Rezension: "Patong“ von David Pfeifer

Gleich vorweg: Der Roman „Patong“ ist nicht neu. Er revolutioniert das Genre nicht. Er geht keine neuen, unkonventionellen Wege. Er reißt keine festgesetzten Stil-Brücken ein. Nein. Es handelt sich „lediglich“ um die überarbeitete Neuausgabe des authentischen Klassikers: „Schlag weiter, Herz“.

Doch so simpel das auch klingen mag, so schlicht sich die Konzeption von Pfeifers Geschichte auch darstellt, so komplex, eindringlich und vielschichtig hat sie sich letztendlich für mich angefühlt. Man könnte auch sagen: Ich war von dem emotionalen, kämpferischen Handlungsumfang, der ambitionierten, leidenschaftlichen, dennoch bodenständigen Herangehensweise an eine Coming-of-Age Story mit all ihren Facetten und Charakterausarbeitungen so sehr angetan, dass ich mir diese Neuauflage unbedingt holen musste, um sie nochmal erleben zu können. Klar, ich hätte mir auch die gebundene Variante aus dem Jahr 2013 zur Hand nehmen können, aber mit dieser optischen/haptischen Perle (Ich liebe die Beschaffenheit des Papiers! ❤️), lässt sich das bereits Gelesene - meiner Empfindung nach - neu erfahren.

Die innewohnende Tragweite der Gefühlsebene von „Patong“ ist zwar banal, keineswegs hochtrabend bzw. innovativ, aber definitiv berührend und extrem unterhaltsam. ‚Banal‘ trifft es - in Bezug auf die Textur - ganz gut: Wir haben auf der einen Seite Mert, einen jungen, lauten, ungestümen Boxer, der auf eine (große) Karriere zusteuert. Und auf der anderen Seite Nadja, die der Avancen einer ersten Liebe erliegt, chancenlos, sich aus den schönen/grausamen Fängen dieser Neuerfahrung zu befreien. Dazwischen gibt es natürlich abzweigendes Füllmaterial, aber im Grunde war‘s das. Tatsächlich.

Was sich aber in der tiefer liegenden (Gefühls-)Ebene abspielt, welch intensives, nachvollziehbares Drama hier eigentlich behandelt wird, DAS ist eine andere Sache. Eine - wie sagt man so schön - völlig andere Hausnummer. Die Journalistin Ildikó von Kürthy fasst das Prozedere gut zusammen:


„Ein Buch mit Menschen darin, die einen nicht mehr verlassen und Sätzen, die man sich auf den Unterarm tätowieren möchte. Einige präzise und gnadenlos wie ein K.o.-Schlag. Andere auf eine liebevolle Art und Weise unersetzlich wie ein guter Freund oder ein guter Trainer.“


So komme ich zu folgendem Schluss:


Ich liebe „Schlag weiter, Herz“. Und ich liebe „Patong“. Egal in welcher Ausführung, das positive Erlebnis gleicht sich, wie ein Ei dem anderen. Nur um das klarzustellen: Das liegt nicht an der Stilausrichtung, nicht an der besonderen Schreibweise oder an der Art und Weise Handlungsstränge aufzubauen, sondern schlichtweg an der hervorragenden Zeichnung der Protagonisten, der Integration von extrem authentischen Dialogen und der entwaffnenden Ehrlichkeit in der Darstellung einer - völlig (un)konventionellen - Lovestory. Schwer zu erklären, was genau den Scharm von „Patong“ definiert, aber er ist da,…zu 100%!


Inhaltsangabe:


Mert geht immer rein in die Angst. Wenn er in Stress gerät, greift er an. Das funktioniert gut bei den meisten Gegnern, die er häufig unter Druck setzen kann, bis sie ihre Deckung sinken lassen. Doch im wahren Leben zerstört er damit mehr, als er gewinnen kann. Seine Karriere, seine große Liebe, sich selbst. Außerhalb des Rings ist die Angst sein größter Gegner. Doch er kämpft weiter, weil er nichts anderes gelernt hat, als anzugreifen und niemals aufzugeben. Die Neuausgabe des Kultromans »Schlag weiter, Herz« unter dem Titel »Patong«.

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