Rezension: "Widow’s Point“ von Richard u. Billy Chizmar

Bevor wir mit der eigentlichen Buchbesprechung beginnen, möchten wir den Verantwortlichen, den Herrschaften vom Buchheim Verlag, ein riesengroßes Lob und ein fettes Dankeschön mit auf den Weg geben. Denn ohne die ganze Mühe und die Liebe zum Gedruckten, wäre es höchstwahrscheinlich nicht möglich gewesen, diesen Titel in eine deutsche Ausgabe zu verwandeln. Wohlgemerkt, wurde hier nicht nur eine x-beliebige deutsche Fassung produziert, sondern man hat augenscheinlich alle Register  gezogen und eine wunderschöne Sonderausgabe, eine optische Perle daraus gemacht. Limitiert auf 999 Stück. Durchnummeriert. Handsigniert. Der Aufwand, der sich hinter dieser Produktion verbirgt, ist auf jeden Fall deutlich spürbar. Einfach großartig! Außerdem ist noch anzumerken, dass diese Produktion ist keinster Weise einen Einzelfall darstellt. Nicht nur die Geschichte vom unheimlichen, halsbrecherischen Leuchturm macht einen verdammt guten Eindruck, auch frühere Titel dürfen nicht unerwähnt bleiben. Aus der Vergangenheit wissen wir: Der Buchheim Verlag macht keine halben Sachen, sondern konzipiert jeden einzelnen Titel sehr sorgfältig, optisch wie inhaltlich. Siehe Beweisstücke: „Der Fährmann“ und „Sieben Pfeifer“


So, genug geschwärmt, kümmern wir uns nun um den eigentlichen Zweck der Sache: Was macht die Handlung des Chizmar-Doppelpacks so besonders?


Zum einen findet man hier einen umwerfenden Plot vor, der sich in viele unterschiedliche Richtungen lenken lässt, der dafür prädestiniert ist, zu überraschen, den Leser kalt zu erwischen und Klischees neu zu interpretieren. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist also enorm. Perfekte Voraussetzungen also, die Geschichte dorthin zu bringen, wo sie aufwühlt, Unbehagen auslöst, wo sie sich unheimlich anfühlt, genau dorthin, wo sie sich nicht so einfach eliminieren lässt. Kurz: Richard und Billy Chizmar müssen in den Geist der Leser eindringen. Und das haben sie getan! Eindrucksvoll!

Unterstützt werden sie dabei von Christian Jentzsch, der den nötigen Übersetzungs-Feinschlff liefert und Illustrator Glenn Chadbourne, der dem inneren Auge mit Schwarz-Weiß-Skizzierungen auf die Sprünge hilft. Nach knapp 120 gelesenen Seite kann ich bestätigen: Das war eine äußerst stimmige Angelegenheit.


Im Detail:


Der gesamte Inhalt besteht aus fiktivem Video- und Bildmaterial, sowie Diktiergerätaufnahmen, die vom Protagonisten im halbdokumentarischen, monologlastigen Stil vorgetragen wird. Höchst merkwürdig, eigenwillig, unverwechselbar.

Da ich dies - neben der Tatsache, dass der Roman als Kammerspiel, quasi als „One-Man-Show“ aufgezogen wurde (kommt im Literaturbereich eher selten vor)  - als DAS Prägnanteste Merkmal ausmachen würde, möchte ich weder die Charakterisierung der Figuren, noch deren Bezug zum Inhalt bewerten, dafür sind die 120

Seiten schlichtweg zu kurz. Meiner Meinung nach muss man sich hier klar bekennen: Kümmert man sich lieber um die Akteuere, oder um das Geschehen in das man sie hineinwirft? Die Autoren haben sich für Variante 2 entschieden. Dass diese Vorgehensweise ein absoluter Glücksgriff war, zeigt sich spätestens nach Beenden der Lektüre.


Fazit:


Die Idee, einen selbstverliebten Protagonisten/Autor zu einem spuk- und fluchverseuchten, abgeriegelten Leuchtturm zu schicken, um ihn Recherchearbeiten für seinen nächsten Bestseller erledigen zu lassen, klingt zwar im ersten Moment etwas klischeehaft,...aber lasst euch sagen: Dieser Roman hat so viel mehr zu bieten. Denn auf knapp 120 Seiten bündeln sich hier atmosphärische Szenenbilder, höchst merkwürdige Selbstgespräche, unheimliche Passagen, Flashbacks, die die grausamen Leuchtturm-Morde Revue passieren lassen, eine gute Portion Selbstironie, Zynismus,...das ganze Programm. Und: Jede Menge Sony-Schleichwerbungen. (Sry, aber man kann es auch übertreiben!)

Kurz: Dieses Storykonzept kriegt ihr kein zweites Mal. Die Handlung fühlt sich trotz des etwas distanzierten Stilmittels, trotz der dokumentarischen Ausführungen ambitioniert an, setzt viele kleine Highlights und gewinnt durch die gruseligen visuellen Darstellungen zusätzlich an Reiz.


Glaubt ihr an die Liebe auf den ersten Blick?


Wir haben sie gefunden!!!


Inhaltsangabe:


Die Bewohner von Harper’s Cove glauben, der Widow’s Point Leuchtturm sei verflucht und das es darin spukt. Bereits beim Bau 1838 sowie in den folgenden Jahrzehnten ereigneten sich fast zwei Dutzend Todesfälle, darunter unerklärliche Unfälle und kaltblütiger Mord. Der Leuchtturm wurde 1988 endgültig geschlossen und versiegelt. Seither hat ihn niemand mehr betreten.


Bis heute Abend.


Thomas Livingston ist der gefeierte Autor von dreizehn Büchern über das Übernatürliche. Er wird heute Abend den Widow’s Point Leuchtturm betreten und dort für seinen nächsten Bestseller recherchieren.

Ein ganzes Wochenende eingesperrt - ohne Kontakt zur Außenwelt.

Und obwohl ein hoher Sicherheitszaun den Leuchtturm umgibt und die Eingangstür mit einer schweren Kette verschlossen ist, wird Livingston dort nicht allein sein ...

Vater und Sohn, Richard und Billy Chizmar, erzählen eine Geschichte, die Sie zwei Mal darüber nachdenken lässt, was im Dunkeln auf Sie wartet.

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