Rezension: "Das Labyrinth des Fauns“ von Cornelia Funke

Es ist unbestreitbar, dass Guillermo del Toro einer der ganz, ganz, großen Filmemacher/Produzenten/Drehbuchautoren ist, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, aus dem trägen Genrealltag auszubrechen, um das Rad quasi neu zu erfinden. Und das tut er auch, daran sollte es eigentlich keine Zweifel geben. Produktionen wie „Das Waisenhaus“, „Pacific Rim“, „Crimson Peak“ und „Shape of Water“ (Oscar 2018: „Bester Film“, „Beste Regie“, „Beste Filmmusik“, „Bestes Szenenbild“) sind Beweise dafür, dass seine Imaginationskraft und seine Vielfältigkeit unermüdlich zu sein scheint! Es lässt sich also meinerseits kaum verbergen: Ich liebe diesen Kerl!

 

 

Dass Bestsellerautorin Cornelia Funke sich von del Toros Großartigkeit infizieren lässt und „Pans Labyrinth“ als Inspirationsquelle nutzt, ist kaum verwunderlich, schließlich bietet diese Produktion wirklich ALLES, was ein modernes, doppeldeutiges Erwachsenenmärchen braucht: Ein unheimliches Setting, düstere Komponenten der Atmosphäre, grausame Wesen, eine vom Leid gezeichnete Protagonistin, jede Menge Irrwege, Täuschungsmanöver, Blut, Mord, eine kräftige Portion Hinterlist und das Wichtigste: Sie lässt Platz für eine aussagekräftige Moral!

 

So großartig die Idee einer Romanadaption von Funke auch sein mag, so trügerisch ist die Tatsache, dass Guillermo del Toro und sein „Pans Labyrinth“ (Interessant ist allerdings auch der Originaltitel: „El laberinto del fauno“), Fluch und Segen gleichermaßen darstellt. So liefert die Vorlage des Mexikaners nicht nur viele kreative Inputs, sondern tritt aufgrund der Genialität und Beliebtheit der Filmversion leider auch als kleiner emotionaler Stolperstein auf.

 

Zugegeben: Ich liebe die Filme von Guillermo del Toro und müsste ich einen Lieblingstitel auserwählen, so wäre es mit Sicherheit „Pans Labyrinth“. Das Ding ist auf der Bewusstseinsebene derart verschachtelt; blickt man mehrere Ebenen tiefer, so wird man merken, was del Toro hier eigentlich angestellt hat. Aber auch „Das Waisenhaus“ ist eine wahrhaftige Genre-Bombe, die über die gesamte Filmdauer über, immer kurz vor der Detonation zu sein scheint.

Dennoch gilt in diesem ganz speziellen Fall: Je größer, je einzigartiger, je beliebter die „Filmvorlage“, desto erheblicher wirkt der Druck auf den Schriftsteller. In Hinblick auf diese - sagen wir es mal nonchalant - katastrophalen Ausgangslage, in der Cornelia Funke sich befunden haben muss, hat sie die Umsetzung einfach sensationell hinbekommen. Hand aufs Herz: Die Protagonisten funktionieren wunderbar und sind liebevoll an das Original angelehnt, die Zeichnung der Atmosphäre ist fein, etwas zurückhaltend, steuert ihren Mystik-Part aber äußerst unaufdringlich der Grundstory bei.

 

Wischt man die 1-Stern-Bewertungen und sonstigen Negativkritiken einfach beiseite und betrachtet dieses Werk als eigenständige, völlig unabhänige Märchenversion, so kann ich Cornelia Funke wirklich gratulieren, ich bin mir todsicher, dass viele Autoren an dieser Aufgabe kläglich gescheitert wären.

 

Klare Empfehlung!

 

Inhaltsagabe:

 

Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte vor ihrem unbarmherzigen Stiefvater: ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen. 

Ein geheimnisvoller Faun stellt dem Mädchen drei Aufgaben. Besteht sie diese, ist sie die lang gesuchte Prinzessin des Reiches. Immer tiefer wird Ofelia in eine phantastische Welt hineingezogen, die wundervoll ist und grausam zugleich. Kann Unschuld über das Böse siegen? 

 

Inspiriert von Guillermo del Toros grandiosem oscarprämierten Meisterwerk »Pans Labyrinth« schafft Bestsellerautorin Cornelia Funke eine Welt, wie nur Literatur es kann.

 

Pressestimmen:

 

„So bildhaft, dass das Buch vor dem geistigen Auge des Lesers wieder zum Film wird. [...] Del Toro ist begeistert. Die Leser werden es auch sein.“ (Deutsche Presse Agentur 2019-07-16) 

 

„Inspiriert von Guillermo del Toros oscarprämiertem Meisterwerk ›Pans Labyrinth‹ hat Bestsellerautorin Cornelia Funke den Filmstoff wunderbar in Worte gegossen.“ (Heike Manssen Hannoversche Allgemeine Zeitung 2019-07-13) 

 

„Als poetische Parabel für den Horror des Faschismus überzeugt Cornelia Funkes Buch ebenso wie del Toros Film. [...] einfach ein großartiges literarisches Werk.“ (Birgit Müller-Bardorff Augsburger Allgemeine Zeitung 2019-07-06) 

 

„Man muss den Film nicht kennen, um von diesem Buch [...] überwältigt zu sein.“ (Angela Wittmann Brigitte 2019-07-03) 

 

„Ein grandioser Roman ist so entstanden, in starker, schnörkelloser Sprache, mit unterschiedlichen Erzählebenen, einer, der wie schon der Film, Grenzen sprengt. [...]“ (Kim Kindermann Deutschlandfunk Kultur 2019-07-02) 

 

„Fantastisches Spiel mit Geschichte und Gegenwart [...] herrlich magisch, packend und psychologisch genau erzählt, eskapistisch und trotzdem nah dran an der Realität, vielleicht.“ (Britta Selle MDR Mitteldeutscher Rundfunk 2019-07-02) 

 

„Das Ergebnis? Zauberhaft!“

 

( Bild am Sonntag 2019-06-23)

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Kommentare: 1
  • #1

    Kerstin Schmiedt (Dienstag, 30 Juni 2020 16:18)

    Zwar ein geniales Buch, jedoch wird mir übel bei dem Gedanken, für welches Alter es bestimmt ist. Es gibt Passagen, die sind so real und ekelhaft brutal umschrieben, dass ich der Meinung bin, dass es nur von Erwachsenen gelesen werden sollte und nicht von 14 jährigen Kindern. Ich bin ein wenig geschockt, liebe Frau Funke!