Rezension: "64“ von Hideo Yokoyama

Es gibt Kriminalromane, deren Protagonisten über allem stehen, stets Dreh- und Angelpunkt der Geschichte darstellen. Und es gibt Kriminalromane, deren Handlungskonzepte klar das Zentrum bilden, die Charaktere mehr oder weniger Randerscheinungen gleichkommen und vom Inhalt gesteuert/gelenkt werden. „64“ ist genau eines dieser Bücher. Das beides seine Vor- und Nachteile hat, muss - so glaube ich - nicht extra erläutert werden.


Es lässt sich also sagen:


Hideo Yokoyama hat mit „64“ ein kriminalistisch-aufgeblähtes Monstrum erschaffen, dessen inhaltsstoffe von klassischen Ermittlungsarbeiten und manischem Polizei-Journalistmus dominiert werden. Zugegeben: Die Anzahl, sowie die Namen der handelnden Charaktere waren zu Beginn nervtötende Stolpersteine, die die charmante Einführung der Figuren, aber auch den lockeren Handlungsaufbau etwas behindert haben. Hier hätte man durchaus die Hälfte des Personenkreises gut und gerne streichen dürfen. Hat man diese anfängliche Hürde erst einmal überwunden, so wird man mit einem detailgetreuen, voluminösen, sehr intensiven Kriminalroman belohnt, den es in dieser Form der Struktur, - meiner Meinung nach - noch nicht gegeben hat. Das heißt aber im Gegenzug: Je feiner die Erzählung, je engmaschiger die Handlungen, je präziser das Vorgehen, desto langatmiger werden die einzelnene Passagen. Der Leser sollte also vorab wissen, worauf er sich einlässt: Man bekommt auf knapp 750 Seiten einen groß angelegten, durchwegs realistischen „Thriller“ geboten, der den japanischen Exekutions-/Medienapparat in seine grauenhaften Einzelteile zerlegt, den Vergleich zur Selbstjustiz keineswegs scheut und komplett auf Technik (Cliffhanger, Twists,...) verzichtet.


Inhaltsangabe:


Im Januar 1989 wird in Tokio ein siebenjähriges Mädchen entführt. Fünf lange Tage versuchen die verzweifelten Eltern alles, um die Forderungen des Entführers zu erfüllen. Doch alle Bemühungen sind vergebens. Der Entführer entkommt unerkannt mit dem Lösegeld, kurz darauf wird die Leiche des Mädchens gefunden. Die Ermittlungen der Polizei laufen ins Leere. Der Fall geht unter dem Aktenzeichen 64 als ungelöstes Drama in die Kriminalgeschichte Japans ein. Vierzehn Jahre später verschwindet die Tochter von Yoshinobu Mikami, dem Pressesprecher eines kleinen Polizeireviers. Mikami, selbst Gefangener eines übermächtigen Verwaltungsapparats, stößt kurz darauf auf ein geheimes Memo zu Fall 64. Getrieben von einer dunklen Ahnung beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln – und öffnet eine Tür, die besser für immer verschlossen geblieben wäre.


Pressestimmen:


»Ein großartiger Kriminalroman … Die Tiefe der Einblicke, die Hideo Yokoyama in eine fremde Lebensweise und ihre sozialen Regeln gestattet, möchte man für beispiellos halten.« 

Frankfurter Rundschau 


»Wenn es einen Nobelpreis für Kriminalliteratur gäbe: Yokoyama hätte ihn verdient.« (Aus der Begründung der Jury der Krimibestenliste Platz 2)


»Ein gewaltiger Kriminalroman und eine faszinierende Erzählung des modernen Japans.« (The Guardian)


»Überraschend. Einzigartig. Grandios.« 

(The New York Times Book Review)


»Ein Triumph auf mehreren Ebenen: Als Polizeiroman, als messerscharfe Charakterstudie und als geheimnisvolle Geschichte eines ungeklärten Falls.« 

(Booklist)


Yokoyama setzt sich mit Fragen der Moral auseinander wie einst Henry James. Dieses völlig unerwartete Buch ist einzigartig in seiner Originalität.« (The New Yorker)


»Vielschichtig, raffiniert und packend.« 

(The Washington Post)


»Der Blockbuster aus Japan!« 

(Time Magazine)

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