Rezension: "Die Kinder" von Wulf Dorn

Seit Wulf Dorns Thriller-Debüt 'Trigger', bin ich wahrlich Fan seiner interessanten Plots/Geschichten geworden. Mittlerweile kann der Gute auf eine wirklich sehenswerte Bibliografie zurückblicken. Außerdem erhielt er für seine Werke zahlreiche Nominierungen/Auszeichnungen*.


Grundsätzlich gibt es für mich ja zwei Arten von Psychothrillern: Jene, die leider einzig und allein durch den Hinweis am Cover als solche erkennbar sind, und andere, die es tatsächlich sind. Für Wulf Dorns Bücher gilt meist Letzteres. Meistens.


Das Verschwinden eines Mannes gibt Rätsel auf. Was aber passiert, wenn eine 163-köpfige Dorfgememeinde,...Männer, Frauen, Kinder,...spurlos verschwinden?

In Dorns aktuellem Buch wird eines schnell klar:  Hier wird nicht nach dem Regelfall gespielt.  "Genregrenzen" werden über Bord geworfen, werden quasi eliminiert und machen Platz für Kurioses. Speziell in diesem Fall hat dies aber leider auch zur Folge, dass einige Passagen - vor allem im Mittelteil - recht unlogisch rüberkommen und sich verdammt langwierig anfühlen. Und: Mir persönlich dauerte die Auflösung viel zu lange. Ständig werden neue Impulse gesetzt, immer wieder wird man mit Cliffhangern abgespeist, und der eigentliche Kern der Sache bleibt im Dunkeln, bzw. wird kaum noch zum Thema gemacht.


Interessant fand ich übeigens Dorns kurze 'Vorbemerkung', in dieser er darauf hinweist, dass zwar Hauptgeschichte, Personen und Schauplätze frei erfunden seien, sämtliche Zwischensequenzen aber einen realen Hintergrund vorzuweisen hätten. Sie beruhen, ich zitiere: ["...auf Ergebnissen, die sich innerhalb des einen Jahres zugetragen haben, in dem ich diesen Roman geschrieben habe. Zu Lucy Walkers Geschichte wurde ich durch eine Aufnahme der belgischen Fotografin An-Sofie Kesteleyn inspiriert. Dieses Foto ist ebenso beängstigend wie die in diesem Roman zitierten Schlagzeilen, von denen es (mit Ausnahme der letzten) jede einzelne wirklich gegeben hat."]

Die Idee dahinter finde ich großartig, Problem nur: Leider habe ich keine wirkliche "Schlagzeile" entdecken können. Auch dieser Handlungsstrang um Lucy Walker fand bei mir so gar keinen Anklang.


Fazit:


Um es kurz zu machen: Wulf Dorns Neuling ist zwar bösartig und zeitweise sogar unheimlich, jedoch lassen jegliche Antworten solange auf sich warten, dass man leicht genervt gen Ende der Story blickt. Klar, der Genremix ist da, der Autor lotet hier vieles aus, geht Abseits des ursprünglichen Pfades und überrascht abermals durch seine Vielfältigkeit, aber ich hätte mir vielmehr gewünscht, dass Dorn endlich mal zum Punkt kommt, anstatt ständig um den heißen Brei herumzuschreiben. Da kann es dann schon mal passieren, dass ab der Hälfte des Buches, einem des Rätsels Lösung egal geworden ist. So ging es mir zumindest.


Ich möchte mich hier wirklich ungern als Miesepeter aufspielen, aber so 100%ig hat es mich - aus oben genannten Gründen - nicht überzeugt, weswegen ich dieses Mal mit einer klaren Empfehlung eher geize.


"Fragen über Fragen, und nichts von allem, was er von Laura Schrader erfahren hatte, ergab einen vernünftigen Zusammenhang, geschweige denn einen Sinn." (Auszug "Die Kinder" - Seite 127)


P.S.: Mögliche Alternative: Man könnte sich durchaus über einen Kauf der Hörbuchversion Gedanken machen, schließlich hat man den großartigen David Nathan dafür gewinnen können, jenen Synchronsprecher, der Johnny Depp und Christian Bale regelmäßig seine Stimme leiht.



Inhaltsangabe:


Auf einer abgelegenen Bergstraße wird die völlig verstörte Laura Schrader aus den Trümmern eines Wagens geborgen. Im Kofferraum entdecken die Retter eine grausam entstellte Leiche. Als die Polizei den Psychologen Robert Winter hinzuzieht, wird dieser mit dem rätselhaftesten Fall seiner Karriere konfrontiert: Die Geschichte, die Laura Schrader ihm erzählt, klingt unglaublich. Doch irgendwo innerhalb dieses Wahnkonstrukts muss die Wahrheit verborgen sein. Je weiter Robert vordringt, desto mehr muss er erkennen, dass die Gefahr, vor der Laura Schrader warnt, weitaus erschreckender ist als jeder Wahn.


*http://www.wulfdorn.com/About/

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Kommentare: 1
  • #1

    Janna | KeJas-BlogBuch (Montag, 13 November 2017 06:53)

    Ich muss leider sagen, das Buch das Buch auch nicht gänzlich einnehmen konnte ... Die Vorbemerkung fand ich sehr interessant, die Aufklärung hingegen zu ... wie sagt man dies um anderen nicht zu spoilern - das hatte ich nicht erwartet und finde es unpassend f+ür die Schwere der Thematik! Kann aber nach dem Gespärch (Lesung) mit dem Autor nachvollziehen warum er diesen Weg der Erzählung nahm und finde es sehr gut, das der Verlag das Genre bei einer Neuauflage ändert.

    Dies ist zwar mein ersten Buch von Dorn gewesen und dank seiner wunderbaren Lesung nicht das Letzte! "Trigger" und "Phobia" liegen hier schon (=