Rezension: "Smith&Wesson" von Alessandro Baricco

Zu Beginn muss ich gleich mal etwas loswerden: ICH LIEBE THEATERSTÜCKE!!! Egal ob sie lyrisch oder darstellerisch verarbeitet werden,...der Dialog ist und bleibt die ehrlichste/direkteste Ausdrucksform.

 

Was wir bei "Smith & Wesson" vorfinden, ist ein - mehr oder weniger - klassisches Kammerspiel, wie es besser nicht hätte sein können: Man nehme zwei völlig konträre Protagonisten (...in diesem Fall 'männliche'), schanzt ihnen jeweils unterschiedliche Präferenzen zu und lässt sie dann aufeinander los. Anschließend mischt man - zu dieser ohnehin schon skurrilen Situationskomik - noch das mit Abstand gefährlichste Wesen bei: eine Frau. 😉 Ab diesem Zeitpunkt wird's tricky: Denn ab sofort gleichen die Dialoge einer einzigen humorististischen "Eskalation"! (So muss das sein!!!!!) Außerdem werden die Handlungen der Figuren waghalsiger (...durch kurze/knappe Regieanweisungen dargestellt.), die eigene Selbstüberschätzung höher und der Drang sich beweisen zu müssen, stärker. Perfekte Voraussetzung dafür, den Gesprächen eine kräftige Portion Zynismus und Ironie mitgeben zu können, ohne dabei aber an Glaubwürdigkeit, bzw. Ernsthaftigkeit zu verlieren.

Ich würde sogar meinen, dass Alessandro Baricco einen verdammt starken Weg gefunden hat, durch konstante Balance, Humor und Seriosität unter einen Hut zu bringen. (Wohlgemerkt, dass er für sein "Vorhaben" lediglich 111 Buchseiten gebraucht hat!)

 

Incredibile!

 

Fazit:

 

Die Geschichte eines erfolglosen, schuldenscheffelnden Meteorologen und eines selbstmordgefährdeten Leichenfischer, die um die Aufmerksamkeit (jeglicher Art) der jungen, geldlosen Journalistin buhlen, hat Alessandro Baricco phantastisch in Szene gesetzt.

Die vielen ironischen Feinheiten im Dialog, die leichten Slapstickeinlagen und der permanente Zynismus, machen "Smith & Wesson" zu einem ganz besonderen Buch. Aber nicht nur die Tatsache, dass jeder Charakter einen Berg voller Probleme mit sich herumschleppt und diese - früher oder später - an die Oberfläche treten müssen, macht diese Story erzählenswert, auch die Abhängigkeit aller Personen voneinander, sorgt durch und durch für interessante an die Seiten fesselnde Furore.

Und zum krönenden Abschluss, lässt Baricco all diese wunderbaren Absurditäten, diese humorvollen Elemente, qualvoll verenden und baut sie zum finalen Fiasko um. 

 

Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe mich ganz einfach PERFEKT UNTERHALTEN gefühlt. Ich nenne es: Sprachliches Entertainment höchster Güte.

 

Und wie kann es anders sein: GLASKLARE LESEEMPFEHLUNG!!!

 

Inhaltsangabe:

 

Tom Smith und Jerry Wesson haben mit der Waffenfabrik nur die Nachnamen gemein. Echte Abenteurer brauchen keine Waffen. Die Habenichtse lernen sich bei den Niagarafällen kennen, wo sich der eine als Erfinder und Meteorologe, der andere als »Leichenfischer« verdingt. Und dann ist da noch die Journalistin Rachel, die der erste Mensch sein will, der einen Sturz von den Fällen überlebt. Zu dritt wollen sie der Welt eine unvergessliche Geschichte liefern und zu Helden werden.

 

Die Niagarafälle - spektakuläres Naturereignis, irdisches Paradies und mythischer Ort. Sie haben die Phantasie vieler Schriftsteller beflügelt, auch wenn Charles Dickens sagte, dass »jedes Wort über diesen wundervollen Ort nur reiner Unsinn sein könnte«. Als Tom, Jerry und Rachel sich begegnen, hat jeder seinen eigenen Vorteil im Sinn. Um Schlagzeilen zu schreiben, bedarf es einer tollkühnen Tat - und vertrauenswürdiger Helfer. Rachel will sich in einem Holzfass die Wasserfälle hinunterzustürzen und diesen Sturz als erster Mensch überleben. Doch ihr Plan geht nicht auf.

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