Rezension: "Wolf Road" von Beth Lewis

Wolf Road' ist die Geschichte zweier vom Leben gezeichneten Charaktere, die sich in der allergrößten Not zusammenschließen, sich in der Gewohnheit verlieren, voneinander lernen und sich im Reifeprozess der Zeit bis auf das Blut bekriegen.


Die Devise auf knapp 400 Seiten lautet also: 


Altmeister gegen Lehrling.

Jäger gegen Gejagte.

Mörder gegen Mörder.

Kreager gegen Elka.


Alles beginnt mit einem kräftemessenden, dialoglastigen "Prolog" zweier ungleicher Parteien: Zum einen hätten wir Kreager, einen abgebrühten, rücksichtslosen Trapper (= Fallensteller und Pelztier-Jäger), der darum bemüht zu sein scheint, seinem ehemaligen Schützling Elka, das Handwerk zu legen,...und mit "Das Handwerk legen" meine ich natürlich, ihr Schmerz/Leid zuzufügen, zu verletzen, sie leiden zu lassen, und zu töten.

Dieser recht uncharmante Einstieg sorgt gleich zu Beginn dafür, die prägnanten Fronten der beiden Hauptfiguren abzustecken/kennenzulernen und diese dem unwissenden Leser nonchalant zu vermitteln.


Im Laufe der Geschichte lässt Beth Lewis die Gemütszustände der Charaktere ständig umherwandern und definiert den Status des Protagonisten/Antagonisten immer wieder neu.

Dies hat zur Folge, dass man stets das Gefühl hat, eine neuartige, unkopierte Version eines moderenen "Western" vor sich liegen zu haben, der über den gesamten Handlungsverlauf bemüht ist, nicht nur das Duell der zwei Charaktere in den Mittelpunkt zu stellen, sondern auch deren Vergangenheitsbewältigung, bzw. die Beziehungsebene zueinander greifbar zu machen.


Wer jetzt glaubt Lewis speise ihre Leser mit oberflächlichem Geplänkel und elendslangen Landschaftsaufnahmen ab, der täuscht sich.

Vielmehr handelt es sich um einen tiefer gehenden, sprachlich fein komponierten Text, der sich um das Offensichtliche, aber auch um das Verborgene, also um den imens wichtigen Background der Figuren kümmert.

Außerdem stellt die Autorin - die so oft als selbstverständlich wahrgenommene - atmosphärische Komponente klar in den Vordergrund und misst ihr mehr Wichtigkeit bei, als so mancher Aufklärungsarbeit im Handlungsstrang.


Fazit:


Beth Lewis hat es geschafft, zwei Charaktere zu formen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: Ein unschuldiges Mädchen, das von einem vermeintlichen Hinterwäldler großgezogen, zur Jagd ausgebildet wird und um jeden Preis anders sein will. Ein Mann, ein Trapper, der versucht, seiner Rolle gerecht zu werden, in ihr förmlich aufblüht, sie ernst nimmt. Er ist ein Wilderer, ein Einsiedler, ein Mörder.

Und obwohl mir die notwendige Sinnhaftigkeit, bzw. Grundbotschaft im Handlungskonstrukt etwas verloren gegangen ist, baut Lewis rund um ihr ungleiches Pärchen ein atmosphärisches Setting, das über die gesamte Dauer aufrichtig und beständig bleibt.


Von uns gibt es daher eine ganz klare Empfehlung!


Inhaltsangabe:


Nahezu alles, was Elka über die Welt weiß, hat sie von Kreagar Hallet gelernt, einem einsamen Trapper. Elka ist bei ihm groß geworden, nachdem sie ihre Großmutter bei einem schweren Unwetter verloren hat. Viele Jahre lang hat er ihr gezeigt, wie man in einer gesetzlosen und zerstörten Zivilisation, in der die Menschen auf die Gnade der Elemente hoffen müssen, überleben kann. Doch der Mann, den Elka zu kennen glaubte, birgt ein schreckliches Geheimnis. Er ist ein Killer. Ein Monster. Und jetzt, da Elka die Wahrheit kennt, könnte sie sein nächstes Opfer sein. Sie muss vor ihm durch die Wildnis fliehen – und ihre wahren Eltern finden.

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