FILMKRITIK: „BAD TIMES AT THE EL ROYALE“ (Thriller/Mystery - 2018)



Wenn ich mir einen Film anschaue und parallel dazu an einer Kritik arbeite (Ja, das mache ich wirklich zeitgleich), frage ich mich jedes Mal: Welcher Titel denn nun eine 9er-, oder gar 10er-Bewertung verdient hätte? Bin ich zu wählerisch? Beurteile ich die Materie etwa zu streng? Sehe ich die einzelnen Komponenten vielleicht zu kritisch? Zerlege ich das Ganze in zu viele Einzelteile?


Dazu habe ich eine ganz klare Meinung:

Nur wenn ich mich eingehend und kritisch mit dem vorliegenden Stoff auseinandersetze und ihn bis ins letzte Detail prüfend beurteile, bin ich in der Lage, die Spreu vom Weizen trennen. Andernfalls wird man eher zu subjektiven, weniger zu objektiven Einschätzungen neigen. (Lediglich „THE MENU“ mit Ralph Fiennes und Anya Taylor-Joy in der Hauptrolle und „Everything Everywhere All at Once“ kratzten für mich schon stark an der 9er-Marke!)


Jedenfalls: Wer eine unfreiwillige Rückführung in die eigene verkorkste Vergangenheit erleben möchte, der sollte ein paar psychische Probleme, eine Portion Galgenhumor, die ein oder andere abstruse Neigung, eine neun Millimeter Knarre und ein gewetztes Messer in den Reisekoffer packen und beim abgef*ckten El Royale am Lake Tahoe vorbeischauen. Dann kann ich euch definitiv garantieren, dass ihr dort in bester Gesellschaft sein werdet.


In diesem mysteriösen Crime-Noir-Puzzle trifft sich die Elite der skurrilsten Figuren zu einem kleinen Stelldichein, die einander (scheinbar) völlig unbekannt sind und deren persönlichen Befindlichkeiten/Einzelschicksale im Laufe der Geschichte zum höllischen Problem werden. Das gelungene 60er-Jahre-Setting, die beklemmende Atmosphäre (die mich übrigens ganz stark an James Mangolds „Identity“ aus 2003 erinnerte), diese 360-Grad-Flashback-Erzählperspektive, der Handlungsaufbau, sowie die Entwicklung der einzelnen Stränge (auch wenn sie manchmal echt sonderbar waren) verleihen

„…El Royale“ einen mehr als soliden Schliff.

Ich frage mich nur - und das ist wie schon so oft der negative Knackpunkt -, warum man es einfach nicht auf die Kette kriegt, bei einer Spieldauer von 2 Stunden und 22 Minuten, den Charakteren Tiefe zu verpassen? Doch dann kommt Chris Hemsworth alias Billy Lee, ein erstklassiger Geisteskranker, und mischt die Karten völlig neu durch. Alles in allem war das eine ganz  coole Nummer, die man sich durchaus anschauen kann.


Inhaltsangabe:


Sieben Fremde, jeder mit einem dunklen Geheimnis, treffen am Lake Tahoe im El Royale zusammen, einem heruntergekommenen Hotel mit düsterer Vergangenheit. Im Verlauf einer verhängnisvollen Nacht bekommt jeder eine letzte Chance auf Erlösung ... bevor alles eskaliert. 

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