Rezension: "Blake“ von Jack Heath

Ein außergewöhnlicher (Thriller) Kriminalroman braucht eine intensive, vorzeigbare Handlung, viele Probleme, die es zu lösen gilt, jede Menge Komplikationen, die den beteiligten Personen eventuell das Leben kosten könnten UND einen prägnanten, authentischen Protagonisten, der für die notwendige Unruhe sorgt, frei nach dem Motto: „Ich bin so krank in der Birne, dass ich mich wunderbar in die Rolle von Schwerverbrechern hineinversetzen kann“.


Jack Heath hat tief in die Genre-Trickkiste gegriffen und eine - zugegebenermaßen nicht mehr ganz neuartige - Geschichte herausgezaubert, die einem zwar inhaltlich schon oft begegnet sein dürfte, dennoch an Unterhaltungswert viel zu bieten hat. Außerdem darf man einen sehr eigenwilligen Antihelden begleiten, der seine (dreckige) Spürnase in jede noch so heikle Situation hineinsteckt und somit für mehr BElastung als ENTlastung sorgt.


Vorhang auf für Timothy Blake.


Er kommt als genialer, leicht autistisch veranlagter Rätsellöser (dennoch Vorzeige-Irrer mit vielen Macken und Trieben) rüber, der anderen Profilern im Genre in Nichts nachsteht. Man stelle sich eine Mischung aus Dexter, Mentalist und dem Typen aus „Lie To Me“ vor, genauso morbide, mit seichterem Geltungsdtang zwar, dafür aber mit einer kräftigen Portion (Schwarz)Humorigkeit ausgestattet. Die Affinität zum Sonderbaren/Dramatischen bleibt aber konstant.

Kein Wunder, dass Blake als inoffizieller FBI-Mitarbeiter geführt wird und dementsprechend auf keiner Gehaltsliste zu finden ist.

Eines haben diese seltsamen Ermittler allesamt gemeinsam: Ihre Definition von Gerichtigkeit scheint eine äußerst dehnbare Sache zu sein. Der eine mordet, der andere verheimlicht, betrügt, lügt, stellt seine abartigen Handlungen unter den Schutz des Gerechtigkeitsinnes. Hinterfotzig, aber scheinbar effektiv. Man sollte sich jedenfalls kein gutes Beispiel daran nehmen.


Fazit:


Timothy Blake ist gewaltbereit, unberechenbar, gerissener, kompromissloser und hat öfter unbeindruckt in die Mündung einer Waffe geblickt, wie viele Ermittler vor ihm. Damit hat er gegenüber all seinen Eidgenossen einen enormen Vorteil.

Genau diesen innerlichen Konflikt Blakes - zwischen Gewaltbereitschaft und strukturierter Ermittlungsarbeit -, versucht Jack Heath einzufangen und der Leserschaft zu transportieren. Meiner Meinung nach ist ihm das ganz wunderbar gelungen!

Außerdem liebe ich seine schriftstellerische Herangehensweise: Er redet kaum um den heißen Brei herum, kommt relativ schnell zum Punkt, setzt sein Hauptaugenmerk auf die Charakterisierung seines Protagonisten, vergisst dabei aber nicht auf die Humorkomponente und weiß ganz genau, was einen gut konzipierten Thriller ausmachen muss, um den Leser bei Laune halten zu können. Außerdem bin ich - wie schon öfters erwähnt - ein großer Befürworter, dialoglastiger Texte, die enorm viel für die Positionierung der Figuren tun. Jack Heath hat dies verstanden, umgesetzt und baut zudem auf eine rasante, direkte Art, seine Handlung aufzustellen und voranzutreiben.


Empfehlung! 


Inhaltsangabe:


Amerika, Gegenwart. Timothy Blake ist ein genialer Profiler und steht als inoffizieller FBI-Mitarbeiter auf keiner Gehaltsliste. Er hat nämlich ein geheimes Laster und wird nicht mit Geld entlohnt, sondern mit etwas, das seine dunklen Triebe befriedigt. Als Blake mit seiner neuen Partnerin Special Agent Reese Thistle eine heikle Geldübergabe einfädelt, geht die Sache schief: In einem gestohlenen Wagen finden sie eine Schaufensterpuppe mit einer menschlichen Niere darin. Blake, der sein finsteres Geheimnis sorgsam hüten muss, gerät unter Verdacht …

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