Rezension: "Moon Lake“ von Joe R. Lansdale

Liebe Leute, die nun folgende Erkenntnis mag auf den ersten Blick vollkommen logisch erscheinen, im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit dieses Sachverhaltes eher unwahrscheinlich:


Also: Unter all den abertausenden Büchern, die ich bislang lesen und rezensieren durfte, war kein einziges aus dem Festa Verlag dabei, das den Erwartungen nicht entsprochen hätte. Soll im Umkehrschluss heißen: Jeder Verlagstitel, der in meinem Regal Platz genommen hat, ist absolut überdurchschnittlich. Damit meine ich: Dass es scheinbar unmöglich ist, ein schlechtes Buch zu erwischen, das die Marke Festa trägt. Und das ist in der Tat außergewöhnlich. (Musste einfach mal gesagt werden.)


Wie kann ich nun den Bogen zu Lansdales MOON LAKE spannen? Ganz einfach: Jegliche Art der Ehrerbietung, die ich für so viele Geschichten aus dem Festa-Verlag übrig habe, muss ich direkt auf den neuen Lansdale umlegen, denn seine Erzählung rund um den 13-jährigen Daniel Russell strotzt nur so vor Charme, Einfallsreichtum, jugendlichem Leichtsinn und Dramatik.

Das sind nicht nur leere Schlagworte, mit denen ich hier um mich werfe, sondern Attribute, die den Text bestens definieren.


Man muss wahrlich kein Hellseher sein, um herauszufinden, dass Joe R. Lansdale ein absolutes Thriller-Genie ist, das mit seinem Stärken-/Schwächenprofil bestens vertraut ist, einprägsame Figuren aus dem Nichts erschaffen kann und jede Menge Feingefühl für die zwischenmenschlichen Töne besitzt. Außerdem verliert Lansdale seine Handlung NIEMALS aus den Augen. Er fokussiert sich immer darauf, ein nahbares, konstant gleichbleibendes Schriftbild zu generieren, geradlinig zu schreiben, diesen - sogenannten - „roten Faden“ über die Geschichte zu legen, damit seine Leserschaft stets das Gefühl bekommt, dem Geschehen problemlos folgen zu können. Ganz klar: Wo Lob, da kann auch Kritik nicht allzu weit entfernt sein, und so gibt es auch viele Gegenstimmen, die seinen Stil zu plump, zu konstruiert, zu bemüßigt finden. Das mag in manchen Passagen vielleicht sogar stimmen, jedoch liegen seine Stärken auch ganz klar in der Charakterzeichnung, im Settingbau und im Erzeugen von dramaturgischen Elementen. Meiner Meinung nach wird Lansdale seit vielen Jahren falsch vermarktet: Seine Erzählungen sind viel zu geistreich, zu energisch, zu tiefgehend, um in den Thrillerbereich hineinzupassen.

Auch „Moon Lake“ tanzt da ganz klar - positiv - aus der Reihe, denn seine Figuren, bilden stets das Zentrum der Ereignisse. Ihre Hintergründe, ihre Daseinsberechtigungen, bzw. Ihre Beziehungen zueinander sind ihm allzeit wichtiger, als einen reißerischen Spannungsbogen aufzubauen.


Mir persönlich hat das Ding echt gut gefallen!


Inhaltsangabe:


Daniel Russell war erst 13 Jahre alt, als sein Vater versuchte, sich selbst und seinen Sohn zu töten. Er fuhr von einer Brücke direkt in die Fluten des Moon Lake in Ost-Texas. Doch wie durch ein Wunder überlebte der Junge. 
Jahre später, nachdem er neue Informationen über sein Kindheitstrauma erhalten hat, kehrt Daniel zurück an den Moon Lake. Er hofft, das Auto und die Knochen seines Vaters bergen zu können. 
Aber tief verborgen unter dem glitzernden Wasser des Sees entdeckt er etwas Schockierendes, das mit einer Reihe ungewöhnlicher Morde in Verbindung steht… 

Moon Lake entführt seine Leser in ein glühendes, verlockendes Mysterium, gespickt mit Humor und Herz. Daniels Kampf wird unser Kampf. 

Locus Magazin: »Ein meisterhafter Geschichtenerzähler.« 

Robert Schekulin (Krimibuchhandlung Hammett, Berlin): »Lansdale steht ebenbürtig in der Tradition großer Südstaatenerzähler wie Faulkner und Twain.«

Kommentar schreiben

Kommentare: 0