Rezension: "Billy Summers“ von Stephen King

Was soll ich sagen? Und (halb)jährlich grüßt das verdammte Übersetzungsmurmeltier. In der linken Ecke: King, der seine Leserschaft über Jahrzehnte hinweg begeistert. In der rechten Ecke: Kleinschmidt, der Zerstörer vor dem Herrn.


Mittlerweile komme ich mir selbst wie ein uralter Leierkasten vor, der den immergleichen Song zum einhundertsten Mal wiedergibt. Aber was soll ich machen? So ist das nun einmal; aber ich greife schon wieder vor.


Zunächst einmal muss ich Stephen Kings unermüdlichen Geist, seine Leidenschaft, seine  überbordende Imaginationskraft und vor allem - nach so langer Zeit - seine Bereitschaft zum Weiterzumachen, in den allerhöchsten Tönen loben. Ja wirklich. Man sollte ihm dafür eine ehrenwerte Tapferkeitsmedaille verleihen, dass er so beständig geblieben ist, dass er überhaupt dieses Durchhaltevermögen besitzt, sich in diesem Business festzubeißen und auch jetzt noch, den obersten Rang im Genre markiert. (Man bedenke die Konkurrenz, die zwar schwächelt ohne Ende, aber dennoch existent ist!)


So. Um es kurz und knackig zu machen: Ich liebe jede Geschichte von King, aber ich hasse die Übersetzungen. Mal mehr, mal weniger. Es fällt mir persönlich extrem schwer, die Texte mit den Augen und der Leidenschaft eines eingefleischten King-Fans zu erleben, weil ich den Inhalt oftmals brutal plump und belanglos finde. Ich ja will wirklich nicht ewig darauf herumreiten, aber Fakt ist: Eine missratene Übersetzungsarbeit kann eine ganze Erzählung ruinieren! Aber auf Kritik folgt die Entwarnung: Billy Summers ist zum großen Teil verschont geblieben. (Natürlich gibt es wieder Passagen, die sich derart falsch anfühlen und die schlichtweg ekelhaft klingen, aber es hält sich tatsächlich in Grenzen!) Daraus resultiert eine gut platzierte, ausgefeilte Handlung, die für King-Verhältnisse sehr subtil, entschärft und komischerweise wenig surreal rüberkommt. Vor allem die Figuren weisen dieses Mal nicht diese typischen charakteristischen Merkmale auf, die in allen Romanen - was die Protagonistenzeichnung betrifft - eine zentrale Rolle spielen.

In „Billy Summers“ finden sich viele bekannte Versatzstücke früherer King-Werke, die zwar mit einer neuen Grundhandlung ausgestattet wurden, dennoch einige Parallelen aufweisen.

Ich will ja grundsätzlich nicht wieder den Miesepeter spielen, aber wenn ich diesen King-Roman mit seinen alten Leistungen vergleiche, muss ich leider gestehen, dass „Billy Summers“ zu seinen schwächeren Texten gehört. Egal, ob es die Ausprägung der Charakterzeichnung betrifft, oder die Erzählung per se, die kaum in die Gänge kommt und ständig auf der Stelle trabt.

(Die seichte, plumpe Übersetzungsarbeit mal  beiseite gelassen.)


Inhaltsangabe:


Der Killer und das Mädchen – der neue große Roman von Stephen King um Wahrheit und Fiktion 


Billy ist Kriegsveteran und verdingt sich als Auftragskiller. Sein neuester Job ist so lukrativ, dass es sein letzter sein soll. Danach will er ein neues Leben beginnen. Aber er hat sich mit mächtigen Hintermännern eingelassen und steht schließlich selbst im Fadenkreuz. Auf der Flucht rettet er die junge Alice, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde. Billy muss sich entscheiden. Geht er den Weg der Rache oder der Gerechtigkeit? Gibt es da einen Unterschied? So oder so, die Antwort liegt am Ende des Wegs.

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