Rezension: "Die Schatten von Edinburgh" von Oscar de Muriel

Was haben ein grauenvoller, mysteriöser Mordfall, ein toter Violinist, aufgeschlitzte Bäuche, sauber durchtrennte, blutige Kehlen,...ein aus dem Dienst entlassener Inspector, ein abergläubischer Vorgesetzter, Jack the Ripper, und merkwürdig-verfluchte Geigen gemeinsam?


Sie bilden die großartige und zugleich perfide Grundlage für Oscar de Muriels Serien-Auftakt rund um den rüpelhaften, "Etikette-hassenden" Inspector McGray und seinem wohlwollenden/vornehmen Schützling, Ian Frey. Ein außerordentlich ungleiches Protagonistenpärchen, das übrigens sehr stark an die Kultfiguren Holmes&Watson erinnert (Wobei Sherlock gegenüber McGray in Sachen Anstand und Moral, deutlich die Nase vorne hat!) und  - meiner Meinung nach - ehrwürdig in dessen Fußstapfen tritt.

Wir haben es hier aber keinesfalls mit einer billigen Kopie zu tun. Zugegeben: Die schlagfertigen/scharfzüngigen Dialoge, die unfassbare Atmosphäre, die mürrischen/misslaunigen Charaktere, der penetrante Gestank der Seitengassen,...

All das erinnert zwar stark an das im 19. Jahrhundert geborene "Äquivalent", fühlt sich aber beim Lesen ganz anders an.


Oscar de Muriel hat sich sein schriftstellerisches Leben aber auch ganz schön schwer gemacht: Durch die gewählte Ich-Perspektive (Aus der Sicht Ian Freys geschildert) verpflichtet er sich dazu, sämtliches Monologisieren, sämtliches Reflektieren, sprachlich an die damalige Zeit anzupassen. Dies wirkt zwar um einiges authentischer, ist aber um ein Vielfaches schwieriger, als es möglicherweise bei einer auktorialen Erzählung der Fall gewesen wäre.


Fazit:


Durchwegs begeistert, blicke ich auf einen knapp 460 Seiten langen Handlungsverlauf zurück, der in Sachen "Old-School-Mystery" und "History-Crime" voll abliefert und seiner Gattung alle Ehren macht. 

Hervorzuheben ist neben der fantastischen Sprachgewandheit des Autors, neben der zahlreichen gut ausgeführten Dialoge und dem meisterhaften Storytelling, außerdem der wahnsinnig tolle Prolog, der vor allem ein Ziel hatte: Den Leser neugierig zu machen. Bravo, das hat er wahrlich getan.


Die Figuren sind klasse,...die Schauplätze wundervoll,...die Sprache der Zeit angepasst, der Kriminalfall keinesfalls abgeklatscht,...die Dialoge frech, sarkastisch, pointiert,...


Bevor ich hier ins überschwängliche Schwärmen gerate, kürze ich ab:


Wer gut durchdachte, vor allem atmosphärische, unheimliche  Geschichten mag, die - Gott sei Dank - NICHT die Intelligenz beleidigen, ist bei Oscar de Muriel genau richtig! Dass das gute Stück auch noch zwei saucoole Charaktere mit sich bringt und im altertümlichen Gewand (England, spätes 19. Jahrhundert) spitzenmäßig "aussieht", bringt zusätzliche Extrapunkte. Man bedenke: Wir haben es hier mit einem DEBÜTROMAN zu tun!!!


Ich bin wahrlich angetan und kann dieses - wie die 'Publishers Weekly' zusammenfassen würde: "atmosphärische, intelligente, gruselige" - kleine Meisterwerk bedingungslos weiterempfehlen!


Inhaltsangabe:


Edinburgh, 1888. Der begnadete Ermittler Ian Frey wird von London nach Schottland zwangsversetzt. Für den kultivierten Engländer eine wahre Strafe. Als er seinen neuen Vorgesetzten, Inspector McGray, kennenlernt, findet er all seine Vorurteile bestätigt: Ungehobelt, abergläubisch und bärbeißig, hat der Schotte seinen ganz eigenen Ehrenkodex. Doch dann bringt ein schier unlösbarer Fall die beiden grundverschiedenen Männer zusammen: Ein Violinist wird grausam in seinem Heim ermordet. Sein aufgelöstes Dienstmädchen schwört, dass es in der Nacht drei Geiger im Musikzimmer gehört hat. Doch in dem von innen verschlossenen, fensterlosen Raum liegt nur die Leiche des Hausherren ... 


Pressestimmen:


»Ein perfekter Wochenend-Schmöker.« (Isar akutell) 


"Großartige, hochspannende Unterhaltung!" ( The New York Times Book Review) 


"Atmosphärisch, intelligent, gruselig: Sherlock Holmes trifft auf Akte X." ( Publishers Weekly, starred review) 


"Clever, furchterregend und sprachgewandt – eines der besten Debüts des Jahres." ( Crime Review) 


"Der integere Frey und der unorthodoxe McGray sind ein Ermittlerduo, von dem wir noch einiges hören werden." (Sunday Sport)

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Kommentare: 1
  • #1

    Manuela (Mittwoch, 23 August 2017 05:23)

    und wieder ein Buch mehr, das ich lesen muss.