Rezension: "Das Haus am Ende der Welt“ von Paul Tremblay

Paul Tremblay ist Preisträger des Bram Stoker-, British Fantasy-, und Massachusetts Book Award. Außerdem wurden viele seiner (Kurz-)Geschichten für die „L.A. Times“, oder die „Entertainment Weekly“ als Anthologie abgedruckt. Beschäftigt man sich mit Tremblays Werken etwas eingehender, so wird man schnell merken, dass man es hier mit einem interessanten Erzähler zu tun hat, der nicht nur einen wunderbaren Schreibstil pflegt, sondern den Leser auch bis zur allerletzten Seite bestens unterhalten kann. Zwei essentielle Eigenschaften, die bei Autoren unumgänglich, aber dennoch selten geworden zu sein scheinen.

Eine weitere positive Eigenschaft ist die Tatsache, dass Paul Tremblay versucht, jedes Thema im Genre zu modernisieren und auf ein Level der Neuzeit zu heben. Betrachtet man sein erst kürzlich veröffentlichtes Werk „A head full of ghosts“ (aus der Festa-Must-Read-Reihe), so wird man feststellen, dass er ein unheimliches Talent dafür hat, den Geschehnissen rund um ein spezielles Thema, entscheidend zu beeinflussen. Aber nicht nur das: Auch Charaktere zu entwerfen, die sich gut in der Handlung positionieren können und niemals den Anschein erwecken, „fehl am Platz“ zu sein, gehört eindeutig zu seinen schriftstellerischen Qualitäten. Dass er mit vielen Temowechseln arbeitet, die widerrum dafür zuständig sind, Storykomponente zu ent-, bzw. beschleunigen, rechtfertigt seine Daseinsberechtigung als (Horror-)Autor enorm.


„Das Haus am Ende der Welt“ - Heyne Verlag - neuer Titel - neue Ausgangslage.


Mir ist aufgefallen, dass einige Leser im Netz, die ausgesparten Horrorelemente in diesem Buch stark kritisieren/vermissen. Leute: Wer Paul Tremblays schriftstellerische Ambitionen kennt, weiß über den für ihn typischen subtilen/reduzierten Horroreinschlag bestens Bescheid. Gewaltorgien, literweise fließendes Blut und abgetrennte Gliedmaßen wird man bei ihm relativ selten vorfinden. Er stützt sich vielmehr auf die atmosphärischen Komponenten, wie das Entwerfen von Settingelementen, das strukturierte Einführen von fortlaufenden Handlungen, das Platzieren subtiler Effekte, aber auch das Konzipieren unerwarteter Charakterentwicklungen der Figuren. Es mag sein, dass dieses „in der Situation verharren“, das bei ihm sehr häufig der Fall ist, als langatmig oder gar unausgegoren wahrgenommen wird. Tatsache ist aber: Tremblay nimmt sich die Zeit, um gewisse Parameter - die er sich selbst auferlegt hat - zu erfüllen, um sich den nötigen Platz für Kreativität im Genre freizuräumen. Dies kann aber auch als äußerst störend, erdrückend, oder gar unzumutbar wargenommen werden.


Beispiel: Während für die einen, die Beschreibung eines Zementbodens als sochen völlig ausreicht, muss Tremblay in der Szene erklären, das er sich unter den Füßen des Protagonisten kalt und körnig anfühlt. Er nimmt dadurch dem Leser zwar viel Interpretationsspielraum, definiert andererseit das Momentum aber glasklar.


Und wie es sich eben für einen echten Mathematiker gehört, liebt Tremblay die Details seiner Konstellationen, die ihm in die Wiege gelegte Beobachtungsgabe, die Gabe, atmosphärische Situationen zu entwerfen, sowie die Möglichkeit, in eng miteinander verbundenen Strukturen zu denken.


Da „Horror“ aber ein äußerst dehnbarer Begriff ist, wird es kein einziger Autor auf der ganzen Welt vollbringen (Ja,...nicht einmal Stephen Kings Werke werden von jedermann geliebt!), genreunabhängig, jeden Leser zufriedenstellen zu können.


Was mich zu folgenden abstrakten Fragen führt:


Wo beginnt das Unbehagen,...wo der Angstzustand? Welche Faktoren steuern unser Empfinden? Was ist die punktgenaue Definition von „subtil“? Wo zieht man die Schmerzgrenze?


Inhaltsangabe:


Eine abgelegene Ferienhütte am See in den Wäldern New Hampshires: Hier wollen Eric und Andrew gemeinsam mit ihrer siebenjährigen Adoptivtochter Wen eine Woche Urlaub machen. Kein Smartphone, kein Internet – nur Ausspannen und Zeit mit der Familie verbringen. Mit der Idylle ist es dann aber schnell vorbei, als eines Tages vier merkwürdige, bis an die Zähne bewaffnete Gestalten auftauchen. Sie versprechen, die junge Familie nicht zu verletzen. Sie sagen, dass sie Hilfe brauchen. Doch die vier verbergen ein dunkles Geheimnis und für Eric, Andrew und Wen beginnt der schlimmste Albtraum ihres Lebens ... 


Pressestimmen:


»Ein Meisterwerk des psychologischen Horrors.«

(Kirkus Reviews) 


»Man macht sich beim Lesen fast in die Hose vor Angst, und doch kann man das Buch nicht aus der Hand legen.« (GQ) 


»Paul Tremblay schreibt nervenzerreißend spannend!« (Stephen King)

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