Rezension: "Aschenkind" von Sofie Rathjens

Warum Sofie Rathjens' Debütroman die Ehre hatte, für den Friedrich-Glauser-Preis 2017 nominiert zu werden, ist spätestens nach Beenden der Lektüre klar!


1. Ihre "Ermittlerin" ist eine merkwürdige, vom Leben gezeichnete, schwarzhumorige Eigenbrötlerin! (Zumindest hatte es für mich den Anschein) Und genau DIESE Protagonisten, diese Sonderlinge braucht das Genre ganz dringend! Bravo.


2. Ihr unverwechselbarer Schreibstil, dieses bewusste vorenthalten diverser Storykomponenten, dieses dem Leser eine Chance geben zu wollen, weiterdenken, sich Gedanken über den Fall machen und sich die Atmosphäre selbst ausdenken zu können, ist schlichtweg großartig und könnte sich zu einem sehr prägnanten Merkmal entwickeln.


3. Die Geschichte selbst ist zwar relativ simpel, lässt sich aber gerade deshalb in so viele beliebige Richungen lenken. Und jene, die Sofie Rathjens sich für ihren Debütroman ausgedacht hat, war eine 100%ige Punktlandung und hat ganz klar, absolutes "Hitpotenzial".


4. Tausche klassisches Ermittlerteam gegen seltsames, unharmonisches Duo. Die Folge: Viele zwischenmenschliche Spannungen, jede Menge Unstimmigkeiten, ein Hauch (un)gewollter Slapstick und eine scheinbar ins Nichts steuernde Auflösung. Stark!


Zusammenfassend muss man Sofie Rathjens ein großes Lob aussprechen. Einerseits überzeugt sie durch gekonnte Neuinszinierung altbekannter Mittel, andererseits punktet sie durch den Verzicht abgedroschener Krimiklischees, vertraut stattdessen auf ihren eigenen Schreibstil und entwickelt aus einem eher unspektakulären Plot, einen wirklich vorzeigbaren Storyverlauf! Über diverse Logikmankos in den Handlungsabläufen der Figuren, bzw. über einige etwas (nja sagen wir mal) merkwürdige Vorgehensweisen in den "Polizeiermittlungen", sehen wir jetzt mal hinweg und verbuchen Rathjens Debüt als durchwegs lesenswert!


Inhaltsangabe:


Leonie ist heilfroh, als sie in dem verschlafenen Dorf im hohen Norden ankommt. Hier will sie endlich Abstand zu ihrer Scheidung gewinnen und in Ruhe als Lehrerin arbeiten. Bald jedoch stößt sie auf einem Acker über ein brutal ermordetes Mädchen. Zusammen mit dem kauzigen Dorfpolizisten Wahnknecht begibt sie sich auf die atemlose Jagd nach einem Mörder, der sich wie ein Phantom wieder und wieder entzieht. Dann kommt auch noch eine alte Dorflegende ins Spiel. Und obwohl Leonie nicht an Geister glaubt, wird das Ganze immer rätselhafter für sie …


Eine wunderbare Landschaft und eine eigenwillige Frau, die zur Detektivin wider Willen werden muss.

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