Rezension: "Totenhaus" von Bernhard Aichner

Der liebe Bernhard hat es schon wieder getan: …seine Blum in die Zwickmühle genommen. Diesmal aber hat sie keine Zeit zum Beute jagen, zum (Z)Erlegen, sondern muss sich so schnell wie möglich irgendwo verkriechen. Da kommt es gerade recht, dass sie in der allergrößten Not, die „richtigen“ Leute trifft, die ihr helfen, ihr zur Seite stehen, sie unterbringen: Im Totenhaus.

 

Zum Autor:

 

Es ist schon erstaunlich, welch außergewöhnliche Ideen im Kopf eines Autors stecken. Sie zu denken ist die eine Sache, alles aufzuschreiben eine andere. Obwohl sich der Tiroler sehr bescheiden gibt, wissen Autoren, aber auch Lesebegeisterte, um sein besonderes Können, aber auch um die Schwierigkeit, gedachtes auf Papier zu bringen. Aichner beherrscht diese Kunst aber aus dem Effeff. Ohne groß herum zu tricksen, wandelt er sein Kopfkino in eine scharfe Schreibe um. Da ist es nicht sonderbar verwunderlich, dass seine Blum überall auf der Welt bekannt wird/ist.

 

Zum Totenhaus:

 

Ein Buch zu schreiben ist schon sauschwer, eine Trilogie hingegen noch viel mehr. Genau aus diesem Grund haben wir mal versucht Bernhard Aichners Anknüpfung an Teil eins als eine eigenständige Geschichte zu betrachten. Die Geschehnisse aus Band 1 rücken daher klarerweise in den Hintergrund, der Fokus liegt auf der Situationsbewältigung der Hauptfigur. Es ist aber interessant zu sehen, wie sich die Protagonistin in diesem wirklich skurrilen Handlungsmeer durchschlägt. Dieses Mal wird es aber deutlich „stranger“ als in Teil 1.
Jede neu dazukommende Figur ist ungefähr so vertrauenswürdig wie ein hinterhältiger Verbrecher, der nix auf die Reihe kriegt und handelt teilweise so irrsinnig, dass man beim Lesen selbst nicht mehr weiß, wer von denen meint es denn jetzt ernst/gut. Dies ist aber absolut im positiven Sinne zu sehen, denn so macht es Aichner dem Leser richtig schwer, hinter die Fassade der Personen zu blicken. Selbst nach Beenden des Buches, stelle ich noch meine Überlegungen an: Soll ich das alles glauben? Erzählen die mir überhaupt die Wahrheit? Wirft er in Band 3 noch einiges um? Ist Blum bemitleidenswert oder selbst schuld?...

Diese Fragen, die ich mir eigentlich das ganze Buch hindurch stellte, die schöne Dialoggestaltung, die seltsamen Personen, die höchst skurrile Kulisse,…bringen mich zum Entschluss: Bernhard Aichner hat einen interessanten 2. Teil kreiert. Wirklich interessant. Die Richtung die er in dieser Fortsetzung einschlägt, hatte ich in der Art und Weise so gar nicht am Schirm. Umso faszinierender war es dann auch zu lesen.

Am besten kauft ihr euch „Totenhaus“ und lest das gute Stück selber durch.

Es war…merkwürdig,…einfühlsam, …traurig,…emotional,…ausufernd,…unüberlegt,…seltsam,…ganz einfach: anders als alles, was ich bisher gelesen habe…

 

@Bernhard: Großes Lob für deine Kreativität, für deinen Mut deiner Blum so einen „scheußlichen“ Beruf vorzusetzen und die Kunst, Geschichten so ungeschönt und empathisch wiederzugeben. Aber vor allem große Achtung vor deiner Gabe, durch simple Einwortsätze, eine Geschichte zu erzählen. Das bekommen nicht viele hin. Ich ziehe den Hut.

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