Rezension: "Matthew Corbett und die Hexe..." von Robert McCammon

Als ich zum ersten Mal von diesem großartigen Titel erfuhr, war ich vollkommen aus dem Häuschen: Es erwartete den Leser ein optischer Leckerbissen, der mit Sicherheit als okkult angehauchter Mystery-Krimi daherkommt, höchstwahrscheinlich perfekt ins Jahr 1699 zurückkatapultiert, und zudem noch mit einem unfassbar starken Plot ausgestattet wurde. Dass McCammon mit dem Bram Stoker Lifetime Achievment Award, sowie mit dem Grand Master Award und World Fantasy Award ausgezeichnet wurde, steigerte meine ohnehin schon gewaltige Vorfreude (aber auch die Erwartungshaltung) gleich nochmal um ein Vielfaches. 

Selbst der "Horror-Meister" himself, hat für Matthew Corbett lobende Worte übrig:


"...eine herausragende Geschichte, fesselnd und voller Spannung..." (STEPHEN KING)


Jetzt zur Gretchenfrage:


Wie steht es tatsächlich um die Story rund um Corbett und die Hexe? Hält der Text was er verspricht, oder hat man es hier mit einem klassischen "außen hui, innen pfui" zu tun?


Robert McCammon hat es zu 100% geschafft, sich von sämtlichen Klischees der Szene zu lösen und dem Sub-Genre neues Leben einzuhauchen. Er verzichtet auf gängige Hexen-Vorurteile, setzt stattdessen auf dichte Atmosphäre und Gänsehautmomente, schildert distanziert, arbeitet genreübergreifend, und verpasst seiner inhaltlichen Aufbereitung einen großartigen altertümlichen Touch.

McCammon hat außerdem extrem viel für die technische Komponente getan und liefert der Story - durch Anpassung des Stils an die Epoche - schlussendlich den passenden/richtigen Sound. 

Da es sich hierbei um den ersten Band einer geplanten Reihe handelt, ist es für mich als Leser nur allzu verständlich, dass der Autor nicht gleich aufs Vollgas treten kann, vielmehr die klaren Handlungsverläufe in den Vordergrund rücken, Akzente setzen muss, um somit die Basis für einen gelungenen Mehrteiler legen zu können.

Auch sprachlich hat 'Matthew Corbett...' einiges zu bieten: So passt McCammon seine Erzählung perfekt an das späte 17. Jahrhundert/ anfänglich 18. Jahrhundert an und lässt Dialoge, Monologe, aber auch einfache Erzählstränge - im besten Sinne - altbacken rüberkommen.


Fazit:


Fakt ist, dass Robert McCammon meine Erwartungen schlichtweg nicht erfüllt hat,...er hat sie meilenweit übertroffen: Bitterböse, atmosphärische Szenen, ein konstant starkes Setting, hervorragend geformte Charaktere, und ein Interesse hochhaltender Handlungsverlauf, machen Band I zu einem wunderbar stimmigen Gesamtkunstwerk.

Zwar darf man sich hierbei keinen klassischen "Pageturner" erwarten, der von vorne bis hinten mit Cliffhangern vollgestopft wurde. Vielmehr bekommt man einen - vom Aufbau her - etwas ruhigeren Erzählstrang, in den sich die wirklich gut charakterisierte Hauptfigur, vom Autor hervorragend hat einarbeiten lassen und deren Weiterentwicklung/Werdegang ebenso eine großartige Umsetzung findet. Außerdem ist McCammon die sprachliche Anpassung an das 17. Jahrhundert so stark gelungen, dass man vor ihm den Hut ziehen müsste.

Und so komme ich zu dem Schluss, dass McCammon mit 'Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal' einen verdammt gut recherchierten, unheimlichen, stilistisch perfekten, mehr als filmreifen Mystery-Krimi vorgelegt hat, der nicht nur unterhaltsam ist, sondern auch auf sprachlicher Ebene zu 100% überzeugt. 


Glasklare Empfehlung!


Inhaltsangabe:


Geht eine Hexe in Carolina um? Das zumindest glauben die Bewohner der kleinen Stadt Fount Royal. Ihr Name ist Rachel Howarth, eine Fremde – wunderschön und mutig. Kein Wunder, dass sie von manchen Einwohnern gehasst wird und den meisten zumindest suspekt vorkommt.


Der fahrende Friedensrichter Isaac Woodward und sein scharfsinniger Gerichtsdiener Matthew Corbett sollen ihr den Hexenprozess machen. Die Beweise sind erdrückend: In ihrem Haus finden sich okkulte Hinweise, sie weigert sich, die Worte des Herrn zu sprechen, und Zeugen berichten von unaussprechlichen Dingen, die sie mit dem Leibhaftigen selbst begangen haben soll.


Aber Matthew zweifelt an den Anschuldigungen. Gibt es so etwas wie Hexerei wirklich? Und wenn Rachel tatsächlich wie ein Dämon durch die Nacht fliegen kann, wieso hat sie sich dann nicht längst selbst aus dem Gefängnis befreit?


In Fount Royal gehen noch weitaus rätselhaftere Dinge vor. Wer ermordete Rachels Ehemann? Wer wäre imstande, eine ganze Stadt zu paralysieren? Und wer würde davon profitieren, wenn die Hexe verbrannt würde?


Es tobt tatsächlich ein Kampf zwischen Gott und Teufel, zwischen Gut und Böse in dieser Stadt, und selbst die Unschuldigen sind nicht länger sicher. Schon bald muss sich Matthew Corbett mit Herz und Hirn dem wahrhaftigen Bösen stellen, das in Fount Royal umgeht …

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