  „Whiplash“ zwar der ganz große Nachdruck, der penetrante dramaturgische Einschlag, den es für mich noch gebraucht hätte, um wirklichen Heldenstatus zu erreichen, aber Leute, das ist meckern auf allerhöchstem Niveau.

 

Und jetzt frage ich euch: Was wäre ich denn für ein schrecklicher Unmensch, wenn ich diesem Meisterwerk weniger als 10 Punkte geben würde? Ich könnte mich wahrlich nicht mehr im Spiegel betrachten.

 

Inhaltsangabe:

 

Der 19-jährige Andrew Neiman ist ein begnadeter Schlagzeuger. In einer der renommiertesten Musikschulen des Landes wird er vom Dirigenten Terence Fletcher unter die Fittiche genommen. Der bekannte Bandleader fördert den jungen Drummer, aber er fordert ihn noch mehr: Mit rabiaten Unterrichtsmethoden, die immer mehr zu Gewaltexzessen ausarten, will er Andrew zu Höchstleistungen treiben und führt ihn an seine physischen und emotionalen Grenzen. Der Nachwuchsmusiker stellt sich der Tortur, denn es ist sein sehnlichster Wunsch, einer der größten Schlagzeuger der Welt zu werden. Während sein besorgter Vater Jim immer mehr an den Methoden und den Absichten des Lehrers zweifelt, hält Andrew hartnäckig durch. Doch wie viel mehr kann der Teenager noch ertragen?

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