Rezension: "FIONA" von Harry Bingham

Mit "Fiona - Als ich tot war" hat Harry Bingham  einen überaus ungewöhnlichen Krimi in den deutschsprachigen Raum gebracht. Ungewöhnlich,...nicht wegen seiner Eigenheit im Handlungskonzept, nicht wegen der „Kuriosität“ im Aufbau, nicht wegen seiner speziellen Affinität zum Unspektakulären, sondern aufgrund der Tatsache, das sich alle Storykomponenten, ja wirklich alle,...um die so extrem eigenartig dargestellte Protagonistin zu drehen scheinen.


Daraus lässt sich womöglich ableiten:


 "Das ist die wohl spektakulärste Heldin in der modernen Spannungsliteratur...brutal, ausgeflippt und ungeheuer originell." (Sunday Times)


"Eine Ermittlerin, die Lisbeth Salander in Sachen Mut und Entschiedenheit in den Schatten stellt." (USA Today)


"Fiona Griffiths ist ein Rätsel, und was für ein faszinierendes." (New York Daily News)


"Entscheidend ist aber Fionas Persönlichkeit: liebenswert, seltsam, komplex." (Washington Post)


"Das einfühlsame Porträt einer verkorksten, außergewöhnlichen Frau, die einfach nur so sein will wie die anderen." (Publishers Weekly)


Äußerst merkwürdig dabei ist allerdings, dass es sich hierbei um den dritten in deutscher Sprache veröffentlichten Teil der Serie handelt (nach "Totenklage" und "Totenspiel"), welcher bei uns nach langer Wartezeit - scheinbar - abermals den Beginn der Reihe markieren soll. Seltsam. Jedenfalls soll mit dem großartigen Rowohlt-Verlag im Rücken, Fiona Griffiths neues Leben eingehaucht und sie in die Welt der Kriminalliteratur entlassen werden.


Wärend ich hier ins Schwadronieren gerate, interessiert uns doch bloß die Frage: "Wie gut ist Harry Bingham der "Wiedereinstieg"/die "Neueinführung" seines Figurenensemble und deren Storyumwelt gelungen?


Um ehrlich zu sein: Die Haupthandlung ist leider an mangelnder Inspiration kaum zu überbieten. Ich war beim Lesen im ständigen Zwiespalt der Frage gegenüber,...wer mir hier am meisten Leid tut: Der Autor, der sich durch diese harmlose Darstellung konfuser Abrechnungsbetrügereien schreiben muss? Die Leser, die schlussendlich durch diese Ödnis „getrieben“ werden? Oder gar Fiona selbst, die schließlich nicht mal die Wahl hatte, die Story ad acta zu legen.

Ich weiß, das klingt zwar völlig übertrieben, aber storytechnisch hätte man sich durchaus mehr Mühe geben dürfen.

Die Ausarbeitung der Protagonistin hingegen wirkte auf mich durchwegs ambitioniert. Der Autor hat sich scheinbar lange mit dem Umsetzungsprozess aufgehalten, und hat hier versucht (manchmal auch etwas zwanghaft), seiner Hauptfigur ein ganz außergewöhnliches Markenzeichen zu verpassen, sie zu wappnen, sie robust, hartnäckig und resistent gegenüber Außeneinflüsse darzustellen.


Fazit:


So sehr ich Fionas Eigenart, ihre Leidenschaft, ihre Entschlossenheit zu würdigen, ja sogar zu bewundern bereit bin, so unfassbar langwierig fand ich die Handlung, die sich gemächlich (viel zu gemächlich!) um die Ermittlerin aufbaut.


Zwar verstehe ich die Idee und den Impuls, der hinter der etwas verharmlosten Geschichte stecken mag, doch meiner Meinung nach, kann man daraus niemals ein reißerisches Handlungskonzept bauen. Wenn die elementare Komponente, die Basis, der Plot einfach nicht zu 100% gefallen will, kann selbst eine starke Protagonistin wie Fiona das Ruder kaum mehr rumreißen.


Daher nur eine bedingte Empfehlung!


Inhaltsangabe:


Fiona Griffiths ist eine Frau voller Probleme, aber auch eine sehr gute Polizistin. Als Neuling im Revier hat sie natürlich auch Routinefälle zu bearbeiten. Zum Beispiel diesen: Abrechnungsbetrug bei einem Möbelhaus. Fiona folgt der Spur des Geldes und stößt auf Leichen. Denn es geht um viel Geld. Unglaublich viel. Nun hat Fiona gerade erst eine Ausbildung zur Undercover-Agentin absolviert. Als Putzfrau namens „Fiona Grey“ wird sie in ein betroffenes Unternehmen eingeschleust. Auch die Betrüger erkennen schnell ihre besondere Begabung, Fiona wird Teil ihres Plans – ein gefährliches Spiel. Denn die Grenzen zwischen ihren Persönlichkeiten verfließen zunehmend. Nur Fiona Griffiths kann das ultimative Verbrechen verhindern. Doch was will Fiona Grey?

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