Rezension: "Oskar“ von Max Bronski

Max Bronskis ironische, durch und durch satirische Selbstinszinierung einer von der Welt verstoßenen „Person ohne Identität“, beginnt mit dem natürlichsten und zugleich furchtbarsten Ereignis seit es Lebewesen gibt: Mit dem Tod. 

Eingepfercht in einem grob zusammengezimmerten Sarg, erlangt Bronskis Protagonist „OSKAR“ sein verloren geglaubtes Bewusstsein zurück. Scheintot, desorientiert, ohne Erinnerung steigt er an der nächsten Ampel aus. Sein einziger Hoffnungsschimmer: Die Unterlagen seines Leidensgenossen aus dem Nachbarsarg.


„Den Tod, so dachte ich, stirbt man. Ich erlebte ihn.“


So einsam und kaputt lässt der Autor seinen schrulligen „Fremden“ in das außerirdische Gefühlschaos eintauchen. Ständig sich selbst überlassen, wandelt er umher, führt (Selbst-)Gespräche, trifft auf dubiose Partner, fällt Entscheidungen,...die puzzleartig ein harmonisches, und dennoch konstant wackeliges Gesamtbild ergeben.

Ich würde diesen Roman - ganz, ganz vorsichtig - als subtiles Oxymeron-Gemetzel der Perversionen bezeichnen. (Im besten Sinne natürlich!)

Insgeheim dachte ich: Endlich beweist mal einer Courage (und mit „Courage“ meine ich „Eier“), dem Leser nichts vorsetzen zu wollen, sondern den Interpretationsspielraum als solchen bestehen zu lassen, ihn vielleicht sogar ausbauen zu wollen.


Fazit:


Zusammenfassend kann man sagen: 


Bronski hat sich für seine Handlung und deren Inhalte einige Besonderheiten einfallen lassen:

Die Darstellung einer irrationalen Hauptfigur, das gute Ineinandergreifen sämtlicher Widersprüche, sowie der merkwürdige Satzaufbau, der sich zwischen Poesie und frivoler Leichtigkeit wiederfindet, sind nur ein paar wenige Beispiele.


„Es ist dieser grundentspannte Erzähltton, der einen unwiderstehlichen Charme entwickelt.“ taz


Dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen und spreche somit - obwohl sich die Geister scheiden werden - eine klare Kaufempfehlung aus.


Inhaltsangabe:


Ein Leichenwagen mit drei Särgen fährt durch München. Ziel: das Krematorium. Die Papiere der Toten sind alle gefälscht; offensichtlich geht es darum, Leichen illegal verschwinden zu lassen. Der scheintote Oskar erwacht auf der Fahrt plötzlich zum Leben und befreit sich aus der klapprigen Totenkiste. Auf der klebt ein Zettel, der den vermeintlich Verstorbenen als "Person ohne Identität" ausweist . Und in der Tat, Oskar hat nicht die leiseste Ahnung, wer er ist, wo er herkommt und wie er in diese missliche Lage geraten ist. An der nächsten Ampel ergreift er vorsorglich die Flucht und findet sich, nur mit Boxershorts bekleidet, im Englischen Garten wieder. Zum Glück ist es Sommer, und es herrscht buntes Treiben. Aber wie weiter? Ein abenteuerlicher Selbstfindungstrip nimmt seinen Lauf... 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0