Rezension: "Die zehntausend Türen“ von Alix E. Harrow

 „Wenn wir Geschichten wie archäologische Ausgrabungsstätten betrachten und mit dem Pinsel und akribischer Sorgfalt Lage um Lage freilegen, entdecken wir irgendwo immer einen Durchgang. Eine Trennlinie zwischen dem Hier und dem Dort, uns und ihnen, dem Weltlichen und dem Magischen. Wenn sich die Tür öffnet und etwas zwi- schen den Welten hin- und herfließt, dann entstehen Geschichten.“


⬆️ Damit trifft die zu Beginn namenlose und zurückhaltende January Scaller den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf! Obwohl der eigentliche Kern der Geschichte Anfangs noch in Nebel gehüllt zu sein scheint, entblättert die Protagonistin Seite um Seite, die wahrhaftigen Beweggründe der Erzählung, ohne dabei aber die Grundsubstanz des Textes zu verändern. Langsam, bedacht, fast schon zu unaufgeregt. Was die Schreibweise der Autorin anbelangt, so liest sie sich - in den ersten Kapiteln - etwas aufgebauscht, hochgestochen und ein klein wenig pathetisch, diese Überzeichnung legt sich aber relativ schnell, sodass sich im Laufe der Geschichte ein angenehmer Sound ausmachen lässt.

Aber nicht nur die Protagonistin, ihr komponierter Background, bzw. die langsam entblätternden Handlungsstränge machen eine wirklich vorzeigbare Figur, auch für die Inszenierung der atmosphärischen Elemente hat Alix E. Harrow viel Empathie und jede Menge Fingerspitzengefühl übrig. Die Satzbauten sind nett konzipiert, passend inszeniert, mit viel Liebe zur Schriftstellerei dargestellt.


Doch was ich - neben all der bereits oben erwähnten Vorzüge - verdammt anregend und überaus abwechslungsreich fand, war diese bewusst herbeigeführte, clevere Abänderung der Kasusformen (ich/du/er/…), die schlussendlich dazu geführt hat, dass die Handlung lebendiger wirkte, die Leserschaft unfreiwillig in die Story miteinbezogen wurde und sie sich im ständigen kognitiven Austausch mit der Protagonistin befand. (geschildert aus der Ich-Perspektive)

Durch dieses höchst ungewöhnliche Stilmittel, hat es Harrow geschafft, die aus der Theaterwelt bekannte „Vierte Wand“ einzureißen und den Leser/die Leserin zum Spielball zu machen!


Inhaltsangabe:


In einem weitläufigen Herrenhaus voller sonderbarer Schätze ist January selbst eine Kuriosität. Als Mündel des reichen Mr. Locke fühlt sie sich kaum anders als die Artefakte, die die Hallen schmücken: sorgfältig gepflegt, weitgehend ignoriert und völlig fehl am Platz. 

Dann findet sie ein seltsames Buch. Ein Buch, das den Duft anderer Welten verströmt und von Geheimtüren, von Liebe, Abenteuern und Gefahr erzählt. Jedes Umblättern enthüllt weitere unglaubliche Wahrheiten. 

Und langsam wird January bewusst, dass sie selbst mehr und mehr mit der Geschichte verkettet wird. 


Tamora Pierce: »Dies ist einer der einzigartigsten Romane, die ich je gelesen habe!« 


Erika Swyler: »Harrow hat eine wunderschöne Welt der Magie erschaffen, die gleichzeitig vertraut und überraschend neu ist.« 


Booklist: »Liest sich wie ein Liebesbrief an die Kunst des Geschichtenerzählens selbst.« 


Amal El-Mohtar: »Eine unerträglich schöne Geschichte über das Erwachsenwerden.« 


LOS ANGELES TIMES BESTSELLER! Finalist des Hugo, Nebula, Locus und des World Fantasy Awards 2020.

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