Rezension: "Das letzte Haus in der Needless Street“ von Catriona Ward

Gestattet mir zu Beginn eine rein rhetorische Frage: WAS ZUR HÖLLE WAR DAS DENN???


Also:


  1. Das war meine letzte Buchbesprechung in diesem Jahr! (Ich hoffe, dass ich euch einige brauchbare Lesetipps und Anregungen bescheren, bzw. euch hin und wieder die Kaufentscheidung erleichtern konnte?!)
  2. Das war höchstwahrscheinlich meine allererste und zugleich letzte Rezension, die länger ausgefallen ist, als die unten angeführte Inhaltsangabe inkl. Pressestimmen!
  3. Meine Erwartungen von „Das letzte Haus in der Needless Street“ waren unermesslich groß! So groß, dass der Verriss näher ist, als die Lobeshymne.
  4. Das war schlussendlich eine verdammt merkwürdige Achterbahnfahrt. In jeglicher Hinsicht. 


So. Nun fasse ich mal meine persönliche Sachlage im Hinblick auf diesen kuriosen Titel zusammen: Wir haben hier ein Haus am Ende der Straße, ein verschwundens Mädchen, einen Hauptverdächtigen, eine Katze, mysteriöse Gegebenheiten und eine Gelegenheits-Stalkerin, die in Hitchcocks „Fenster zum Hof“ mit Sicherheit eine Gastrolle verdient hätte. Es gibt außerdem eine Menge an positiven Kritiken (es ist von „Psychopuzzle“, „Nervenzerfetzer“ und von „Meisterwerk“ die Rede) und viele, viele offene, unbeantwortete Fragen, um deren schrittweise Aufklärung, Catriona Ward im Laufe der Handlung stets bemüht war.


Zugegeben: Den von Joanne Harris zitierten WAAAS-Moment am Ende der Geschichte konnte ich zwar nicht so ganz herausfinden, die Gründe, weshalb diese Erzählung einen internationalen Hype feierte, kann ich mir durchaus zusammenreimen: Unkonventionelle Handlung. Prägnante, bildhafte Sprache. Gute Charakterzeichnungen. Geheimnisvolle, durchwegs atmosphärische Szenenbilder. Eine Skurrilität ist auf jeden Fall noch zu erwähnen: Catriona Ward lässt die zentralen Charaktere der Geschichte abwechselnd aus der „Egoperspektive“ berichten und sich über diese Erzählschiene recht simpel positionieren. Unter diesen Protagonisten befindet sich allerdings auch - und das ist irgendwie das Befremdliche an der Sache - eine Katze, die ihre Eindrücke in diesem Szenario schildert. Dadurch vermenschlicht Ward - ganz bewusst - das vermeintlich „niedrigere Subjekt“ und erhebt es prompt zum humanen, stillen Beobachter, zu einer Rolle, die alles Wissenswerte in sich aufsaugt, aber niemals etwas preisgibt. So wird sie zur bedeutsamsten, unheimlichsten und gleichzeitig gefährlichsten Figur in diesem Kammerspiel.

Was ich übrigens auch sehr erwähnenswert finde, ist die Tatsache, dass Ted (die Hauptfigur) viele autistisch Züge aufweist, die ihn einerseits extrem menschlich und (zunächst) sympathisch wirken lassen, andererseites aber extrem unberechenbar machen. Jedenfalls rechtfertigt dieser Wesenszug die lakonische, oftmals zusammenhanglose Schriftbild dieser Erzählung. Irgendwie habe ich diese Herangehensweise lieben gelernt! Das bringt mich zu der bereits oben erwähnten rhetorischen Frage: WAS ZUR FU**IN HÖLLE WAR DAS DENN? Diese Story  - mit all den ganzen unterschiedlichen, absonderlichen Perspektiven - ist so abartig und skurril, das man es schlichtweg nicht erklären kann. Eines steht aber fest: Entweder man liebt das Ding, oder man findet es langwierig, schlichtweg zum Kotzen. So einfach ist das. 

Ich enthalte mich meiner eindeutigen Stimme, kann aber so viel sagen, dass ich mich irgendwo dazwischen platzieren würde: Durchaus unterhaltsam, vom großen Reisser aber Kilometer entfernt!


Übrigens: Ihr Debüt RAWBLOOD (2015) erhielt den British Fantasy Award als bester Horror-Roman des Jahres. LITTLE EVE gewann den Shirley Jackson Award und den British Fantasy Award für den besten Horror-Roman 2019.


Inhaltsangabe:


Dies ist die Geschichte von Ted, der mit seiner Tochter Lauren und der Katze Olivia in einem gewöhnlichen Haus am Ende einer gewöhnlichen Straße lebt. 


Lulu, die kleine Schwester von Dee, ist vor Jahren auf mysteriöse Weise verschwunden. Man glaubt, dass sie ermordet wurde. 

Als Hauptverdächtiger galt damals der Einzelgänger Ted – ein eigenartiger Mann, der an einer Entwicklungsstörung leidet. Die Anschuldigung eines solch abscheulichen Verbrechens haben sich zudem äußerst nachteilig auf sein Leben ausgewirkt. 

Dee ist inzwischen erwachsen, aber immer noch fest entschlossen herauszufinden, was Lulu angetan wurde. Deshalb mietet sie ein Haus in der Needless Street und beobachtet das merkwürdige Treiben des Mannes aus der Sicherheit ihres neuen Zuhauses. 

Als eine Nachbarin verschwindet und sich weitere seltsame Dinge ereignen, fällt der Verdacht erneut auf Ted … Kann Dee das Monster endlich demaskieren? 


Ein höllisch gut geschriebenes Psycho-Puzzle. 


Du glaubst du weißt, was im letzten Haus in der Needless Street passiert? Tja, du liegst auf jeden Fall falsch. 


Stephen King: »Das ganze Lob über THE LAST HOUSE ON NEEDLESS STREET ist nicht übertrieben. Der Roman hat mich umgehauen. Ein wahrer Nervenzerfetzer, der seine grandiosen Geheimnisse bis zum Ende bewahrt. Seit GONE GIRL habe ich so was Aufregendes nicht mehr gelesen.« 


Alex North: »Ein Meisterwerk. Faszinierend und herzzerreißend. Einer der stärksten und am besten geschriebenen Romane der letzten Jahre.« 


Joanne Harris: »Bücher wie diese erscheinen nicht allzu oft. Ein raffinierter, gut geschriebener, stilsicherer Psychothriller ... mit einer perfekt strukturierten Handlung und einem perfekt befriedigenden WAAAS am Ende. Ich würde gern sagen, ich habe das Buch in einem Zug eingeatmet, aber ich glaube, ich war zu beschäftigt damit, den Atem anzuhalten.« 


Joe Hill: »Ein kaltes, wunderschönes Meisterwerk. Ich bin absolut begeistert.«

Kommentar schreiben

Kommentare: 0