Rezension: "High Life“ von Matthew Stokoe

Ich weiß gar nicht wieviele Thriller, Dramen, Noir-Krimis dieser Art ich bereits gelesen habe und hinterher feststellen musste, dass sie ohne Empathie für die Protagonisten, ohne jegliche Struktur, ohne klare Botschaft, ohne das nötige Feingefühl für zwischenmenschliche Beziehungen aufgeschrieben wurden. Ein Sub-Genre des Kriminalromans, das ich schlichtweg für „nicht umsetzbar“ gehalten habe. Schade, dass es so lange, so viele Jahre dauern musste, um mich nochmal vom Gegenteil überzeugen zu können. Danke Matthew Stokoe.


In „High Life“ verbinden sich raue, vulgäre Sprachkomponenten, eine eindringliche, dreckige Handlung und emotionale Figurenausarbeitungen zu einem verzerrten amerikanischen Sittenbild. Kernaussage: Es ist nicht immer alles Gold, was glänzt. Schon gar nicht in der Traumfabrik. Hier lebt schließlich die High Society, Tür an Tür, mit der versifften, heruntergekommenen Schattenseite Hollywoods.

Matthew Stokoe hat für mich eine wesentliche Sache ganz entscheidend gelöst: Er hat es geschafft, das Interesse des Lesers zu wecken und konstant hochzuhalten, in dem er seinem Protagonisten schreckliche Dinge antut, ihn leiden und scheitern lässt. Er entwirft quasi ein Pendant zur sonst so schnörkellosen, affektierten Welt der Reichen und Schönen.


Und obwohl Matthew Stokoe hier keinen großen, literarisch ambitionierten Coup landet, so überzeugt er dennoch mit trockenem Humor und jeder Menge Einfallsreichtum. Doch vor allem glänzt er über die unterschiedliche Darstellungen der Traumfabrik als emotionale „Müllhalde“.


Fazit:


Diese Figuren, diese sprachlichen Ausführungen sind so ungeschönt, so frech, so rein und dreckig zugleich, dass man beim Lesen das ständige Gefühl hat, - auf Teufel komm raus - den Verlauf der Handlung abändern zu wollen. Es ist fast so, als würde man direkt neben Stokoes Protagonisten stehen und hilflos dabei zusehen müssen, wie er zu Drogen greift, Frauen f***t und sich auf Partys jegliche Hirnzellen totsäuft. Bis zur Besinnungslosigkeit. Ohne Rücksicht.


Marcus Müntefering vom Spiegel Online trifft den Nagel auf den Kopf:


„(...)Und - das ist die erste böse Pointe dieses Romans - je tiefer er in diesem Sumpf versinkt, je erfolgreicher wird er; der amerikanische Traum, für Jack erfüllt er sich als Zerrbild.“


Genau DAS macht den einzigartigen Charme dieses Buches aus. Genau DESHALB hebt er sich wunderbar vom Massengeschäft ab. Genau DAS ist der Grund, warum ich hier eine Empfehlung aussprechen möchte.


Inhaltsangabe:


Jack ist mit einem Ziel nach Hollywood gekommen: Er will zu den Reichen und Schönen gehören. Er will ein berühmter Star werden. 

Aber er landet im Untergrund der Stadt, in dem sich die Menschen mit Drogen und Sex betäuben und unvorstellbare Abscheulichkeiten antun. 

Als Jack die wunderschöne und reiche Bella trifft, sieht er die Chance, seine Träume wahr werden zu lassen. Aber wie sich herausstellt, fängt sein Albtraum gerade erst an ... 


Dieses Buch ist kaum zu ertragen, aber es ist unmöglich, es aus der Hand zu legen. Man begibt sich auf eine Reise direkt in die Hölle. 


Ken Bruen: »Vermutlich das größte übersehene Meisterwerk der Noir-Thriller. Ich habe so etwas nie wieder gelesen.« 


Martin Compart: »HIGH LIFE ist ein Splatter-Noir-Krimi, in dem Los Angeles wie eine Müllkippe erscheint. (...) Das Buch bleibt kleben, besudelt einen und kann Narben im Gehirn hinterlassen.« 


Henry Flesh: »Gewalt und Sex, brutal und unerbittlich dargestellt. Dieses Buch ist eine gotteslästerliche Mischung aus Raymond Chandlers besten Werken und American Psycho von Bret Easton Ellis.« 

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