Rezension: "Die Zelle" von Jonas Winner

Die Grundidee des Thrillers, Sammy gegen seinen seltsamen Vater "ermitteln" zu lassen, sorgt für eine äußerst spannende Einleitung. Auch die Atmosphäre des Schauplatzes tut viel Positives für die Anfangsphase. Doch die Euphorie die ich zu Beginn hatte, war leider ab Mitte des Buches wieder dahin: Viele Szenenwiederholungen (Runter in den Keller, wieder rauf, wieder runter, wieder rauf,...) lassen den weiteren Verlauf sehr eintönig wirken. Auch die Figuren geben leider nicht wirklich viel her. Weder Sam selbst, noch alle anderen Protagonisten, haben ein ausgereiftes Profil, bzw. sind mit einer interessanten Hintergrundgeschichte ausgestattet worden. Oft hatte ich das Gefühl, das Sammy sich in manchen Situationen, total untypisch verhält. Jetzt werdet ihr natürlich sagen: "Mensch! Klar handelt der so, der ist elf Jahre alt!!" Was ich meine ist:

 

*****ACHTUNG SPOILER*****

 

Er rennt gefühlte 20 Mal in den Keller, alles ist finster und er lässt aber nicht die geringste Spur von Angst durchscheinen? Er verfolgt seinen Vater, der bedroht ihn mit einer Axt...und 10 Minuten später kuschelt er mit seinem Dad....Hmm...

Hätte mir hier da einfach mehr Kontinuität, mehr Realitätsbezug erwartet...

 

*****SPOILER ENDE******

 

Ein allgemeines Problem, dass ich bei Thrillern sehr oft bemerke, ist die Tatsache, dass dem Autor gegen Ende hin die Luft ausgeht. Meist drückt sich diese "Schwäche" in einem unzufriedenen Ende aus, oder einem wird schon viel früher klar, was hier gespielt wird, und der Leser verliert das Interesse und hat demnach kein Bedürfniss mehr weiterzulesen. Es gibt aber auch ganz selten Thriller, die restlos begeistern,...die es bis zum Ende durchstehen,...und halten, was sie lt. Marketing versprechen.

 

Es ist und bleibt eine Schatzsuche....

 

 

Fazit:

 

Interessante Anfangsphase, die relativ schnell abgelöst wird von ständigen Wiederholungen, ausgeführt durch merkwürdig handelnde Protagonisten. Die Spannung ist durchwegs vorhanden, keine Frage, aber der Geschichte fehlt einfach der nötige Feinschliff in Sachen Durchstrukturierung der Handlung, sowie Figurenausarbeitung.

 

Eine Empfehlung gibts von mir aber trotzdem, da der Thriller sehr unterhaltsam rüberkommt und ohne weiters flüssig zu lesen ist. Blendet man also einige Story-Wehwehchen aus und akzeptiert man einige fehlende Charaktereigenschaften der Figuren, so darf man sich auf unterhaltsame Stunden freuen. Meinen Nerv hats aber leider nicht getroffen!

 

Inhaltsangabe:

 

Sammy ist elf und gerade mit seinen Eltern nach Berlin gezogen. Im Luftschutzbunker der alten Jugendstilvilla, die die Familie im Grunewald bezogen hat, macht er eine verstörende Entdeckung. Ein vollkommen verängstigtes Mädchen, nicht viel älter als er, ist dort unten in einer Zelle eingesperrt, die man mit Gummifolie ausgekleidet hat. Nur durch einen winzigen Schlitz hindurch kann er sie sehen. Am nächsten Tag ist die Zelle leer, das Mädchen verschwunden. Und für Sammy kann es dafür eigentlich nur einen Grund geben: seinen Vater.

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