Rezension: "Die stillen Gefährten“ von Laura Purcell

Viktorianisches Zeitalter, puritanisch angehauchtes Setting, unheimliche, atmosphärische Szenenbilder, ausgeprägte, gut entwickelte Charaktere, äußerst ambitionierter „Sound“, eine fein komponierte Erzählung mit subtilen Gothic-Horror-Ansätzen und - nicht zuletzt - ein starker Plot, hinter dem sich jede Menge Finessen und vor allem Geheimnisse verstecken. Haargenau das, was ich mir im engeren Sinne von einer Geschichte dieses Sub-Genres erhoffe/erwarte!!! Damit sollte eigenlich schon alles gesagt sein, wäre da nicht der unbändige Drang meinerseits, das ganze Geschehen - lobsingend versteht sich - im Detail beleuchten zu wollen.


Also: Wir haben es mit einer weiblichen, zutiefst verzweifelten, für die damalige Zeit untypisch extrovertierten, forschen Protagonistin zu tun, die es - man bedenke die Zeit, in der sie agieren muss -  bei Gott nicht einfach hat. (Festgesetzte Strukturen. Kaum Bewegungsfreiheit in jedweder Hinsicht. Keine Rechte, bloß Verpflichtungen. Kurz: Eingesperrt. Bevormundet. Funktional.)

Die einzige Chance, sich dieser notleidenden Situation, diesem vorgeschriebenen Zwang eines damals herrschenden, völlig kaputten Frauenbildes zu entledigen, ist die Einheirat in ein kultiviertes, vorzeigbares, ehrbares Haus, dem ein ebenso vornehmer, eleganter und (hoffentlich) charmanter Gutsherr vorsteht. Nun hat man sich nur noch demjenigen hinzugeben, der einem das Leben im Luxus auf dem „Silbertablett“ serviert. So weit, so gut. Doch der plötzliche Tod des Gatten wirft Fragen auf und bringt vor allem das aufgestaute böse Blut zum Kochen.

Vom unscheinbaren Mauerblümchen zur Ehefrau zur Witwe zur Erbin und - bald auch schon - Mutter. Ein hartes Unterfangen, das die Protagonistin zur endültigen Besatzung des gesamten Hab und Gutes zwingt.

Problem: Der Besitz ist völlig verwahrlost, die Dienstboten verhalten sich ihr gegenüber merkwürdig, werden langsam abtrünnig, die Cousine des Mannes scheint die noch einzig verbliebene Gesellschaft zu sein und im Haus gehen äußerst merkwürdige Dinge vor sich. Die Frage ist: Wer will Elsie in diesem verdammt schauererregenden Kammerspiel an den Kragen?


Jetzt kommt‘s! Um ehrlich zu sein: Ich habe mich schon bei so vielen Geistergeschichten, klassischen Haunted-House-Stories, bei Gothic-Horror, psychologischen, okkulten oder pranormalen Erzählungen und Literatur-Adaptionen, derart endlos gelangweilt (und überhaupt nicht angesprochen gefühlt), dass ich mittlerweile mit sorgsamen Bedacht an die Auswahl meines Lesestoffes in dieser Gattung herangehe. Absolut gebrandmarkt.

Zwei Bücher haben mich eines Besseren beleheren können: „Spuk in Hill House“ und „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“, beides exzellente, wiederauferstandene, hervorragend geschriebene Klassiker aus dem Festa Verlag. Worauf ich hinauswill: „Die stillen Gefährten“ gehört zwar nicht zur jener Sorte Büchern, die das absolute Sinnbild für ein außerordentliches Schriftbild verkörpert, bzw. deren sprachliche Ausführung begeistert, aber es macht - im wahrsten Sinne des Wortes - unheimliche Freude, dem Storyverlauf zu begleiten und den Inhalt dieser „Geistergeschichte“ zu folgen.

Die erfrischenden, abwechslungsreichen Passagen von Gegenwart und Vergangenheit, der Perspektivenwechsel, die Ausarbeitung der Charakter-Wesenszüge und die langsame Heranführung an des Rätsels-Lösung, tragen zum abgerundeten Endergebnis ihre postiven Teil bei.


Um es kurz zu machen:


Optisch hervorragend, inhaltlich solide, sprachlich ausbaufähig.


Inhaltsangabe:


Einige Türen sind aus einem bestimmten Grund verschlossen ... 


England, 1866: Als Elsie den reichen Erben Rupert Bainbridge heiratet, glaubt sie, nun ein Leben im Luxus vor sich zu haben. Doch nur wenige Wochen nach ihrer Hochzeit ist sie bereits verwitwet. Und dazu schwanger. 

Elsie bezieht das alte Landgut ihres verstorbenen Mannes. Da ihre neuen Diener ihr gegenüber äußert reserviert sind, hat Elsie nur die ungeschickte Cousine ihres Mannes zur Gesellschaft. 

Zumindest glaubt sie das. Doch in ihrem neuen Zuhause existiert ein verschlossener Raum. Als sich dessen Tür für sie öffnet, findet sie ein 200 Jahre altes Tagebuch und eine beunruhigende, lebensgroße Holzfigur – eine stille Gefährtin ... 


Jojo Moyes: »Unvergesslich und wirklich unheimlich.« 


Peter James: »Glänzt mit der Qualität des Schreibens, den Figuren und meisterhaftem Schrecken.« 


Susan Hill (Die Frau in Schwarz): »Perfekter Schauplatz, großartiger Aufbau, gespenstisch. Was will man mehr?« 


Times Literary Supplement: »Ein wahrer Pageturner ... und alle paar Seiten packende Enthüllungen.« 


Stacey Halls: »Eine meisterhafte Schriftstellerin. Ihre fabelhaften Schauergeschichten sind so gekonnt aufgebaut, dass man sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt, selbst wenn man es wollte.«

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