Rezension: "Der Exorzist“ von William Peter Blatty

Wie häufig wurde dieses vollkommen toterzählte, ausgeschlachtete Exorzistenthema bereits in visueller Aufbereitung produzuert? Meiner Meinung nach viel zu oft. VIEL! ZU! OFT! Kopiert, verändert, neu interpretiert, modernisiert, unglaubwürdig überzeichnet, demontiert, mit Händen und Füßen getreten.

Doch bis auf wenige Ausnahmen („Der letzte Exorzismus“ - Eli Roth), wurde das 1973 entworfene Drehbuch von William Peter Blatty nie derart sauber angepasst, dass es mit der Originalfassung - auch nur ansatzweise - mithalten könnte. Immer wieder fehlen die atmosphärischen Szenenbilder, das passende Setting, die bodenständige Herangehensweise in der Konzeption, das nötige Feingefühl.

Meist scheitert es auch an der Leistung der Schauspieler, an den Dialogen, an der Ernsthaftigkeit des Themas, sowie an der schlussendlichen optischen Ausführung.


Dämonen, die sich aus dem Leib der Besessenen freiboxen, Dämonen, die sich im ohnehin schon kranken Schädel der Protagonisten schmerzhaft einnisten und - welch Wunder - sich leider nicht so einfach vertreiben lassen, Dämonen, die durch das Medium mit dem armen, verschwitzten, Kruzifix schwenkenden Pastor kommunizieren, Dämonen, die das vermeintliche, persönlichkeitsschwache Opfer die Wände hochklettern, die es vulgär/ordinär sprechen lassen, Dämonen, die sich hilflosen Kinderseelen berauben, Dämonen, die auf Weihwasser allergisch reagieren, Dämonen, die sich befreien und auf der Erde als mordende Monster umherwandern,...


MAN KANN ES WAHRLICH NICHT MEHR SEHEN!!!


Da ist es umso schöner,...JA, es kommt tatsächlich einer kleinen Erleichterung nahe, dass der Festa Verlag, diesen Titel - überarbeitet, erweitert und neu übersetzt - aus der verstaubten Versenkung geholt hat. DANKE Festa, denn dieser „alte“, angsteinflößende, heiß geliebte Genre-Klassiker ist authentisch, atmosphärisch, angsteinflößend, und dennoch ernstzunehmend, denn er klammert all diese überzeichneten, mittlerweile verhassten, übertriebenen Adaptionen vollkommen aus und konzentriert sich auf das Wesentliche, auf den seit der Antike grassierenden Mythos: Die Teufel-Besessenheit mittels Ritus aus dem menschlichen Körper zu vertreiben! (In der heutigen Zeit - christlichen Fanatismus mal ausgenommen - werden diese Anstalten natürlich als psychische Störungen wahrgenommen.)


Unabhängig vom Kultstatus der Geschichte, der selbstverständlich viel Positives für den Inhalt übrig hat - wirkt der Text aufgrund der neuen Übersetzung etwas moderner, frischer, reifer. Die stilsichere Ausführung, die bei Blatty ohnehin zu Selbstverständlichkeit gehörte, die inhaltliche Erweiterung, sowie die Überarbeitung der vielen bekannten Horror-Elemente alter Schule, haben in dieser literarischen Fassung ihren ganz eigenen Reiz entwickelt, sodass zu keinem Zeitpunkt, Unverständnis für die Qualtität der Story aufkam.


Klare Leseempfehlung!


Inhaltsangabe:


Etwas Übernatürliches hat von der zwölfjährigen Regan Besitz ergriffen und verwandelt sie in eine dämonische Kreatur.
Da diverse Ärzte keine Erklärung finden, bittet Regans Mutter einen katholischen Priester um Hilfe. Doch alle Bemühungen von Pater Karras scheitern. Deshalb beantragt er bei seiner Kirche den Exorzismus. Der Priester will eine Teufelsaustreibung vornehmen, um das Mädchen zu retten …

Das vom Autor überarbeitete und erweiterte Meisterwerk. Neu übersetzt von Patrick Baumann.


Die Verfilmung von 1973 löste weltweite Skandale aus. Schockierte Zuschauer verließen scharenweise die Kinos. Heute gilt der mit drei Oscars ausgezeichnete Film als Klassiker.


Pressestimmen:


St. Louis Post-Dispatch: »Man sollte Der Exorzist zweimal lesen. Zuerst um die Spannung und den Schock zu erleben, um beim zweiten Mal die Sprache und den Stil zu genießen … Ein Erlebnis, das man nicht vergisst.«


phantastik-couch.de: »Blatty schuf einen modernen Mythos, der in Sachen Kultfaktor und Langlebigkeit irgendwo zwischen Bram Stokers Dracula und Ira Levins Rosemary's Baby anzusiedeln ist.«

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