Rezension: "Der Kreis der Rabenvögel" von Kate Mosse

Die britische Schriftstellerin - Kate Mosse - hat im Jahr 2005 mit ihrem archäologischen Detektivroman "Das verlorene Labyrinth" einen Weltbestseller vorgelegt, der übrigens im Jahr 2012 verfilmt wurde. Seit 10. Januar steht nun ihr aktuelles Buch "Der Kreis der Raabenvögel" beim Buchhändler.

 

Der Auftrag der Autorin scheint vorab klar zu sein:

  • Die Atmoshpähre des britischen frühen 20. Jahrhunderts einzufangen (was ihr übrigens auf sprachlichem Wege herausragend gelungen ist.)
  • Die Protagonisten dezent in den Vordergrund zu stellen.
  • Die Schauplätze bewusst altertümlich in Szene zu setzen.
  • Eine übersichtliche, leicht zu folgende Handlung aufzubauen.

Mit den Worten der Zeitschrift "The Independent" klingt das Ganze dann folgendermaßen:

 

„Mosse entwirft eine bravouröse Szene nach der anderen. Dieses Buch steckt voller Herzblut und grandioser Twists. Die unvergessliche Heldin und das spannungsgeladene Geheimnis wird Ihre Gedanken noch lange nach dem Umblättern der letzten Seite beschäftigen.“

 

Der 'Daily Telegraph' kürzt ab und betitelt das gute Stück schlicht als "Kate Mosses bestes Buch".

 

Zuallererst muss man der Autorin ein ganz großes Lob aussprechen: Sie versteht es wirklich gut, den Sound und das Feeling des Jahrhunderts einzufangen und alle  Charaktere sprachlich, sowie handlungstechnisch der Gegebenheiten anzupassen. Soll heißen, dass die Dialoge der Protagonisten, sowie deren Handlungen, der damaligen Zeit sehr stark nachempfunden wurden. So wird das düstere, raue Setting stets glaubhaft ausgefüllt.

 

Und obwohl man die mühevolle Arbeit, bzw. die Liebe zum Detail deutlich spüren kann, verliert sich die Geschichte zu Beginn im Perfektionismus. Dieser extrem fabulierende, ausschweifende Stil der Autorin macht es dem Leser richtig schwer, den eigentlichen Handlungsstrang problemlos rausfiltern zu können. Hier hätte eine gefühlvollere, authentischere Einleitung dem Storyaufbau deutlich mehr geholfen. Hat man einmal diese Barriere überwunden und lässt man sich auf das knapp 390 Seiten lange Konzept ein, so darf man sich auf einen anspruchsvollen, eigenartigen, in dieser Form bisher selten in Erscheinung getretenen Roman - mit ganz leichtem "Thriller-Touch" freuen -, der durchaus die ein oder andere Überraschung zu bieten hat.

 

Fazit:

 

Wir haben es hier mit einem sprachlich sehr ambitionierten Text zu tun, der zwar am Anfang dem Leser einiges an Geduld abverlangt, jedoch mit zunehmender Seitenanzahl, stärker und konstanter wird. 

Da die Autorin den Fokus beim Schreiben eindeutig auf die Atmosphäre setzt, kommt die Figurenausarbeitung, aber auch einige wichtige Storyelemente viel zu kurz.

 

Abgebrühten Lesern, die dem klassischen 0815-Spannungsroman längst abgeschworen haben, für neue Genre-Rezepturen empfänglich sind und daher mal etwas ganz anderes ausprobieren möchten, sei "Der Kreis der Rabenvögel" durchaus ans Herz zu legen.

 

Inhaltsangabe:

 

England, 1912. Connie, die Tochter des Tierpräparators Gifford, lebt zurückgezogen mit ihrem Vater in der Nähe des kleinen Dorfes Fishbourne. Connie kann sich seit einem Sturz vor vielen Jahren nicht mehr an ihre Kindheit erinnern; ihr Vater verweigert jegliche Auskunft. Connie spürt, dass etwas nicht stimmt, denn erste Erinnerungsfetzen kehren zurück, sie fühlt sich beobachtet und verfolgt. Als man eine Leiche in den Sümpfen findet, holt die Vergangenheit Connie, ihren Vater und eine Reihe scheinbar unbescholtener Bürger auf grausame Weise ein.

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