Rezension: "Die Morde von Pye Hall“ von Anthony Horowitz

Bevor ich mir bewusst und klar einen Rezensionstitel aussuche, werden im Netz sämtlich Communitys, Literaturportale, aber auch Kundenmeinungen durchforstet. Schließlich bilden die schlussendlichen Standpunkte der Käufer - in ihrer Gesamtheit betrachtet - die resultierende Konklusion.

Hierbei finde ich die vermehrt auftretenden überschwänglichen Lobeshymnen sehr ansprechend. Selbiges gilt auch für vernichtende Negativkritiken.

Genau hier wächst mein Interesse besonders, hier will ich Fragen stellen, nach Antworten suchen, der Literatur und deren Befürworter/Verächter schlichtweg auf den Zahn fühlen:


Was bewegt den Kunden zum schlussendlichen Kauf?


Warum kommt genau dieser Inhalt so hervorragend/mies bei den Lesern an?


Was könnte der ausschlaggebende Faktor sein?


Deckt sich meine Kritik im Allgemeinen mit jener der Community?


Anthony Horowitz erntete bereits für die gelungene literarische Wiederauferstehung von Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes viele positive Stimmen. Diese scheinen sich auch auf seinen neuen Kriminalroman „Die Morde von Pye Hall“ übertragen zu haben:


 „...raffiniert eingeschachtelt und gekonnt ausgetüftelt.“


„...absolutes Highlight unter den Krimis!“


„Literarisches Vexierspiel“


Doch was hat dieses „Buch im Buch“, dieses mysteriös wirkende Krimi-Doppelspiel wirklich anzubieten?


Eines kann ich euch vorab schon sagen: Ich bin restlos begeistert! „Die Morde von Pye Hall“ haben mich vollständig überzeugt. Der Titel ist genau so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte,...und noch viel besser.


Warum?


Zu Beginn ist mir aufgefallen, dass diese aus der Ich-Perspektive geschilderte Erzählstimme, eine ganz besondere Stilform nutzt: Sie durchbricht oftmals die sogenannte „Vierte Wand“ und kommuniziert direkt mit dem Leser.  Durch diese relativ selten auftretende Darstellung wird der Leser - neben den Protagonisten - zur zentralen Spielfigur und fühlt sich dementsprechend ernst genommen, integriert, ja fast in die fiktive Welt der Schreibkunst hineingezogen.


Weiters kam mir in den Sinn, dass die Ich-Erzählperspektive, diesem „Buch im Buch“, wahnsinnig viel Raum überlässt. Auch die Aufteilung ist etwas sonderbar gewählt. So erstreckt sich die „erfundene Hauptstory zu Atticus Pünd“ über knapp 300 Seiten, und wird erst dananch wieder von der ersten Erzählebene abgelöst. Das mag anfangs zwar etwas unverständlich wirken, ergibt aber am Ende der Geschichte gehörig viel Sinn. Man sollte sich hierbei weder verärgern, noch verunsichern lassen.


Die Charaktere möchte ich an dieser Stelle eigentlich gar nichts analysieren. Da sich ca. 90% der Handlung auf fiktiver Ebene abspielt, die Romanfiguren selbst von einer fiktiven Romanfigur erschaffen wurden, will ich hier auf gar keinen Fall bewerten. Wären sie für den Leser unzumutbar, derartig mies gezeichnet, so würde ich dies natürlich als kleine Warnplakette anbringen. Da aber in Sachen Charakterisierung (Sympathie, Harmonie der Protagonisten untereinander,...) und die persönliche Weiterentwicklung der Figuren (besonders gelungen!) alles zu meiner Zufriedenheit war, kann ich diese Thematik - getrost - ruhen lassen.


Fazit:


Der neue Roman von Anthony Horowitz hat (beinahe) ALLES, was man sich von einem rätselhaften Kriminalroman erwarten darf: Eine stilvolle, bedachte, ambitionierte Sprache, eigenwillige, attitüdenhafte Charaktere und eine besondere Handlung, die aufgrund ihrer Ausführung und Komplexität, viele lobende Worte verdient hat. Sehr viele lobende Worte!

Einzig allein mit dem - für das Genre so urtypischen - Galgenhumor wurde etwas zaghaft umgegangen. Den bekommt man hier so gut wie gar nicht.


Zusammenfassend kann man aber sagen:


Dieser Titel ist ein VOLLTREFFER. Er ist bedacht, introvertiert, andersartig in seiner Ausführung, und ungemein unterhaltsam. Vor allem ist er aber eine gesellschaftskritische Studie über eine verschwörerische Dorfgemeinschaft, die mehr Dreck am Stecken hat, als dem Leser überhaupt lieb ist.

Und: Diese Geschichte ist ein perfekt konstruierter Doppelkrimi, der zwar auf zwei unterschiedlichen Ebenen basiert/abläuft, die jedoch - und das ist jetzt der entscheidende Faktor - ganz gut miteinander harmonieren.

Außerdem bleibt Horowitz bei der Zeichnung der Charaktere und deren Basis untereinander stets bemüht, die britische vornehme Art nach außen zu transportieren,...obwohl hinter verschlossenen Gardinen gerade der Teufel wütet. All jene verschwörerischen, scharfsinnigen Aspekte, die man an einem „Detektivroman“ so sehr zu schätzen weiß, hat Horowitz perfekt zu einem stimmigen Puzzle umgebaut.

Die Betonung liegt auf „PUZZLE“.

So wurde hier nicht bloß ein oft kopierter Krimi-Nonsens zwischen zwei Buchdeckel gepresst, sondern zwei grundverschiedene, intelligente Handlungsstränge äußerst smart miteinander verwoben, deren Lösungen sich übrigens erst ganz am Ende entfaltet haben. Als hätten Sherlock Holmes und Hercule Poirot gemeinsame Sache gemacht! Es gibt im Genre ja unterschiedliche Auffasungen, aber meiner Meinung nach hat ein innovativer, klischeefreier Kriminalroman GENAU SO auszusehen!


Klare Empfehlung!


Inhaltsangabe:


Susan Ryeland, Lektorin bei Cloverleaf Books, arbeitet schon seit Jahren mit dem Bestsellerautor Alan Conway zusammen, und die Leser lieben seine Krimis mit dem Detektiv Atticus Pünd, der seine Fälle charmant wie Hercule Poirot zu lösen pflegt.

Doch in seinem neuesten Fall ist nichts wie es scheint. Zwar gibt es zwei Leichen in Pye Hall und auch diverse Verdächtige, aber die letzten Kapitel des Manuskripts fehlen und der Autor ist verschwunden. Ein merkwürdiger Brief legt nahe, dass er sich das Leben genommen hat. Susan Ryeland muss selbst zur Detektivin werden, um nicht nur den Fall der Morde von Pye Hall zu lösen, sondern auch die Umstände des Todes von Alan Conway zu enträtseln.

Geschickt miteinander verwoben präsentiert der Erfolgsautor Anthony Horowitz hier zwei Krimis in einem und erzählt eine raffinierte und überaus spannende Story voller Eifersucht, Gier, Leidenschaft und Mord.


Pressestimmen: 


„Ein stylischer Thriller - Spielerisch, genial gebaut und wunderbar unterhaltsam.“

(Sunday Mirror)


„Ein teuflisch gut gemachter Krimi“

(The Guardian)

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