Rezension: "Fay" von Larry Brown

Hinterwäldlerdasein, Missbrauch, Gewalt, Armut, Desorientierung, Einsamkeit,...


All diese grauenvollen Dinge hat Lary Brown (2004 verstorben) zu einem stark konzipierten - aus der Erzählperspektive geschilderten - Geschichte vereint, die hinter jeder dramatischen Passage, hinter jeder scheinbar aussichtslosen Situation und hinter jedem noch so verzweifeltem Hilfeschrei, stets versucht, Hoffnungsschimmer aufkeimen zu lassen.

Dass er für diese Story, für dieses wirklich toll geschriebene Drama, (s)eine 17 jährige, naive, bildhübsche Protagonistin ("Fay") "missbrauchen" hat müssen, wirkt zwar auf den ersten Blick knallhart und ungerecht, wird aber im Laufe der Erzählung nachvollziehbarer, klarer und vor allem erheblicher. Als kleine Entschädigung für den Leser, bringt Brown diese Erzählung in seinen ganz speziellen Kontext, lässt immer mal wieder "die schöne Seite des Lebens" aufblitzen, setzt auf jede Menge Atmosphäre/Nebeneffekte und versucht des öfteren Gedankengänge, Geräusche, Gerüche,...einzufangen und an den Leser weiterzugeben. Es ist fast so, als höre man alte "Country-Klassiker", wärend man sich gleichzeitig einen "hard-boiled" Streifen reinzieht. Dramatik und Leichtsinn, Freude und Leid liegen so unfassbar nah beieinander.

Es sei ihm also - aufgrund des Einsatzes von wunderbaren Landschaftsaufnahmen und dem Einfangen vieler unblutigen, teils aufbauender Momente - verziehen, seine Hauptfigur (über 650 Buchseiten lang) durch die Hölle des amerikanischen Outbacks der späten 90er Jahre (?!) gejagt zu haben.


Fazit:


'FAY' ist aufschlussreich, 'FAY' ist ehrlich, 'FAY' ist schonungslos, 'FAY' ist eindrucksvoll.

'FAY' ist aber auch extrem eintönig, langatmig und kommt irgendwie nicht richtig in die Gänge. 


Eine Erzählung aus der 'Ich-Perspektive' wäre hier sinnvoller gewesen und hätte außerdem enorm viel Positives für die Formung/Gestaltung der Protagonistin tun können (vor allem ihre hässliche Vergangenheit hätte dem Leser dadurch viel deutlicher, zugänglicher, eindringlicher gemacht werden können)


Eine Empfehlung gibts aber in jedem Fall...


Inhaltsangabe:


Der Roman erzählt die Geschichte der 17-jährigen Fay, einer bildhübschen jungen Frau, die von zu Hause, von ihrem gewalttätigen Vater, wegläuft. Mit nichts als einer Packung Zigaretten und zwei Dollar in der Handtasche verlässt sie ihre Hütte im Wald und macht sich auf den Weg Richtung Küste, auf der Suche nach einem bessere Leben. Auf diesem Weg erlebt sie allerhand Bedrohliches, Gewalttätiges, aber auch Liebe und Hoffnung.

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