Rezension: "Der Hund“ von AKIZ

Achim Bornhaks (Akiz) Debüt-Ausflug in die Welt der Literatur lässt sich - zumindest inhaltlich - relativ simpel darstellen: 


Vernachlässigtes Gossenkind entwickelt aufgrund verheerender Lebensumstände und der permanenten seelischen Druckerzeugung auf die eigene Psyche, autistische Grundzüge, die eine Steigerung der eigenen Sinneswahrnehmung zur Folge hat.


Genau so wie Patrick Süskind, Jean-Baptiste Grenouille ein edles, tödliches Näschen verpasst hat, so hat Akiz seinem Pendant zum französischen „Wunderkind“ DIE perfekt ausgereiften Geschmacksknospen zugrunde gelegt. Soll heißen: Dieser Protagonist, der lediglich als „der Hund“ - mehr reserviert als mitteilsam - in Erscheinung tritt, bringt den notwendigen Ehrgeiz, die Verbissenheit, das passende Rachegelüst mit, um sich aus dem versifften Dreck, von ganz unten, bis an die Spitze der verhassten Elite zu kämpfen. Überaus zielgerichtet. Konzentriert. Kompromisslos.


Doch der wahrscheinlich faszinierendste Aspekt an dieser starken Charakterisierung, ist die Auffälligkeit, dass Akiz seiner Figur, ein charmantes und zugleich mitleiderregendes, beinahe jämmerliche Bild vorangestellt hat. Diese Form der Zeichnung lässt die Hauptfigur - trotz fehlender Empathie - verletzlich erscheinen und gibt der Leserschaft in jeglicher Hinsicht die Möglichkeit, verzeihen zu lernen. Der Figur, aber auch dem Autor gegenüber. Sensationell!


Es ist überaus schwer zu erklären, wie sich dieses Gefühlschaos des Protagonisten auf das Gemüt der Leserschaft auswirken wird. Die einen werden ihn als ekelerregend empfinden, die anderen as genial. Beide Sichtweisen haben auf jeden Fall Berechtigung!


Hat man nun die Oberfläche der Erzählung, das Augenscheinliche erst einmal passiert, so trifft man in der darunter liegenden Ebene auf eine hervorragend konzipierte Erzählung, die von vielen Metaphern getragen wird, lakonisch und zugleich prosaisch anmutet, sich teilweise einer extrem vulgären Ausführung bedient, viel Interpretationsspielraum lässt, „mickrige“ 200 Seiten misst, sich aber aufgrund der Intesität des Schriftbildes wie ein erhabener 1000-Seiten-Wälzer anfühlt. Und: Sprachlich betrachtet, gibt es an dem Text von Akiz ebenso nichts auszusetzten. Ich würde sogar dazu tendieren, Akiz im Lob - regelrecht - zu ertränken, so interessant sind die Bausteine gesetzt, so eigenwillig wurde hier die deutsche Sprache in Szene gesetzt. Es ist dieser höchst verachtende Ton, dieser respektlose Blick auf die umliegenden Randerscheinungen (egal ob einzelne Personenkreise oder Geschehnisse im Allgemeinen beschrieben werden), die den Leser zum Nachdenken animieren sollte.


Fazit:


Schonungslos, anstößig, nahezu obszön nimmt Akiz die Gepflogenheiten der Haute Cuisine auf die Schippe, spielt mit dem eklatanten Facettenreichtum des kokshaltigen Fake-Lifestyles und lässt brutale Rivalen aufeinander los, die ihre Schandmale offen zur Schau stellen. Die ganze Misere wird in einem höchst poetischen, äußerst dreckigen Schriftbild vereint, dem ein lakonischer Sound vorangestellt wurde. „Der Hund“ ist allerbeste Unterhaltung in komprimierter Form, die mich vollends überzeugt hat!


„Valentino war der Kopf und die Eier des El Cion, aber Lily war das Herz. Ein Herz, kalt wie eine Kanüle aus medizinischem Stahl und hart wie der Betonboden einer Folterkammer.“


Inhaltsangabe:


Wüst, brutal, sinnlich: Akiz erzählt die Geschichte eines Underdogs auf dem Weg in die Sterneküche – ein neuer Sound in der deutschen Literatur. 


Der Hund ist ein Ausnahmetalent. Ein Waisenjunge, halb verhungert aus einem Kellerloch gekrochen, der kochen kann, dass es einem das Herz zerreißt. Und er ist für Mo wie ein Bruder. Als sie beide im Restaurant El Cion anfangen, steigt der Hund in den Olymp der Sterneküche auf. Akiz erzählt die Geschichte zweier Underdogs, ohne Luft zu holen, in überschäumendem Sound. Ein brachiales, unvergessliches Debüt, das mit voller Wucht auf die Explosion zusteuert.


Pressestimmen:


"Eines dieser Bücher, die einen ab der ersten Seite in einen rauschhaften Zustand versetzen. Sehr atemberaubend." Marion (Brasch, rbb radioeins, 29.01.20)


"Es macht Spaß, diesen Underdog- und Gastronomie-Roman zu lesen. Hier schreibt ein Autor dynamische Prosa und hat ein feines Gespür für Stoff und Settings." (Alexander Leopold, Tagesspiegel, 30.01.20)


„In so plastischen Bildern wuchern bei Akiz selbst harmlose Diners zu derben Fressorgien, in denen Menschen "nackt und schutzlos" versuchen, "Luft in ihre Lungen zu pumpen". "Der Hund" ist eben auch kein Buch nach Standard-Rezept.“ (Isabel Metzger, SPIEGEL, 05.02.20)


„‘Der Hund‘ ist ein authentisches Portrait. Es zeigt, wie es in der Küche eines sogenannten Gourmet-Tempels wirklich zugeht. Das Buch bedient sich einer kräftigen, brutalen, sinnlichen, sehr beschreibenden Sprache. Und die vielen Metaphern und Vergleiche sind ein Taschenfeuerwerk voll kurzer Abbieger in starke Sprachbilder. Die große Stärke von „Der Hund“: Wie das Leben der Menschen beschrieben wird, die sich diesen brutalen Job in den gehobenen Küchen geben. Der Alltag der Küchenbrigade zwischen Aufputschpulver am Klo, schnell am Gang reingewürgten Essensresten und von unruhigen Nächten zerriebenen Backenzähnen ist vor allem eines: Glaubhaft.“ (Felix Diewald, ORF FM4, 30.01.20)


"Ein brodelndes Buch. Akiz porträtiert den Hund in knapper, oft ruppiger Prosa als wortkargen Underdog. Ein rasanter Roman, so belebend wie ein feuriger Cocktail." (Günter Keil, Landshuter Zeitung, 25.01.20)


„Regisseur Akiz legt mit „Der Hund“ ein literarisches Debüt hin, das vor den Kopf stößt und zugleich mitreißt. „Der Hund“ ist ganz anders, ganz neu.“ (Kurier (A), 06.02.20)


"Ein sehr lesenswertes Buch." (Julia Schöning, WDR 5 „Neugier genügt“, 28.01.20) ganz anders, ganz neu.“ (Kurier (A), 06.02.20)


"Ein sehr lesenswertes Buch." (Julia Schöning, WDR 5 „Neugier genügt“, 28.01.20)

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