Rezension: "The Dry" von Jane Harper

Wenn Bestsellerautoren wie Michael Robotham, David Baldacci, John Hart und C.J. Box von "...einem wunderbaren Thriller...", "...Spannung bis zur letzten Seite..." oder "...einem der beeindruckendsten Debüts...." sprechen, und sich Hollywood-Star Reese Witherspoon sofort die Filmrechte unter den Nagel reißt, dann kann man es doch nur mit einer erstklassigen Ware zu tun haben,...

 

...oder?

 

Mit "The Dry" ist Jane Harper ein eindringliches, bildhaftes, nahezu perfektes Thriller-Debüt - abseits des Genre Mainstreams - gelungen. Die Autorin bedient sich zwar einiger "Hollywood-Klischees" und regelt die Spannung phasenweise deutlich runter, weiß diese Zurückhaltung aber mit athmosphärischen Momenten, wunderbaren Settings und blitzsauberen Dialogen aufzupeppen. Außerdem wurde - aufgrund der relativ überschaubaren Haupthandlung - der frei vorhandene Platz für Figurencharakterisierungen bestens ausgenutzt. Aber nicht nur der Hauptstrang wurde verdammt gut abgehandelt, auch der Jahre zurückliegende Mord(??) an einem jungen Mädchen und die immer wieder eingestreuten Vergangenheitssequenzen wurden großartig in die Grundstory eingearbeitet. Weiters positiv anzumerken ist die Tatsache, dass die Autorin auf belanglose Actionszenen - die meistens dem Storyverlauf ohnehin nichts Verwertbares liefern - komplett verzichtet hat.

 

Für mich persönlich war ebenso wichtig, dass Jane Harper - dem Himmel sei Dank - die für das Thrillergenre typischen Cliffhanger, unglaublich präziese positioniert hat, sodass sie zu keinem Zeitpunkt abgedroschen, oder gar aufdringlich wirken. Hätte Jane Harper darauf keinen Wert gelegt, hätte sie die Kapitelschlüsse hanebüchen dargestellt, so wäre für mich, die Qualität der Story um ein Vielfaches gesunken.

 

Weiters möchte ich kurz erwähnen, dass ich das Buch - aufgrund der harmlosen Dosierung der Thrillerelemente ("mehrere überlappende Handlungsstränge", "lange 'Spannungsbögen'", "Cliffhanger", "Red Herrings"*,...), viel eher der Krimiecke zuordnen würde. Schon klar: Natürlich verkauft sich ein "Thriller" im Herbst ganz besonders gut, rate euch hierbei aber tunlichst, "The Dry" als Kriminalroman zu betrachten.

 

Fazit:

 

Mit einem Wort: SENSATIONELL!

 

Dieser Thriller sei all jenen Lesern ans Herz zu legen, die mit atmosphärischen Schauplätzen und dem klassischen hard-boiled Kopfkino - im Stile von "Justified" und "True Detective" - etwas anzufangen wissen. Ich habe weder inhaltlich, noch sprachlich auch nur das Geringste auszusetzen. Daher kann ich dieses unfassbar starke Debüt, UNEINGESCHRÄNKT weiterempfehlen. Ich würde sogar noch weitergehen und behaupten: "The Dry" ist einer der stärksten Thriller/Krimis, die der Markt in den vergangenen Jahren zu bieten hatte.

 

"...Der Tod ändert selten etwas an unseren Gefühlen für jemanden. Meistens intensiviert er sie sogar." (Seite 247)

 

*Erklärung "Red Herring":  (Erklärung findet ihr über den Link: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Red_Herring_(Redewendung)

 

Inhaltsangabe:

 

Die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten lastet wie heißes Blei auf dem ländlichen Städtchen Kiewarra mitten im Nirgendwo. Das Vieh der Farmer stirbt, die Menschen fürchten um ihre Existenz. 

Als Luke Hadler, seine Frau und ihr Sohn Billy erschossen aufgefunden werden, glauben alle, dass der Farmer durchgedreht ist und erweiterten Suizid begangen hat. Aber Sergeant Raco hat seine Zweifel. 

Aaron Falk kehrt nach zwanzig Jahren zum ersten Mal nach Kiewarra zurück - zur Beerdigung seines Jugendfreundes Luke. Bald brechen alte Wunden wieder auf; das Misstrauen wirft seine langen Schatten auf die Kleinstadt. Und in der Hitze steigt der Druck immer mehr... 

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