Rezension: "Glorias Finale“ von Giuseppe Gracia

Ist es nicht jedermanns Wunsch, die unterdrückte Minderheit den Peinigern zu entreissen, in die Freiheit zu führen und - optional - den Unterdrücker mit Rache entgegenzutreten? (Ohne Waffe und Mord versteht sich!) Giuseppe Gracia hat seine Protagonistin Gloria mit genau dieser Mission ausgestattet. Was zunächst wie ein harmloser Selbstfindungstrip beginnt, entwickelt sich auf den knapp 170 Seiten zu einem Rachefeldzug, der - wie kann es auch anders sein - in Hass umschlägt und schließlich im blutigen Chaos endet. Tragisch, absolut verheerend zwar, aber in Papierform brutal unterhaltsam. Es ist für mich absolut faszinierend, dass Garcia auf so engem Raum, eine derart menschliche, empathische hervorragend strukturierte Geschichte zusammenbringt, die Interesse weckt, im Gedächtnis bleibt und zum Nachsinnen aufruft. Zudem bedient sich Garcia einer überaus prägnanten Sprache, die der Dramaturgie der Handlung zusätzliche Power verleiht. Fakt ist: Egal ob man diesen Roman als Gesellschaftssatire oder als unterhaltsame Charakterstudie sehen möchte, letztendlich ist „Glorias Finale“ nichts anderes als eine Parabel auf die Vergänglichkeit. Auf die Vergänglichkeit der Schönheit, die Sie zeigt, wie einem die Aufopferungsbereitschaft für Ruhm und Macht ruinieren kann, sie rechnet mit klischeehaften Geschlechterrollen eiskalt ab und lässt das jahrhunderte lang herangezüchtete Bild der Frau Stück für Stück bröckeln. Gloria greift nur aus einem einzigen Grund zur Waffe: Rache. Und die hat sie sich redlich verdient. Also: Es mögen die Köpfe rollen und das Blut fließen! 


Inhaltsangabe:


Rachefeldzug im Rampenlicht

Gloria ist die jüngste Finalistin der europaweiten Castingshow Eurostar, die über 50 Millionen Menschen erreicht. Gloria, Tochter eines portugiesischen Einwandererpaars, kommt aus schwierigen, armen Verhältnissen. Schon früh erlebt sie Gewalt vom Vater und von anderen Männern. Wer immer zu ihr steht, ist ihre Freundin Chantal. Sie ist ein paar Jahre älter als Gloria und kümmert sich um sie wie um eine kleine Schwester. Chantal hat die Hoffnung, ihrem tristem Umfeld zu entkommen, indem sie eine berühmte Sängerin wird. Aber hinter den Vorhängen des Showbusiness erfährt sie Missbrauch. Als Gloria alt genug ist, tut sie alles, um sich für das Eurostar-Finale zu qualifizieren, das in 24 Ländern live übertragen wird. Am Abend des Finales kommt Gloria allerdings nicht ins Studio, um zu gewinnen, sondern mit ganz anderen Absichten. Und einer geladenen Pistole.