Rezension: "Wir haben alles falsch gemacht“ von C. V. Hunt

Wer C.V. Hunt auf literarischer Eben kennt, wer sich „Rituelle Menschenopfer“ genüsslich zu Gemüte geführt hat, der weiß, wozu diese abgebrühte Verlegerin aus Ohio fähig ist.

Sie lässt den f*ckin‘ Tag zur Nacht werden, weitet - unter anderem - Sex zum Horrorszenario aus, hebt Schmerzgrenzen der Leser auf ein völlig neues Niveau, schreckt  weder vor Blut noch vor sonstigen Körperflüssigkeiten zurück (egal woher sie kommen, bzw. wie sie verabreicht werden! 😬), und vor allem bringt sie ihre Schützlinge in die abscheulichsten, verheerendsten Positionen, aus denen es meist kein Entkommen zu geben scheint. Sehr häufig wird die Gute auch als weiblicher Chuck Palahniuk gehandelt. Diese dreiste Behauptung MUSS ich hier und jetzt vehement abstreiten. C.V. Hunt ist nämlich viel, viel schlimmer. Und das meine ich mit dem größtmöglichen Respekt für jemanden, der die besondere Gabe besitzt, dreckige Szenarien, knallharte Dialoge mit einer wirklich großartigen Schreibe zu kombinieren. Ich kenne wahrlich keinen Autor, der dieses heikle Kunststück - über die gesamte Lesestrecke - in dieser hochwertigen Qualität vollbringt.


Auszug aus der Rezension zu ‚Rituelle Menschenopfer‘:


„Bereits nach der schamlosen Einstiegsphase wird ganz deutlich, dass die Autorin kein Blatt vor den Mund nehmen wird. Sie redet so trocken, so boshaft, so abtrünnig über Sex und Gewalt, dass man beim Lesen schon mal ein klein wenig perplex wirken darf. Aber mal ganz ehrlich: Ich fand das Ding großartig. Warum? Weil sie diese abgefuckte Story neben der vulgären Ausdrucksweise, mit unfassbar viel Charme, dreckigem Witz und einer großen Portion Selbstverständlichkeit erzählt hat. Genau diese Kombination aus einerseits ekligen Phasen und wirklich stark geschilderten Handlungsabläufen geben hier der Geschichte einen positiv wirkenden Touch.“


Bei diesen Voraussetzungen ist es kaum verwunderlich, dass sich mir bei Ankündigung von „Wir haben alles falsch gemacht“ die allergrößten Sorgen, bzw. folgende essentielle Fragen aufgedrängt hatten: Wird sie wieder ein brutales, maßloses Massaker veranstalten? Wie viele Charaktere überleben die nächste macht- und triebgesteuerte Orgie? Kann es noch schlimmer werden? (Und mit „schlimmer“ meine ich in diesem Kontext natürlich „geiler“!)


Durchatmen liebe Freunde der literarischen Gewalt, denn die Autorin hat dieses Mal die „Samthandschuhe“ angezogen (Was auch immer das in Bezug auf C.V. Hunt bedeuten mag.) und schwingt zur Abwechslung mal die - ansatzweise - philosophische Keule.

Ja Leute, sie ist jetzt wahrlich kein Schmusekätzchen geworden, das zu behaupten wäre wohl eindeutig zu viel des Guten, schließlich schwingt sie immerhin noch eine fette Keule. Die blutige Axt und den dreckigen Umschnalldildo hat sie dieses Mal in der Schublade gelassen!


Es ist jedenfalls unbestreitbar: Geschichten auszudenken liegt ihr im Blut. Authentische Charaktere zu entwerfen, die man gleichermaßen liebt und hasst, ebenso.

Die Dialoggestaltung, die Konzeption sämtlicher Handlungsstränge, die konstante Anhebung des Unterhaltungswertes, das Ausloten von Grenzen, all das hat sie mehr und mehr perfektioniert. Und das spürt man in jeder Faser.


Von meiner Seite gibt es eine klare Empfehlung!


Inhaltsangabe:


Für den 65-jährigen Abe ist das Leben nur noch eine Last: Seine Frau ist tot, seine Kinder sind egoistische Arschlöcher und sein Telefonjob als Verkäufer von Dr. Wiwis Selbsthilfe-Hörkassetten ist im 21. Jahrhundert ein trauriger Witz. 

Aber genau in dem Moment, als er eine Überdosis Schlaftabletten einwerfen will, steht Abes alter Kumpel Horace vor der Tür – mitsamt seiner widerlichen neuen Flamme. 

Jeder Versuch, die beiden narzisstischen Säufer wieder loszuwerden, scheitert. Und schlimmer noch: Horace hat beschlossen, die Lebensunlust von Abe mit Sex, Alkohol und einem Roadtrip ins Nirgendwo zu heilen. 


Eine schonungslose Enthüllung der Schönheitsfehler unserer modernen Welt. Das schwarze Loch der Einsamkeit wird zum Horror. 


C. V. Hunt erzählt so realistisch und bitter wie Chuck Palahniuk. Man liebt es, ihre Figuren zu hassen.

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