Rezension: "Der Duft des Lebens“ von Clara Maria Bagus

Clara Maria Bagus ist ein Phänomen. Sie schreibt mit der Selbstverständlichkeit einer Valerie Fritsch und kombiniert ihre poetischen Elemente mit der inhaltlich-intensiven Erzählkunst eines Paolo Coelhos. Eine starke Mischung, die ihrem aktuellen Roman jede Menge Leben einhaucht.

In gefühlter Anlehnung an Süskinds charakteristischem Jean-Baptiste Grenouille, entwirft die Autorin außerdem einen ganz eigenwilligen Sprössling, dem der Tod stets näher zu sein scheint, als das blühende Leben selbst.


Wie bereits bei ihrem Erstlingswerk „Vom Mann, der auszog, um den Frühling zu suchen“ lässt sie wieder viele Fragen im Raum stehen, die dazu dienen sollen, den Interpretationsspielraum des Lesers zu erweitern, und ihn dazu zu bewegen, sich mit den Moralangelegenheiten der Menschen auseinanderzusetzen.

Nicht zu vergessen, dass die Autorin sehr genreübergreifend arbeitet und sich bewusst auf keines der altbewährten Stilmittel stützt, sondern danach trachtet, ihre ganz eigene Erzählvariante zu treffen.

Um ehrlich zu sein bin ich ein großer Fan ihrer charmanten Schreibe, mit der sie stets versucht, die tiefliegenden Bedürfnisse der Protagonisten an die Oberfläche zu bringen. Es ist zudem unmissverständlich klar, dass Bagus ein Freund des erhobenen Zeigefingers ist und diesen auch gekonnt einzusetzen weiß. Das mag den ein oder anderen vielleicht gehörig auf die Nerven gehen, ich fand es in diesem speziellen Konzept aber durchaus angebracht, und vor allem auch sehr zielführend.


Der Mittelpunkt der Geschichte dürfte also klar definiert sein: Es sollen zwei grundverschiedene Persönlichkeiten verkörpert und begleitet werden. Auf der einen Seite lernen wir Aviv kennen, sieht ihn in Sorgfalt aufwachsen. Gut behütet. Wohlerzogen. Auf der Gegenseite begegnen wir Kaminski. Dunkel, hasserfüllt und voller Enttäuschungen. Zwei Seelen, die getrennt voneinander, absolut nichts miteinander zu tun haben. Bis zu jenem Zeitpunkt, wo sich das Schicksal aufbäumt, und die beiden aufeinander loslässt!


Fazit:


Hatte ich bei Clara Maria Bagus‘ Debüt noch meine leisen Zweifel, so ist mir spätestens nach Beenden der ersten Kapitel von „Der Duft des Lebens“ jegliche Skepsis abhanden gekommen. Und das, völlig zurecht!

Denn die wohl einschneidenste Auffälligkeit, mit der die Autorin die Gepflogenheiten ihrer Figuren, sowie deren Umfeld beleuchtet, ist die Diversifikation ihres Stilmittels. Ihr gelingt es, schöne Momente noch schöner darstellen zu lassen, spielt aber auch gekonnt damit, negative Einschläge - in ihrer eigenen Form - bis an den Rand der Vorstellung zu bringen.


So komme ich schlussendlich zu den Kernfragen des Romans:


Welche Charaktereigenschaften prägen das Individuum Mensch? Ist es duldsam, Personen dieser Eigenschaften zu berauben, um selbst mehr Zufriedenheit zu erlangen? Wie weit darf Neid gehen? Und: Welche Bedeutung hat das Wort „Vollkommenheit“?


Und: Auch wenn die Parallelen zu Patrick Süskinds „Das Parfum“ mehr als deutlich zu erkennen waren, so habe ich anstelle einer billigen Kopie, viele neue Ansätze entdecken können, die den Roman von Bagus dann doch klar abgrenzen. Aus Lesersicht, habe ich mich mit der Erzählung auf einer Wellenlänge befunden und muss der Autorin an der Stelle ein wirklich großes Lob aussprechen.


„Im Kindesalter warf Kaminski mit Steinen nach Tauben, durchbohrte mit Schilfrohr die Augen von Igeln und genoss es, mit dem Hammer auf Nacken und Rumpf von Katzen einzuschlagen, bis der Kopf mit einer solchen Wucht nach hinten prallte, dass der Schädel wie eine Nussschale zersprang.“


Inhaltsangabe:


Der junge Glasbläser Aviv erhält von dem zwielichtigen Arzt Kaminski den Auftrag, fünfzig Glasfläschchen zu produzieren. Dieser schmiedet den perfiden Plan, Sterbenden die Seelen zu rauben, um sich daraus eine eigene, eine vollkommene zu erschaffen. Seit er herausgefunden hat, warum er zu keiner Art von Liebe fähig ist, beschleicht ihn die Ahnung, die anderen seien mehr als er, mehr Mensch. Doch Aviv deckt die Machenschaften des Arztes auf, und es beginnt ein Wettlauf um Leben und Tod. Wird es ihm gelingen, die in den Fläschchen gefangenen Seelen zu befreien?

Die Erkenntnisse, die Aviv bei seinen Entdeckungen sammelt, führen ihn zu einem tieferen Verständnis des Menschseins. 

Nach ihrem erfolgreichen Debut zeigt Clara Maria Bagus in ihrem neuen Roman wieder mit ungeahnter Tiefe wie jeder aus sich selbst eine Welt hervorbringen kann, in der sich zu leben lohnt. Die Autorin ist eine großartige Erzählerin existentieller menschlicher Fragen.


Pressestimmen:


»Die Essenz der Seele - gekeltert zu einem berauschenden Tropfen, spannend auf der Zunge, tiefgründig im Abgang.« (Wolfgang Herles, 17.05.2018)


»Eine Sprache von poetischer Schönheit, die tief bewegt.« (Anselm Grün, 17.05.2018)


»Ein fesselnder Roman von großer Schönheit, der den Glanz sowie die Abgründe der Seele beleuchtet. Ein Meisterwerk über die Kraft der Menschlichkeit.« (Manfred Lütz, 17.05.2018)


»Das ist Literatur! Eines der ungewöhnlichsten Bücher des Jahres, das in die Tiefen der menschlichen Seele blickt und aufzeigt, wie jeder aus sich eine Welt hervorbringen kann, in der es sich zu leben lohnt.« (Jean-Remy von Matt, 17.05.2018)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0