Rezension: "Insel der Meerjungfrauen“ von Carlton Mellick III

Das steht für mich schon mal fest: Carlton Mellick III ist wohl Festas skurrillster, surreallistischster Kuriositäten-Lieferant.


„Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht.“ habe ich so derart geliebt und hart abgefeiert, sodass dieses Buch FÜR IMMER einen Ehrenplatz in meiner persönlichen gedanklichen Ruhmeshalle einnehmen wird. Wer sich nach dieser Lektüre noch immer nicht von Mellicks Geniewahnsinn überzeugen hat lassen, der sollte sich auch noch „Quicksand House“ zu Gemüte führen, damit sollte nun alles geklärt und besiegelt sein. Oder wie ich es in einer meiner früheren Besprechungen verlauten habe lassen:


„Ich kann mich dunkel daran erinnern, Carlton Mellick III schon mal als geisteskranken Irren bezeichnet zu haben.(…und das natürlich im besten Sinn, bzw. mit der größtmöglichen Empathie/Bewunderung für den Kerl! 😉)

Aber was soll ich sagen? Er ist eben ein literarischer Irrer, ein Grenzgänger, ein vollkommen dreister, abgehalfteter Geschichtenerzähler, der die Morbidität scheinbar in seiner DNA verankert hat und dessen Blutkreislauf schwarzen Humor durch seine Venen pumpt!“


Doch neben der Strukturierung seiner verschrobenen, bizarren Erzählungen, legt er enormen Wert darauf, seinen Texten einen qualitativ hochwertigen Schliff zu verpassen. Definitiv, denn das lässt sich stets aus den Passagen herauslesen.

Diese Gegensätzlichkeit zwischen unkonventionellem Inhalt und literarischen Ambitionen, machen es der Leserschaft verdammt schwer, diesen Romane in eine vordefinierte Schublade zu packen.

Für Fantasy zu bodenständig, für Horror zu unblutig, zu wenig unheimlich. Ganz schön kontrovers. Jedenfalls lässt sich über Carlton Mellick III sagen, dass er ein verdammt feines Gespür besitzt, die Unterhaltungsschraube anzudrehen, möge die Substanz auch noch so exzentrisch daherkommen.

Worauf ich eigentlich hinauswill: „Die Insel der Meerjungfrauen“ ist bloß ein weiteres stark konzipiertes, wahrlich gelungenes Mosaik seines literarischen Schaffens.

Hier werden abermals die Genregrenzen gesprengt, neue Erzählstrukturen aufgebrochen und auf allerhöchstem Niveau erzählt. Es ist überaus simpel und irgendwie auch ganzs schön banal:

Wenn du einer Meerjungfrau, einem völlig unschuldigen, bis dato harmlosen Fabelwesen mörderische Attribute verpasst, sie in den tiefen des Meeres lauern lässt und sie mit männlichen Menschenfleisch fütterst, dann hast du nunmal eine verdammt geile Spezies geschaffen, die sich jeder Horrorautor nur wünschen kann. Die Geschichte, die sich rund um diese Erscheinungen aufbaut, ist für Carlton Mellick III - so unspektakulär es auch klingen - reine Formsache!


Im Vorwort heißt es:


„Ich habe mir fest vorgenommen, von jetzt an vier Bücher pro Jahr zu schreiben, eins in jeder Jahreszeit. Das mache ich seit einer Weile ohnehin schon, aber jetzt habe ich beschlossen, es offiziell zu machen. Ihr könnt also ab jetzt jeden Januar,

April, Juli und Oktober mit einem Buch von mir rechnen.„


Eine brutale Kampfansage, auf die wir uns schon sehr freuen!


Inhaltsangabe:


Ja, es gibt sie wirklich: Meerjungfrauen!
Diese rätselhaften Fischwesen sind äußerst attraktiv, allerdings haben sie eine sehr einseitige Ernährung: frisches Menschenfleisch.
Das kleine Inseldorf Siren Cove ist in Gefahr, denn die dort lebenden Meerjungfrauen machen Jagd auf die Einwohner, anstatt die extra bereitgestellten Futterangebote anzunehmen.
Dr. Black, exzentrischer Mitarbeiter eines Konzerns für menschliches Ersatzfleisch, hat die Aufgabe, das bedrohliche Fressverhalten der Meeresbewohner zu korrigieren – mit katastrophalen Folgen …

Insel der Meerjungfrauen ist wie eine Kreuzung von H. P. Lovecraft und David Lynch – nur viel, viel abgedrehter!


Hunter Shea: »Carlton Mellicks Bücher sind gewöhnungsbedürftig, machen jedoch süchtig wie eine Droge.«


Jack Ketchum: »Wenn du Mellick noch nicht gelesen hast, bist du vielleicht nicht verkorkst genug für das 21. Jahrhundert.«


Vice Magazine: »Ein Wurmloch, gefüllt mit verstörendem Surrealismus und absurder Satire.«


Fangoria: »Echte Outsider-Kunst.«

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