Rezension: "Ich bin Circe“ von Madeline Miller

Die existentielle Frage, die sich mir vor Lesebeginn aufgedrängt hat, wirkt zwar etwas banal und selbsterklärend, beinhaltet aber einen komplexen Kern, der sich nicht so einfach leugnen lässt: Wie lässt sich ein derart alter, oft kopierter (vllt. sogar toterzählter) Mythos, der überaus unnahbare Figuren beherbergt, in ein zeitgemäßes Konzept bringen?

 

Die Antwort liefert Madeline Miller, die mit ihrem gewaltigen, magischen, und dennoch etwas komprimierten Epos - „Ich bin Circe“ - eine strukturierte Darstellung über die Enstehungsgeschichte präsentiert und den ewigen Krieg von Gut und Böse, Liebe und Hass, Vertrauen und Misstrauen, Mensch und Gott im Detail beleuchtet.

Außerdem lässt sie auf ihre eigene, (im besten Sinne) bewusst eklatante Art und Weise durchscheinen, wie verheerend es sein kann, eine „(un)menschliche“ Grenze zu ziehen, das Individuum anhand innerer Werte in ein hierarchisches System zu stecken und den Stärkeren über den vermeintlich Schwächeren richten zu lassen, eingepackt in überaus demonstrativer, polytheistischer Manier.

Die Erzählung ist zu keinem Zeitpunkt plakativ, proaktiv, aufdringlich, oder verfällt dem „exzessiven“ Feminismus, viel mehr ist sie darum bemüht, nichts von alldem zu sein, was man im Vorfeld von ihr erwarten würde.

Sie ist bestrebt, eigene Wege zu gehen, modern zu wirken, authentisch zu sein,...anmutig zwar, aber niemals kitschig, und sie kehrt die wesentlichen Merkmale des irdischen Daseins stark nach außen, rückt die weibliche Moral, die Sensibilität, sowie die Güte des weiblichen Geschlechtes ins Zentrum und rechnet mit all den vielen verkorksten Frauenbildern ab.

 

Die US-Amerikanerin hat nicht nur mit ihrem Debütroman „Das Lied des Achilles“ (ausgezeichnet mit dem Orange Prize of Fiction“) für positive Furore gesorgt, sie hat augenscheinlich auch hier an den richtigen geschichtsträchtigen Schrauben gedreht: Sie belässt das Grundgerüst im Urzustand, setzt auf Unterhaltung statt Belehrung, Entertainment und theologische Ansätze tauschen immer wieder die Plätze; der „erhobenen Zeigefinger“ bleibt unten, sie gibt der Interpretation klar den Vorzug, bleibt über die gesamte Strecke bodenständig und behält neben alledem auch noch die Charakterisierung der Figuren im Auge, kurz: Sie hat mit diesem Titel etwas ganz Wunderbares geschaffen. Eine Geschichte, die sich über die Eigenständigkeit der Menschheit auslässt, die aufzeigt, was es bedeutet, (un)sterblich zu sein, und die Frage aufwirft: Ist es überhaupt möglich, dass unterschiedliche Lebensformen, in friedlicher Koexistenz zusammenleben?

 

Fazit:

 

Der Erfolg eines Werkes liegt stets in der Hand des Publikums, und jedes Verlagshaus ist bestrebt danach, zu versuchen, seine Produkte in bestmöglicher Eleganz an den Mann/an die Frau zu bringen. Und ich kann mich ehrlicherweise kaum daran erinnern, wann es einem - recht unscheinbaren - Titel zuletzt gelungen ist, solch einen enthusiastischen Hype auszulösen?!

Auch ich muss fairerweise gestehen, dass ich mich von der vorlauten Euphorie rund um „Circe“ einwickeln hab lassen.

Doch wieviel Leidenschaft, wie viel Fabulierkunst, wie viel Qualität steckt wirklich in dieser Erzählung? Unterliegt man hier etwa einer Mogelpackung, wird beeinflusst von der einzigartigen Ästhetik des Werkes? Mehr Schein als Sein?

 

Devinitiv nicht!

 

Denn „Ich bin Circe“ tut im Endeffekt genau das, was - trotz exorbitanter Preview im Netz - niemand erwartet hätte, und viele Adaptionen davor nicht geschafft haben: Sie gibt der Protagonistin ein markantes Gesicht, eine Geschichte, ein Aufgabe,...lässt den Mythos in neuem Glanz erscheinen, ohne aber die wichtigen Grundpfeiler versetzen zu müssen, vergisst dabei niemals auf die Qualität der sprachlichen Komponente und weiß genau, wie man den Leser bestens unterhalten kann.

 

Kurzum: "Ein fabelhafter Roman – vermutlich das beste Kompliment, das ein Mythos bekommen kann." (The Daily Telegraph)

 

Klare Empfehlung!

 

Inhaltsangabe:

 

Circe ist die Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse, doch sie ist ganz anders als ihre göttlichen Geschwister. Ihre Stimme klingt wie die einer Sterblichen, sie hat einen schwierigen Charakter und ein unabhängiges Temperament; sie ist empfänglich für das Leid der Menschen und fühlt sich in deren Gesellschaft wohler als bei den Göttern. Als sie wegen dieser Eigenschaften auf eine einsame Insel verbannt wird, kämpft sie alleine weiter. Sie studiert die Magie der Pflanzen, lernt wilde Tiere zu zähmen und wird zu einer mächtigen Zauberin. Am Ende muss sie sich als Magierin, liebende Frau und Mutter ein für alle Mal entscheiden, ob sie zu den Göttern gehören will, von denen sie abstammt, oder zu den Menschen – die sie lieben gelernt hat.

 

Pressestimmen:

 

"Eine mutige und rebellische Neuerzählung der Göttinnengeschichte" (New York Times)

 

"Dieses Buch ist göttlich. Ich war ganz traurig, als es zu Ende war. Große Leseempfehlung!" (Gwyneth Paltrow)

 

"Eine Geschichte, die wir eigentlich schon seit Tausenden von Jahren kennen, und doch wirkt sie in Millers opulenter Neuerzählung auf uns erschütternd und unerwartet. Dabei verzerrt ihre erhellende feministische Sichtweise zu keinem Zeitpunkt das Original; vielmehr bringt sie Details zum Vorschein, die wir vorher nicht wahrgenommen haben." (Washington Post)

"Ein erfrischender Blick auf die griechische Mythologie … In Circe wird die weibliche Perspektive in noch nie dagewesener Weise in den Fokus gerückt." (Wall Street Journal)

 

"Einfühlsam und überraschend modern."

(The Times)

 

"Außerordentlich fesselnd." (ELLE)

 

"Eine großartige Liebesgeschichte."

(The Guardian)

 

"Vergnüglich und leicht zu lesen."

 

(The Observer)

"Wunderbar geschrieben… Dieses Buch lässt einen wochenlang nicht mehr los." (Grazia)

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