Rezension: "The Chain“ von Adrian McKinty

Wenn ich an „The Chain“ von Bestsellerautor Adrian McKinty denke, fällt mir dazu nur eine einzige (rhetorische) Frage ein: Was ist das denn für ein abgefahrener Thriller?

Man glaubt wirklich, behauptet, ist felsenfest davon überzeugt, dass es im Thrillergenre keinerlei Überraschungen mehr gibt. Doch dann kommt dieser verrückte Nordire und liefert einen derart packenden, intelligenten Text ab, der nicht nur von seiner enorm starken Grundidee profitiert, sauber konstruierte Charaktere beinhaltet, mit einigen „unvorhersehbaren“ Twists aufwartet, sondern auch an der atmosphärischen Front jede Menge Finesse zu bieten hat.

McKinty schickt seine Protagonistin in eine auswegslose Situation, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt. Die Ausgangslage ist strukturiert, klar definiert, hochgradig kriminell, skrupellos, grausam und absolut verheerend: Zuerst sind sie Eltern, dann Opfer, dann Verbrecher. Es ist ganz einfach: Dein Kind ist verschwunden. Das Telefon klingelt. Eine Frau meldet sich. Sie ist die Entführerin. Sie ist aber auch selbst Mutter eines entführten Kindes. Sie ist verzweifelt. Sie verlangt, dass auch du zum Täter wirst. Die Aufgabe: Zahle Lösegeld! Entführe ein wildfremdes Kind! Werde Teil der Kette! Wenn du dich weigerst, stirbt dein Kind!


McKinty ist wahrlich grausam: Er stellt seiner Protagonistin nicht nur die unfassbare Aufgabe, Grenzen zu überschreiten, sondern lässt sie die eigene Moral (notgedrungen) abstreifen, aus Verzweiflung handeln, lässt sie zu einer kaltblütigen, unberechenbaren Täterin werden und Unaussprechliches ausüben. Kaum ein Thriller hat es bislang geschafft, dass die Hauptfigur beim Leser zweierlei Dinge verursacht: Abscheu und Mitleid! 


Aber nicht nur inhaltlich hat „The Chain“ einige  Besonderheiten zu bieten, allen voran der Plot, die Idee der Grundhandlung, die scharfen Dialoge,...auch stilistisch sollte man ihn keineswegs mit anderen Titeln im Genre vergleichen. McKinty liefert - wie er es bereits in der Sean-Duffy-Reihe getan hat - jede Menge pointierte Sätze, spielt gekonnt mit der Lakonie, besticht durch eine eigenwillige Konzeption, setzt oft aus dem Kontext gerissene Textbausteine und versucht somit, seinem Schriftsteller-Dasein eine besondere Note zu verpassen. Bis dato gelingt ihm das ganz hervorragend!


Fazit:


Stephen King, Don Winslow, Val McDermid, Dennis Lehane, Mark Billingham,...haben sich bereits zu diesem Thriller geäußert und sind restlos begeistert: „Ein Meisterwerk! [...] Wahrscheinlich werde ich in meinem Leben keinen besseren Thriller mehr lesen“ (Steve Cavanagh)


Man könnte also kurz zusammenfassen: „The Chain“ überzeugt auf ganzer Linie. Die Haupthandlung ist großartig, die Charaktere sind auf die Hardcore-Gegebenheiten bestens eingestellt, die Dialoge funktionieren, das Schriftbild passt (sehr thriller-untypisch wie ich finde), der Unterhaltungswert ist da, alles in Allem hat McKinty einen überaus intensiven, bösartigen, stilistisch vorzeigbaren Text ins Leben gerufen, der zwar viele klassische Thrillerkomponenten vereinbart, sich dennoch nicht scheut, vor allem die Handlung betreffend, vollkommen eigene Wege zu gehen. Genau DAS macht diesen Titel so besonders, genau DAS hebt ihn vom oftmals einschläfernden (Sry Leute!) Thriller-Mainstream ab, genau DAS ist Entertainment auf allerhöchstem Niveau!


Empfehlung? JA! JA! Und nochmal JA!


Inhaltsangabe:


Ein Thriller, der mit unseren schlimmsten Ängsten spielt, bis zum letzten Atemzug: Stell dir vor, sie kidnappen dein Kind, um es zurückzubekommen, musst auch du ein Kind entführen …


Was als ganz normaler Tag begann, wird zum Albtraum für die alleinerziehende Rachel, als ihre 13-jährige Tochter auf dem Weg zur Schule verschwindet. Die einzige Spur: Das Handy des Mädchens wird an der Bushaltestelle gefunden. Tatsächlich erhält Rachel kurz darauf einen Anruf von der Entführerin. Die Frau am Hörer – ebenfalls Mutter eines entführten Kindes –, gibt sich als Kylies Kidnapperin zu erkennen. Sie ist Teil des perfiden Netzwerks »The Chain«. Und sie hat Rachel auserwählt, die Kette der Kindes-Entführungen weiterzuführen: Wenn Rachel ihr Kind lebend wiedersehen will, muss sie nicht nur binnen weniger Stunden das Lösegeld auftreiben – sie muss ihrerseits ein Kind entführen und dessen Eltern dazu bringen, dasselbe zu tun.


Die Kette muss weitergehen …


Höllischer Nervenkitzel aus den USA vom preisgekrönten Autor Adrian McKinty.

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