Rezension: "Blister“ von Jeff Strand

Dass Jeff Strand kein Kind von Traurigkeit ist, das hat er in der Vergangenheit bereits des Öfteren bewiesen. (Ich denke da zum Beispiel an die erst kürzlich im Festa Verlag veröffentlichten Titel „Der Zyklop“ oder „Lass uns töten“, der beispielsweise äußerst brutal anlief, mit den Urängsten der Menschen spielt und mich übrigens wahnsinnig gut unterhalten hat.) Im Jahr 2006 bescherte ihm seine kompromisslose, authentische, teils bärbeißige Schreibe die allererste Nominierung zum ‚Bram Stoker Award‘, muss sicher aber schlussendlich geschlagen geben. (Es sollten weitere drei Stoker-Nominierungen folgen!) Nichtsdestotrotz kann Strand auf eine hervorragende Bibliographie stolz sein, die – ganz nebenbei bemerkt – bis in die späten 90er zurückreicht. (1996 – Short Story Publishing - The Private Diary of Leonard Parr).

 

Soviel dazu.

 

Liest man sich die Inhaltsangabe seines neuen Thrillers „Blister“ durch, hat man als Genre-Fan eigentlich gar keine andere Möglichkeit, als sich dieses Ding zu kaufen. In Kombination mit der ästhetischen Aufmachung und der hervorragenden Festa-Leder-Optik, handelt es sich – meiner Meinung nach - um zwei glasklare Totschlagargumente, denen man bedingungslos Folge zu leisten hat.

Aber nicht nur der brutale Anreiz ist da, auch inhaltlich hat sich Jeff Strand wieder viele Feinheiten, jede Menge Tricks und Finessen ausgedacht, die begeistern, durchwegs schockieren und das Leserherz schlichtweg höherschlagen lassen. Wie zum Beispiel die Zeichnung der Charaktere (die er ganz einfach über die Jahre hinweg perfektioniert hat!), die stilvolle, rasante Vorantreibung der Handlung, oder aber auch die konstante Hochhaltung der Aufmerksamkeit seiner Leser. Dies schafft er mit einem ganz besonderen Kniff, der in der Szene gängig geworden ist: Er lässt zu Beginn der Erzählung ein ungelöstes Geheimnis in Erscheinung treten, versucht dies, über die gesamte Lesedauer mitzuziehen und gibt somit der Leserschaft den nötigen Spekulations- und Interpretationsspielraum. Anders würde dieses – meines Erachtens nach – Nischenprodukt, bzw. Sub-Genre nicht funktionieren. Denn wurde das Rätsel erst einmal an die Oberfläche geholt, so lässt es sich nie mehr unter Deck verfrachten, ergo verspielt man damit das Interesse des Publikums leichtfertig. Und das führt unweigerlich dazu, dass sich die Gedanken des Lesers verabschieden. Im „Worst Case“ für immer.

 

Aber davon kann bei „Blister“ absolut keine Rede sein, schließlich wurde die Geschichte rund um diese fragwürdige „Gefangene“ äußerst klug inszeniert, für knapp 300 Seiten detailreich angefüttert und durchwegs anschaulich transportiert. Ausgesprochen positiv überrascht war ich allerdings von den wirklich humoristischen Einschlägen, die Jeff Strand, trotz des düsteren Handlungsverlaufes, immer wieder eingestreut hat.

 

Ihr könnt meinen Ausführungen also entnehmen, dass mir diese Thriller-Reise herrlichen Spaß bereitet hat. Zum einen, weil Jeff Strand stets darauf geachtet hat, seine Figuren in den Fokus zu stellen, die Geschichte in geregelten Bahnen laufen zu lassen, nie den roten Faden zu verlieren und bis zum Ende hin – was den Unterhaltungswert betrifft - scharfkantig zu bleiben.

 

Fazit:

 

Ganz ehrlich: Lange Zeit hat mich kein Buch (dieses Genres) so begeistert können, wie es soeben „Blister“ getan hat. Die Story ist hart, kompromisslos und beweist zugleich eine offenherzige Wärme, eine vertraute Menschlichkeit, die ich in dieser Form niemals erwartet hatte. Also: Meiner Meinung nach hat Blister nichts mit einem Thriller im herkömlichen Sinne zu tun. Viel mehr handelt es sich um ein emotional aufgepumptes Drama, das sich hinter der Fassade eines Thrilleransatzes vesteckt. Doch bei Festa gibt es normalerweise kein Friede, Freude, Eierkuchen. Stattdessen erwarten den Leser zumeist Mord und Totschlag, Blut, Gedärme, Kannibalen, und Monster aller Arten. Normalerweise. Umso überraschter war ich von Jeff Strand und seinem ‚Roman‘ Blister, der den literarisch brachialen Grundgedanken erstmal links liegen lässt, die emotionale Schiene fährt, blitzsaubere Dialoge rausballert und noch dazu echt gut geschrieben ist.

 

Die Quintessenz: Ich habe absolut nichts zu bemängeln und kann Blister uneingeschränkt weiterempfehlen!

 

Inhaltsangabe:

 

Jason Tray ist ein erfolgreicher Karikaturist, der von seinem Agenten für ein paar Tage in eine Hütte am See verbannt wurde, um Ruhe zu finden. 

Als er eines Nachts mit ein paar Einheimischen in einer Kneipe rumhängt, bieten sie ihm an »Blister zu sehen«. Ohne zu ahnen, wovon sie reden, nimmt Jason ihr Angebot an. 

Und so späht er kurz darauf durch das Fenster eines Schuppens auf das Albtraumhafteste, was er jemals gesehen hat: Blister ist eine fürchterlich entstellte junge Frau, die sich vor der Welt versteckt. Am nächsten Morgen bedauert Jason sein Verhalten. Er muss sich bei der Frau entschuldigen … 

Doch diese kleine Stadt hat ihre Geheimnisse und Bewohner, die vor nichts zurückschrecken, um sie zu hüten. 

 

Eine Geschichte voller menschlicher Monster.

 

Jack Ketchum: »Jeff Strand hat den Geist von Richard Laymon zum neuen Leben erweckt. Laymon hätte den Roman geliebt.« 

 

Publishers Weekly: »Unglaublich gruselig.« 

 

Douglas Preston: »Ein zutiefst beunruhigender Psychothriller. Die verstörende Beziehung zwischen zwei Freunden aus Kindertagen, die mehr als nur Feinde werden ... Unerbittlich, packend und beängstigend.«

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