Rezension: "The End“ von Eric Wrede

Sich mit dem Thema Tod und der dazugehörigen Bestattungskultur auseinanderzusetzen, erfordert nich nur jede Menge Mut, Feingefühl und Hingabe, es ist auch eine Frage der Kompetenz und des Zugangs. Zudem handelt es sich beim „Geschäft mit dem Tod“ um eine äußerst heikle Angelegenheit, die von Menschen so unterschiedlich wahrgenommen wird.

Was passiert wenn ich tot bin? Wohin geht meine Reise? Wie kann ich mir sicher sein, dass ich in guten Händen bin? Muss ich mir vorab eine Holzkiste aussuchen? Sollte ich probeliegen? Wie muss eine „richtige“ Bestattung aussehen? Gibt es die überhaupt? Oder kann ich auch einen unkonventionellen Weg einschlagen? Darf ich meine Trauer selbst bestimmen, oder muss ich mich der Gesellschaftsnorm unterwerfen?

All diese und noch viele weitere besorgniserregende Fragen - und mögen sie noch so zynisch klingen -, stellen eine erhebliche Wichtigkeit für den Betreffenden, aber auch für die Hinterbliebenen da. Eine pauschalierte Antwort wird es da vermutlich nicht geben. Eines ist jedoch unbestreitbar: Dieses Schicksal wird uns - früher oder später - alle ereilen. Der letzte Weg dorthin, die Begleitung, die professionelle Art und Weise mit dem „Sterben“ umzugehen, DAS ist doch das Entscheidende. Und Eric Wrede könnte die moderne Alternative zum konservativen Prozess sein:


Er spielt eine Zeit lang den Schallplattenunterhalter, wird Manager bei einer Plattenfirma und entscheidet sich schlussendlich dafür, Bestatter zu werden.

„The End“ ist biographisch, authentisch, dient als Ratgeber und unterstützende Lektüre, liefert aber vor allem auch grundehrliche Einblicke ins Bussiness. Ja, Eric Wrede verdient seine Brötchen mit dem Tod anderer Menschen. Aber er tut es mit dem größtmöglichen Maß an Zurückhaltung, Bodenständigkeit und Nachhaltigkeit. Es sei ihm gedankt: Irgendjemand muss es ja tun. 


Fazit:


Eric Wrede ist für mich ein kleines, mutmachendes, bodenständiges Phänomen. Er ist einer der wenigen Menschen, die akzeptiert/verstanden haben, dass der Tod das selbstverständlichste Kapitel des Lebens

darstellt und an Natürlichkeit kaum zu überbieten ist. „Individualität“ scheint für ihn nicht nur ein leeres Wort zu sein, sondern das ernstgemeinte Aushängeschild seines „Lebensnah“-Unternehmens. In „The End“ gewährt Eric Wrede jede Menge Einblicke in den Bestatteralltag, führt biographisch durch seine von Zufällen geprägte Vita, räumt Klischees aus dem Weg und zeigt, dass der Tod gar nicht so bösartig ist, wie es zumeist den Anschein hat. Zu alldem kommt hinzu, dass er auch noch ein verdammt warmherziger, humorvoller Zeitgenosse ist, der keinesfalls davor zurückschreckt, mal den Zynismus auszupacken, um die peinlichen Momente seines Lebens in deren Einzelteile zu zerlegen. Geht es allerdings um den Tod selbst und um die damit verbundene Trauer, so bleibt Wrede stets aufrichtig, spricht ehrführchtig über das Sterben und bleibt konstant respektvoll.


Ich liebe dieses Buch!


„Ich lernte eine Menge während meines Parktikums. Ich bekam Einblick in ein Geschäft, das durchsetzt ist von Vorschriften und Regeln, von fehlender Menschlichkeit und vom Streben nach Gewinnmaximierung; das sich als rein technischer Dienstleister für die Bestattung sieht und trauernde Angehörige uninformiert, aber um einiges ärmer zurücklässt. Ich lernte ein System kennen, in dem das Bedürfnis nach Zeit und Ruhe zum Trauern nicht berücksichtigt wird. Bestatter haben sich in Deutschland den Ruf von Schlüsselnotdiensten erworben.“


Inhaltsangabe:


Der Tod. Er erwischt uns irgendwann alle. Aber wer weiß, wie das geht? Sterben, beerdigen und trauern. Erklärt hat es uns niemand. Im schlimmsten Fall treten die Kirche und die Bestattungsbranche als Gralshüter einer „Kultur“ auf, die vor allem ihnen selbst nützt. Eric Wrede war Musikmanager und wurde Bestatter. Er will etwas ändern an der gängigen Trauerkultur. Er begleitet Menschen auf ihrem letzten Weg frei von Konventionen. In seinem Buch zeigt er anhand vieler Beispiele aus der Praxis, wie die Alternative aussehen kann.

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