Rezension: "So dunkel der Wald“ von Michaela Kastel

Eines kann man,...MUSS man der Buchbesprechung bereits vorwegnehmen: Michaela Kastel hat mit „So dunkel der Wald“ eine exzellente Geschichte ins Leben gerufen, die zwar von unfassbar vielen Autoren bereits „geplottet“, bzw. als Story-Ausgangspunkt herangezogen wurde, sich jedoch genau in Sachen Umsetzung stark von der „Konkurrenz“ unterscheiden lässt. Die markanteste Auffälligkeit ist wohl die Tatsache, dass die Autorin ständig zwischen klassischem Kriminalroman und den Stilelementen eines Thrillers hin und her wechselt. Dies spürt man vor allem durch die vielen Perspektivenwechsel (Exekutive/Täter/Opfer), die Michaela Kastel recht unaufdringlich in ihren Handlungsverlauf einstreut. Durch diese Erzählroschade verleiht sie dem Roman eine größere Bandbreite, eine völlig andere Dimension und dürfte damit das Interesse des Lesers lange aufrechterhalten. Außerdem konfrontiert sie sich selbst sowie ihre Charaktere mit einem höchst kontroversen Thema und bereitet dies völlig schonungslos und brutal,...aber dennoch massenkompatibel für die Leserschaft auf. Man muss der Story aber eine kleine Warnplakette an die Tür hängen und ganz klar verdeutlichen, dass man es hier mit einem echt harten, krankhaften, schwer verdaulichen Inhalt zu tun hat. Und obwohl Michaela Kastel viele grauenvolle Handlungen unausgesprochen lässt, so spinnt sich die Szenarie im Kopf des Lesers weiter und komplettiert den Horror. Genau DAS macht die Erzählung so nervenaufreibend, so unheilvoll, so abartig,...dennoch ist sie in jeder einzelnen Faser „augenöffnend“ und „notwendig“.


Fazit:


Nicht zu vergessen: DAS IST EIN DEBÜTROMAN! Die Erfahrungswerte der Autorin - Schriftstellerin zu sein - belaufen sich gen Null! Und dann kommt Michaela Kastel daher und haut da so eine Thrillerbombe raus, dass man als Leser fassungslos vor dem zugeklappten Buchdeckel sitzt und aus dem Stauen kaum mehr rauskommt. Seltsamerweise war ich Inhaltlich ständig an Zoran Drvenkars „Still“ erinnert, das im Übrigen ein verdammt gut geschriebenes Buch ist. Ähnlich verhält es sich hier. Man hat im Grunde zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, einen tausendfach gelesenen, uncharmant-runtergetippten Text vor sich zu haben. Ganz im Gegenteil: Die ambitionierte Schreibweise der Autorin ist ganz klar „ersichtilich“ und trägt gehörig zum stimmigen Gesamtkonzept bei.

Natürlich hat der Titel auch seine kleinen Schwachstellen. So hätten beispielsweise die Profile der Charaktere (zumindest die Protagonistin) mehr Tiefe vertragen können, oder der Story per se mangelt es ab und zu an etwas Struktur. ABER: Das ist Kritik auf allerhöchstem Niveau!


Für mich ist „So dunkel der Wald“ eine der besten „Entführungsgeschichten“, ich würde sogar meinen, eines der bestkonzipiertesten  Thriller-Debüts der letzten Jahre.

Ganz ohne Pathos: Diese Story ist einfach großartig. Sollte Michaela Kastel so weitermachen, dranbleiben, ihre Leistungen konstant hochhalten,...so bin ich mir ganz sicher, hiermit den Erstlingsroman einer zukünftigen Bestsellerautorin gelesen zu haben.


Die Aussprache einer Kaufempfehlung versteht sich demnach von selbst!


Inhaltsangabe:


Ronja und Jannik führen ein Leben ohne Zukunft, seit sie als Kinder von einem gewissenlosen Entführer tief in den Wald verschleppt wurden. Nach einem missglückten Fluchtversuch gerät die Situation außer Kontrolle, und die langersehnte Freiheit ist zum Greifen nahe. Doch was so lange ein Wunschtraum war, erscheint plötzlich fremd und beängstigend: Wie soll man sich in einer Welt zurechtfinden, die man nie kennengelernt hat? Gleichzeitig nimmt die ehrgeizige Kommissarin Sarah Wiesinger ihre Spur auf und gelangt immer näher an Ronjas und Janniks Versteck heran – bis sich ihre Wege kreuzen ...


Zur Autorin:


Michaela Kastel, geboren 1987, studierte sich nach ihrem Schulabschluss an einer katholischen Privatschule quer durch das Angebot der Universität Wien, ehe sie beschloss, Traum in Wirklichkeit zu verwandeln und Schriftstellerin zu werden. Sie lebt in Wien. Sie wird am 17.03.2018 auf der Leipziger Buchmesse anzutreffen sein und dort ihre Premierenlesung abhalten. Für alle österreichischen Thrillerfans: Am 13.06. ist Michaela Kastel zu Gast in der Landesbibliothek/Graz und wird dort aus ihrem Roman vorlesen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0