Rezension: "Murgunstrumm“ von Hugh B. Cave

Wenn die Dunkelheit, der graue Dunst des Nebels über die Köpfe Caves‘ Protagonisten hereinbricht, dann sind höchstwahrscheinlich Kreaturen, Monster, Vampire, horrorartige und groteske Fratzen nicht allzu weit. Im speziellen Fall/Kontext von „Murgunstrumm“ heißt das: Wenn sich ein vermeintlicher Irrer aus der Obhut einer Nervenheilanstalt selbst „entlässt“, und behauptet, in der nahegelegenen Gaststätte hausen Vampire, die den dortigen Wirt für experimentelle Gelüste benutzen, fragt man sich schon, ob der eigentliche Gruselfaktor, die Zurechnungsfähigkeit der Hauptfigur ist, oder die völlig abstruse Behauptung - im „Gray Toad Inn“ hausen Bestien die Blut trinken?

Was mich übrigens zur sarkastischen Frage bringt: Warum im sicheren Schoß der Anstalt verharren, wenn man doch seine Abende mit einer handvoll blutschlürfender Monster verbringen kann? Gleich und Gleich gesellt sich eben nun mal gern. Und genau da steigen wir ins Geschehen der Haupthandlung ein....


Um euch nichts vorwegzunehmen, werde ich das oben angefangene Tête-à-Tête mit der Story beiseiteschieben und euch erzählen, wie sich der Text für mich persönlich angefühlt hat.

Eine überaus simple Aufgabe, denn kaum ein anderer Autor schaffte es charmanter, unaufdriglicher und vor allem komprimierter, über die menschlichen Ängste zu berichten als es Hugh B. Cave. zu Lebzeiten getan hat! (Berichten, im Sinne einer fiktiven Erzählung, die Personen beherbergt, die völlig unkonventionell auftreten und deren Dasein sich - im besten Verständnis - so deplatziert anfühlt, das man sie am liebesten packen und austauschen würde.) Und genau da liegt für mich der Reiz an der Sache: Cave hat schon immer auf all die Stereotypen, die Klischee-Heinis und die langweiligen Schema-F-Kandidaten gepfiffen,...viel lieber züchtete er in seiner Schreibtischschublade - klammheimlich - Exponate, die es wert sind/waren, in die Freiheit ihrer Eigenständigkeit entlassen und gleichermaßen geliebt wie gehasst zu werden. Für diese extrovertierte Herangehensweise in der Charakterisierung seiner Figuren und der Besonderheit im Ausdruck seiner verdichteten Erzählungen, erhielt er 1999 den World Fantasy Award für sein Lebenswerk.

Zurecht.


Auch in „Murgunstrumm“ (Die Grundessenz der Story ist übrigens 51 Jahre alt!) lassen sich viele typische Muster der schriftstellerischen Qualität von Cave klar und deutlich erkennen: Da hätten wir zumal die oben bereits erwähnte Figurenzeichnung, die Integration von unkonventionellen Strukturen in ein recht einfach gehaltenes Setting und dieses plötzliche Auftauchen von komödiantischen Szenen, die sich mit skurrilen Begebenheiten, - in Wechselwirkung - abtauschen. Es war niemals Caves‘ Intention, bzw. Stärke, ein Schriftbild zu generieren, das gespickt ist mit klugen, literarischen Sätzen, sondern eine ehrliche, authentische Erzählung im Subgenre zu entwerfen, die sich durch die grotesken Schauplätze lebhaft anfühlt und in der es von Protagonisten wimmelt, die allesamt Eindruck schinden.


Inhaltsangabe:


Ohne Zweifel ein Klassiker des Pulp Horror 


Ein Mann flieht aus einer Irrenanstalt, um zu beweisen, dass er und seine Verlobte nicht verrückt sind. Er behauptet, dass in dem abgelegenen Gasthaus ›Gray Toad Inn‹ Vampire hausen. Und der Wirt dient den Blutsaugern, um mit den Körpern der Opfer perverse Versuche anzustellen … 


Diese Novelle ist eine der gruseligsten aus den Zeiten der amerikanischen Pulp-Magazine. Knallig, spannend und mit einer düsteren Atmosphäre in einer klaustrophobischen Kulisse. Als hätte Dashiell Hammett eine Vampirgeschichte geschrieben. 


Mit den makabren Illustrationen des unnachahmlichen Lee Brown Coye, dem wohl besten Horror-Illustrator des 20. Jahrhunderts.

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